Remscheid Moscheebau darf Probleme nicht überdecken

Meinung | Remscheid · Immer wieder trifft man Türken, die kaum Deutsch sprechen, obwohl sie seit vielen Jahren in Remscheid leben. Da ist etwas schiefgelaufen.

Remscheid: Moscheebau darf Probleme nicht überdecken
Foto: Christian Peiseler

Das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken ist angespannt. Auch in Remscheid. Die berechtigte Kritik an der autoritären Staatsführung in Ankara und ihrem systematischen Abbau von demokratischen Rechten sorgt für eine erhöhte Sensibilität vor allem den Bürgern der Stadt gegenüber, die sich offen für das Erdogan-Regime aussprechen. Leider aktiviert die politische Großwetterlage auf lokaler Ebene Reflexe, die Vorurteile anheizen und es somit erschweren, auf einer sachlichen und respektvollen Basis miteinander zu kommunizieren. Jüngstes Beispiel sind die eher affektgetriebenen Äußerungen über mangelnden Integrationswillen, als bekannt wurde, dass die Ditib-Gemeinde die Fördergelder für den Umbau des Vorplatzes der Moschee an der Stachelhauser Straße nicht in Anspruch nimmt.

Aus Sicht der muslimischen Gemeinde waren es einzig und alleine finanzielle Gründe, die Gelder von insgesamt 300.000 Euro verfallen zu lassen. Sie sah zunächst keine Möglichkeit, die verlangten Eigenmittel von 20 Prozent aufzubringen. Doch die Skeptiker sahen darin ein taktisches Manöver, den Vorplatz nicht als einen öffentlichen Platz für alle Bürger auszuweisen und damit zu signalisieren, wir wollen mit anderen nichts zu tun haben. Diese Vermutungen lassen sich nicht begründen. Vielmehr stoßen sie alle Remscheider Muslime vor den Kopf, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Der Moscheebau ist zu begrüßen. Wenn er am 3. Oktober des nächsten Jahres offiziell eröffnet wird, ist das ein Festtag für Remscheid.

Der Moscheebau darf aber nicht die Probleme der Integration überdecken. Wer nicht der Blauäugigkeit bezichtigt werden will, muss feststellen, dass zum Beispiel die Zahl von Kindern aus türkischen Familien, die ohne Ausbildung und schulischen Abschluss sind, vergleichsweise immer noch sehr hoch ist. Trotz intensiver Bemühungen seitens der Zivilgesellschaft. Und immer wieder trifft man Türken, die kaum Deutsch sprechen, obwohl sie bereits seit Jahren in Remscheid leben. Da ist etwas schiefgelaufen.

Auch die Verbindung zur der aus Ankara gesteuerten Ditib muss man kritisch im Auge behalten. Imame, die in der Remscheider Moschee dazu aufrufen sollten, sich in Deutschland nicht zu integrieren, haben hier nichts verloren.

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