Remscheider vor Gericht Mordprozess – Zeugen schildern schlimme Details

Remscheid/Wuppertal · Vor Verhandlungsbeginn hatte sich der Angeklagte noch neben seinen Anwalt gesetzt. Der bat ihn dann, in den „Glaskasten“ umzuziehen – in sicherer Entfernung und dazu noch durch Sicherheitsglas geschützt.

 Im Juli wird der Prozess fortgesetzt.

Im Juli wird der Prozess fortgesetzt.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Ob es Gründe für eine solche Maßnahme gab? In der Verhandlung war dazu nichts zu hören. Der 36-Jährige wirkte seltsam distanziert. Auch dann noch, als Lichtbilder aus den Spurensicherungsberichten gezeigt wurden.

Darauf deutlich zu sehen: das Opfer in einer Blutlache auf dem Teppich. Weil die 78-Jährige seine Bitte um Geld abgeschlagen hatte, soll er zum Messer gegriffen und ihr tödliche Schnittwunden am Hals zugefügt haben. Nachdem er sich im Bad die Hände gewaschen hatte, warf er Jacke und Jeans in einen Altkleidercontainer. Danach lief er erst zur Bank, um Geld vom Konto des Opfers abzuheben, und dann in den Tannenhof. Dort nahm er weiter an Therapiestunden teil, inmitten einer depressiven Phase soll er schon Wochen vor der Tat in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. Den behandelnden Ärzten und Psychologen war nichts Ungewöhnliches an seinem Verhalten aufgefallen.

Als Zuhörer im Gerichtssaal: Die Ex-Partnerin und die Tochter des Angeklagten, vor deren Augen und Ohren sich nun ein gemeinsames Leben entfaltet, unter dem sie schon lange vor der Tat gelitten zu haben scheinen. Zeugen aus dem familiären Umfeld hatten ausgesagt, dass der 36-Jährige eine cholerische und zuweilen auch grausame Art an sich gehabt habe. Einmal habe er einen Hund von irgendwoher „angeschleppt“, um sich dann aber nicht mehr um ihn zu kümmern. Die Partnerin bei der Arbeit, die Kinder in der Schule: Der Vierbeiner scheint lästig gewesen zu sein. Als er dann sein „Geschäft“ in der Wohnung verrichtet habe, soll ihn der Angeklagte mit der Schnauze „durchgezogen“ haben.

Erzählt haben sollen das die Kinder, die Verwandte als verängstigt wahrgenommen hatten. Erst seit der Vater kurz vor der Tat im vergangenen Herbst ausgezogen sei, würde man den Sohn und die Tochter häufiger lachen sehen. Davor scheinen Erniedrigungen an der Tagesordnung gewesen zu sein, und vor allem die Spielsucht des Angeklagten hätte das gemeinsame Leben sehr belastet. Dass die Schwiegermutter ihn sogar zu einem Beratungstermin bei der Diakonie begleitet hatte? Alles sinnlos, das habe er nicht nötig – derweilen ging das Drama zu Hause weiter. Am Ende war die Lage eskaliert – und eine Frau tot. Der Prozess wird im Juli fortgesetzt.

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