Nach Starkregen in Remscheid Wilder Morsbach reißt Brücke mit sich - Auto-Werkstatt überflutet

Remscheid · In Remscheid war die Starkregen-Lage am Morsbach besonders dramatisch. Der Pegel stieg jede 15 Minuten um rund 15 Zentimeter. Keller wurden überflutet, eine Autowerkstatt stand meterhoch unter Wasser.

 Die Autowerkstatt Allfolia der Familie Fink sowie angrenzende Büros und Wohnungen im Erdgeschoss standen meterhoch unter Wasser. Erst kurz vor Mitternacht sank der Pegel wieder.

Die Autowerkstatt Allfolia der Familie Fink sowie angrenzende Büros und Wohnungen im Erdgeschoss standen meterhoch unter Wasser. Erst kurz vor Mitternacht sank der Pegel wieder.

Foto: Natascha Fink

Höchstens zwei Stunden haben einige Bewohner im Morsbachtal geschlafen. Bis tief in die Nacht haben sie mit Nachbarn, Freunden und Familien sowie Einsatzkräften vom Technischen Hilfswerk versucht, gegen die Wassermassen anzukämpfen – ohne Erfolg. „Um 17.15 Uhr ging es los, und dann stieg der Pegel kontinuierlich. Jede 15 Minuten um 15 Zentimeter“, schildert Frank Benninghofen die katastrophale Situation rund um sein Fachwerkhaus und die gegenüberliegende Autowerkstatt.

Tatenlos musste er zusehen, wie das Wasser im Keller bis unter die Decke auf eine Höhe von 1,80 Metern stieg. Erst am Donnerstagmittag pumpten Einsatzkräfte der Feuerwehr den Keller leer. Sie kamen seit Mittwochabend kaum nach, alle Notrufe abzuarbeiten, weswegen in der Leitstelle eine Prioritätenliste erstellt wurde. „Wir arbeiten alles nach und nach ab“, sagt Gruppenleiter Dominik Petok, der mit seinen Kollegen das Wasser aus dem Keller in die Fluten des Morsbachs pumpte. „Uns bleibt in diesem Fall leider nichts anderes übrig, weil die Kanalisation nichts mehr aufnimmt.“ Die Hilfsmaßnahme allerdings dauert länger als gedacht, denn das Wasser läuft im Bodenbereich fast so schnell nach wie es abgepumpt wird.

Von mehreren Seiten hat am späten Mittwochabend das Wasser das Gelände überflutet. Die Morsbachstraße hatte sich in einen Sturzbach verwandelt, aus den Hängen wurden Erdmassen und Schotter mitgerissen. Der ständig steigende Pegel verwandelte den Morsbach letztendlich in einen reißenden Fluss, der gegen 23 Uhr die massive Brücke zum Morsbachberg wegbrechen ließ. Vom Geländer und dem Beton ist in der näheren Umgebung nichts zu sehen. „Wir sind jetzt von der Außenwelt abgeschnitten“, sagt Nicole Stöhrer. Sie wohnt in einem Haus auf der Anhöhe, das nur noch über einen Wanderweg mit einem knapp einem Kilometer langen Fußweg erreichbar ist.

Fotos: So wurde Remscheid vom Starkregen getroffen
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So wurde Remscheid vom Starkregen getroffen

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Foto: Jürgen Moll

Besonders schwer getroffen hat es die Familie Fink mit ihrer Autowerkstatt Allfolia. „Seit 30 Jahren wohnen meine Schwiegereltern hier, aber noch nie hat es so ein Problem mit Hochwasser gegeben“, sagt Natascha Fink. Frühzeitig wurde das Technische Hilfswerk verständigt, um die Werkstatt mitsamt des angrenzenden Wohnhauses vor den Fluten zu schützen. „Sie haben uns fast anderthalb Tonnen Sand gebracht, aber es hat nichts gebracht.“ Die Familie konnte mit ihren Helfern die Säcke gar nicht so schnell legen wie der Pegel anstieg. „Die Fluten kamen von allen Seiten“ – kontinuierlich steigend bis 23.30 Uhr.

Erst vor acht Wochen hatte die Familie die Werkstatt saniert. Ein Fahrzeug eines Kunden konnte nicht mehr gerettet werden, es wurde bis auf Höhe der Rückenlehnen überflutet. Gleiches galt für zwei Autos von Natascha Finks Schwager, dessen im Erdgeschoss liegende Wohnung nicht mehr bewohnbar ist. Nun hofft Familie Fink, dass die Versicherung schnell hilft, wenn die ersten Aufräumarbeiten nach der Starkregen-Katastrophe abgeschlossen sind.

 Die massive Brücke zum Morsbacher Berg wurde in der Nacht zu Donnerstag vollständig weggerissen.

Die massive Brücke zum Morsbacher Berg wurde in der Nacht zu Donnerstag vollständig weggerissen.

Foto: Guido Radtke

Nur wenige Meter entfernt haben Anwohner aufatmen können, dass es bei kleineren Wassermengen in den Kellern geblieben ist oder nach dem letzten Unwetter getroffene Schutzmaßnahmen gegriffen haben. An einem Fachwerkhaus direkt an der Kreuzung zur Morsbachstraße hatte die Stadt nach den letzten zwei Starkregen-Vorfällen auf mehreren Metern eine Teerwand gesetzt. Diese hat verhindert, dass das aus den Höhen strömende Wasser in den Keller eingedrungen ist.

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