Automat in Remscheid Mit 20 Cent wird man zum Bienenretter

Westhausen · In Westhausen am Brezel-Wanderweg steht einer der wenigen Bienenfutter-Automaten in Deutschland. Die Idee eines Dortmunder Erfinders hat Besitzer Marcus Lenuck sofort begeistert. Die Resonanz bei Spaziergängern ist groß.

 Marcus Lenuck zeigt den Bienenfutter-Automaten und die Sammelbox.

Marcus Lenuck zeigt den Bienenfutter-Automaten und die Sammelbox.

Foto: Röser, Henning

Wären da nicht die bunten Bienen- und Blumenmotive auf dem leuchtend gelben Gehäuse, man könnte die Stahlkonstruktion mit den beiden Drehknöpfen auf der Straße Westhausen im Remscheider Westen auf den ersten Blick für ein Relikt aus Zeiten halten, als noch Groschen und Markstücke in der Geldbörse lagen. Erster Eindruck: Ein gut erhaltener Kaugummi-Automat, der die Nutzer des hier entlang führenden Brezel-Wanderweges rund um Schloss Burg unterwegs mit Süßigkeiten versorgt.

Tatsächlich aber geht es hier um Nahrung der nachhaltigen Art. Vor dem Haus der Familie Lenuck hängt einer von wenigen Bienenfutter-Automaten in Deutschland. Für 20 oder 50 Cent Einsatz können Wanderer hier eine ein- oder mehrjährige Blüh-Mischung ziehen, die auf Wild- und Honigbienen sowie Schmetterlinge ausgerichtet ist. Was aus diesem Saatgut erwächst, liefert den Fluginsekten ein reichhaltiges Pollen- und Nektarangebot und stärkt die biologische Vielfalt.

Der Automat hat sich in wenigen Wochen als kleine Attraktion entpuppt, berichtet Marcus Lenuck. Vor allem Kinder werden bei Spaziergängen von dem bunt leuchtenden Automaten magisch angezogen. Immer wieder wird Lenuck gebeten, für ein gemeinsames Foto am Automaten zu posieren. Ein Fernsehbericht über die Einweihung des ersten Automaten in Dortmund ließ Marcus Lenuck und seine Schwägerin aktiv werden. Beide waren sich einig: Das wollen wir auch haben. Sie nahmen Kontakt zum Erfinder Sebastian Everding in Dortmund auf. Einige Wochen vergingen, bis der Bastler das Exemplar lieferte. Denn die Nachfrage nach dem Bienenfutter-Automaten ist groß. 18 Exemplare hängen mittlerweile in Deutschland, 24 weitere sind in Arbeit.

„Das war eigentlich als reines Hobbyprojekt geplant“, sagt Sebastian Everding im Gespräch mit der Redaktion: „Es war niemals der Plan, mehrere Automaten zu machen.“ In seiner Begeisterung für alte Technik hatte er zunächst aus einem alten Kaugummi-Automaten einen Witze-Automaten gemacht. Für 20 Cent gibt es in Dortmund eine Plastikkugel mit einem Kalauer.

Seine Freundin habe dann gefragt, ob er dieses Konzept nicht für „etwas Sinnvolles“ nutzen wolle, berichtet Everding. So entstand der Bienenfutter-Automat. Für die Füllung wandte sich Everding, dessen eigener Garten „mit insektenfreundlichen Blumen gestaltet ist“, an die Bienenretter-Manufaktur in Frankfurt. Das unter anderem von der Unesco-Kommission ausgezeichnete Bildungsprojekt für nachhaltige Entwicklung liefert die Kapseln mit den Blühmischungen, eine einjährig (20 Cent), die andere mehrjährig (50 Cent).

Dass die Bienenfutter-Automaten eine Plastikkapsel brauchen, damit sie das Saatgut nach Münzeinwurf freigeben, ist der kleine „Schönheitsfehler“ des Umweltprojektes. Everding besteht daher darauf, dass die Käufer seiner Automaten auch eine Sammelbox mitbestellen, in der die leeren Kapseln für die Wiederverwendung gesammelt werden. Marcus Lenuck hat die Box gleich neben dem Automaten aufgehängt. Und ist mit dem Rücklauf bisher sehr zufrieden.

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