Arbeitsmarkt in Remscheid Nur jeder sechste Flüchtling arbeitet

Remscheid · Mehr als 80 Prozent der Geflüchteten können nicht in Jobs vermittelt werden.

 Blick auf den Haupteingang des Jobcenters an der Bismarckstraße.

Blick auf den Haupteingang des Jobcenters an der Bismarckstraße.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das Jobcenter in Remscheid tut sich schwer bei der Vermittlung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Eine Statistik für die Jahre 2016 bis 2019 zeigt, dass die sogenannte Integrationsquote bei den Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in allen Jahren die 20-Prozent-Marke nicht überschritt. 2016 lag sie bei 16 Prozent, im Jahr 2018 erreichte sie mit 18,6 Prozent den bislang höchsten Wert. Bis Oktober wuchs der Bestand an Personen auf 1004, 164 davon fanden Arbeit. Diese Zahlen sind Bestandteil einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine umfangreiche Anfrage der Fraktion Die Linke.

Neben sprachlichen Barrieren nennt die Stadt die nicht stabile Wohnsituation der Geflüchteten als einen Grund für die Schwierigkeiten bei der Vermittlung in Jobs. „Die Kundinnen und Kunden beschweren sich oft über prekäre Wohnverhältnisse“, heißt es in dem Bericht der Stadt. Vor allem die Unterbringung in Sammelunterkünften empfänden die Menschen als belastend. weil Rückzugmöglichkeiten fehlen. Ein Hemmnis bei der Vermittlung in Arbeit sei aber auch der Familiennachzug. Der habe für die Menschen „oberste Priorität und nicht die Aufnahme einer Arbeit“.

Fehlende Unterstützung für die Flüchtlinge erkennt die Stadtverwaltung nicht als Grund für die Vermittlungsprobleme. Die Angebote seien ausreichend, heißt es auf eine Frage der Linken, ob über zusätzliche Maßnahmen nachgedacht wird.

Das gilt auch für die Anzahl der angebotenen Sprach- und Integrationskurse. Acht Träger, darunter auch die VHS, bieten in Remscheid im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Kurse in verschiedener Form an. Drei Kurse finden mit paralleler Kinderbetreuung statt. Es gibt Abendkurse, Kurse speziell für Frauen, auch einen Jugendkurs, der wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht immer stattfinden kann.

Die Integrationskurse werden im Schnitt von jedem zweiten Teilnehmer nicht bestanden. Die Sprachkurse besteht nur jeder vierte Teilnehmer. Die Zahl der Kursabbrecher wird offiziell nicht festgehalten. Eine Nachfrage der Stadt bei den Anbietern vor Ort ergab, dass etwa jeder Zehnte den Kurs vorzeitig verlässt.

Die Sprachkurse decken „wichtige Themen aus dem alltäglichen Leben ab“, heißt es. Es geht um Einkaufen und Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Beruf, Ausbildung, Erziehung, Mobilität oder Medien. Auch gibt es Deutschförderkurse mit Praxisanteil. So wurde zuletzt ein Kurs angeboten, bei dem die Teilnehmer sich die Fachausdrücke für eine Arbeit im Lager aneignen konnten.

Einfluss auf die Inhalte und die Methodik der Kurse hat die Stadt nicht, sie werden vom Bundesamt vorgegeben. Das Jobcenter kann allerdings auswählen, welches Sprachniveau bei einem Berufssprachkurs erreicht werden soll.

Wer es möchte, kann weitere Hilfe bekommen. Das Jobcenter vergibt Gutscheine für zusätzliche Sprachkurse. Zudem gibt es im Stadtgebiet Kurse, die privat von Ehrenamtlern angeboten werden.

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