Tat in Remscheid Messerstecherei am Allee-Center – 17-Jähriger schildert Ablauf
Remscheid · Nach Vertagung vor zwei Wochen waren die Anwälte jetzt alle vollzählig. So konnte die Anklage vor den drei Angeklagten – die Älteren aus der U-Haft vorgeführt – um die folgenreiche Messerstecherei vor dem Allee-Center im September 2019 vorgetragen werden.
War es ein Totschlagversuch? Der Messerstich des vermutlichen Hauptangeklagten durch die Schläfe bis ins Gehirn einer möglicherweise streitlustigen Zufallsbekanntschaft mit schweren daraus folgenden Behinderungen, die Schnittverletzungen am Bauch seines Freundes – Anlass und Ablauf der Schlägerei müssen jetzt geklärt werden.
Die Einlassungen des 21-jährigen Hauptangeklagten brachten, vorgetragen von seinem Anwalt, eine gewisse Einsicht in einem Punkt: „Die Tat ist unentschuldbar.“ Einzelheiten zum Ablauf hörte man von ihm nicht, auch nicht vom Jüngsten, der keinerlei Aussagen machen will.
Ausführlicher äußerte sich der 17-Jährige, der sich an die Stunden vor der Tat und „ein wenig Alkohol“ erinnerte. Danach sei er mit dem Älteren um 13.30 Uhr zum Allee-Center gefahren, zu diesem Zeitpunkt habe jeder schon mit dem Sechserpack eines Mix-Bieres „vorgeglüht“ – verstärkt durch eine Flasche Kräuterschnaps mit Energy-Drinks. Beim Älteren soll auch noch ein starkes Beruhigungsmittel dazugekommen sein, gegenteilig wirkend in Verbindung mit Alkohol. Auf dem Weg hinauf zur Kirmes sei der Ältere sogar kurz zusammengebrochen. Der Jüngste im Bunde habe sich vom Alkohol ferngehalten, auch eine passive Rolle beim Streit gespielt.
Das Wortgefecht auf der Kirmes mit den späteren Opfern brachte für alle den Rausschmiss durch die Security, am Bus traf man sich wieder und beleidigte sich während der Fahrt vom Quimperplatz gegenseitig, das demonstrative Spiel des Älteren mit einem Messer heizte die Stimmung wohl noch mehr an.
Beim Aussteigen wurde es handgreiflich, erst Schläge, dann die Messerstiche, dann Tritte auf die am Boden liegenden Opfer. Wer hat von den stark Betrunkenen angefangen? Das ist noch nicht geklärt. Nach der Aussage des 17-Jährigen soll das später schwer verletzte Opfer selber mit einem Taschenmesser gedroht haben. In der Wohnung eines Freundes habe der Hauptangeklagte jedenfalls erklärt: „Ich habe da gerade einen abgestochen!“
Briefe der Angeklagten mit gegenseitigen Beschuldigungen während der Untersuchungshaft trugen eher nicht zur Klärung bei. Die Beweisaufnahme ist noch lange nicht abgeschlossen.