Unternehmen aus Remscheid Messerhersteller spürt wenig von Krise

Remscheid · Die Corona-Pandemie hat vielen bergischen Firmen den Jahresausblick vermiest. Beim Messerhersteller F.A. Schmidt im Morsbachtal blickt die Geschäftsleitung optimistisch nach vorne.

 Geschäftsführer Markus Feldhoff mit einer Singenden Säge, die auch im Morsbachtal produziert wurde. Das Traditionsunternehmen hat eigentlich Kunden aus der Nahrungsmittel- und Stärkeindustrie.

Geschäftsführer Markus Feldhoff mit einer Singenden Säge, die auch im Morsbachtal produziert wurde. Das Traditionsunternehmen hat eigentlich Kunden aus der Nahrungsmittel- und Stärkeindustrie.

Foto: Jürgen Moll

Markus Feldhoff kann nicht sagen, dass man in seiner Firma von der Corona-Pandemie gar nichts mitbekommen hätte. Sorgenfalten hat der Geschäftsführer des Maschinenmesserfabrikanten F.A. Schmidt dennoch nicht. „Wir produzieren seit fünf Jahren auf einem guten stabilen Niveau, und das wird auch 2020 so bleiben“, sagt der gebürtige Münsteraner, der sich seit
20 Jahren in der Geschäftsleitung der Traditionsfirma befindet.

Feldhoff weiß, dass ihm einige Faktoren glücklich in die Hände gespielt haben. „Unsere Herstellungsverfahren sind nicht sehr personalintensiv“, erklärt der frühere IT-Kaufmann, der seit dem Tod seines Schwiegervaters Peter Schmidt die alleinige Verantwortung trägt. Dort konnten die rund 20 Werksarbeiter selbst in den langen Wochen des Lockdowns „weitermachen wie zuvor und ohne Mundschutz oder sonstige Auflagen des Ordnungsamts die Maschinen am Laufen halten“. Kurzarbeit habe es nicht gegeben. Auch von Lieferschwierigkeiten sei die Firma weitgehend verschont geblieben. Nur beim Export nach Übersee habe es „in den Verschiffungshäfen in Hamburg und Antwerpen wegen verspäteter Leercontainer hier und da mal Verzögerungen gegeben“. Der Auftragsbestand sei indes zu keinem Zeitpunkt eingebrochen. Was Feldhoff damit begründet, „dass unsere Kunden in der Nahrungsmittel- und Stärkeindustrie angesiedelt sind“. Dort würden die Reibeblätter aus dem Morsbachtal „selbst in Krisenzeiten stark nachgefragt“.

Für den langjährigen Geschäftsführer, der früher für SAP in München tätig war, bedeutet diese Kontinuität, dass er sich weiter ungestört anderen Herausforderungen widmen kann. Hierzu zählt für ihn beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit: „Mein Ziel ist es, schon bald auf allen Dächern Solaranlagen zu haben.“ Photovoltaik sei dabei nicht nur auf der erst 2017 neu erbauten Lagerhalle geplant: „Auch auf dem historischen Gebäude möchte ich Module anbringen lassen.“ Darüber hinaus plant Feldhoff Verpackungsmaterial, „das zu 100 Prozent recyclebar ist“. Ebenso am Herzen liegt ihm die Wasseraufbereitung: „Es gibt für mich keinen Grund, unser Schleifwasser nicht für unsere sanitären Anlagen zu nutzen.“

Das sind Aufgaben, die er vergleichsweise leicht bewältigen könne. Anders ergehe es ihm mit den Grenzen der Digitalisierung und des Mobilfunks: „So wohl ich mich an diesem idyllischen Standort fühle – das schlechte Internet und die vielen Mobilfunklöcher machen mir täglich zu schaffen.“ An diesem Punkt fühle er sich „auch von kommunaler Seite im Stich gelassen“. Immerhin könne er „als einzelner Geschäftskunde bei der Telekom nichts bewirken“. Weshalb er die Stadtverwaltung in der Pflicht sieht, „für die Gewerbetreibenden vor Ort eine Lanze zu brechen“. Denn die Lösung könne nicht ein Umzug in ein Gewerbegebiet sein. Zumal er gehört habe, dass es vielen Firmen in der Nähe dort „auch nicht viel besser ergeht“. Da könne er seine Firma genauso gut dort lassen, „wo sie seit 1845 steht und hoffentlich auch noch in der nächsten und übernächsten Generation stehen wird“.

Gut gerüstet sei man allemal. Auch weil er sich nicht scheue, „etwas zu tun, was bei manch einem Familienunternehmer im Bergischen Land immer noch verpönt“ sei: „Ich hole mir bei Bedarf auch mal einen Berater ins Haus, wenn ich mir selbst bei einer wichtigen unternehmerischen Entscheidung unsicher bin.“ Noch in Absprache mit seinem Ende 2019 verstorbenen Schwiegervater hat er einen neuen Betriebsleiter mit abgeschlossenem Maschinenbau-Studium eingestellt: „Da haben wir eine etwas andere Personalpolitik betrieben, als dies in der Vergangenheit üblich war.“

Konform mit der bisherigen Linie bleibe er indes in puncto Standort: „Sicherlich spart man Kosten, wenn man die Fertigung in billigere Länder verlagert.“ Bei gerade einmal zwei Dutzend Mitarbeitern sei das Einsparpotenzial im Falle seiner Firma jedoch „zumindest hinsichtlich der Manpower-Kosten eher gering“. Zumal es nicht in Frage komme, am Qualitätssiegel „Made in Germany“ zu rütteln: Das sei Teil des eingetragenen Markenzeichens „Anker-Herz“. Dieses Symbol „steht bei unseren Kunden, insbesondere in Fernost, für höchste Qualität und garantierte Kompetenz“. Daran würde er niemals rütteln, „zumal das gewiss nicht im Sinne der Gründerväter wäre“.

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