Remscheider vor Gericht Messer-Mord – Prozess geht weiter

Remscheid/Wuppertal · Remscheider soll eine 79-jährige Frau mit einem Steakmesser erstochen haben.

 Die Verhandlung wird im April fortgesetzt.

Die Verhandlung wird im April fortgesetzt.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Der Mordprozess gegen einen 35-jährigen Remscheider, der die Stiefgroßmutter seiner ehemaligen Lebensgefährtin mit einem Steakmesser erstochen haben soll, ging unter starken Coronaschutzmaßnahmen beim Wuppertaler Landgericht in einem fast leeren Saal weiter.

Der Kontrast zwischen den Fotos der Rechtsmedizinerin von den tödlichen Verletzungen der 79-Jährigen und der nüchternen, eindringlichen Schilderung seines aus dem Ruder laufenden Lebensweges durch seine ehemalige Lebensgefährtin hätte kaum größer sein können. Kennengelernt hätten sich beide auf der Arbeitsstelle, einem Paketdienst, im Jahr des Fußball-Sommermärchens. Sie im Innendienst, er auf dem geraden Weg zu einem bescheidenen Aufstieg.

Erst Wochenendbeziehung mit getrennten Wohnungen in Barmen und Remscheid, dann eine gemeinsame Wohnung an der Westkotter Straße in Barmen. Eine Hochzeit kam nicht zustande, weil man sich über die Bewirtung der Gäste nicht einigen konnte, aber die Kinder kamen trotzdem. Heimweh nach ihrer Verwandtschaft ließ die Familie wieder nach Remscheid ziehen, in Wuppertal fühlte sie sich nicht wohl.

Eine allmähliche Distanzierung habe ihr zu denken gegeben, dann sei sie dahintergekommen, dass sich erhebliche Schulden angehäuft hätten. Nächtliche Abwesenheiten, erklärt mit Autoüberführungen, stellten sich als kostenintensive Spielhallenbesuche heraus. Trotz regelmäßiger Arbeitsverhältnisse sei es zu Mietschulden gekommen, die er verheimlichte.

Seine Versuche, sich in ihrer Verwandtschaft Geld zu leihen, lösten die Probleme auch nicht. Heftige Streits, besonders wegen fehlender Offenheit, hätten dann zur Trennung an Ostern 2018 geführt. Der Kontakt blieb aber weiter, auch zu den Kindern, auch die Hoffnung, dass sich das Blatt wieder wenden würde. Die Trennung habe er nicht ernst genommen.

Messer habe er mitgeführt, weil er sich bedroht gefühlt hätte. Aber Gewalt wäre nicht sein Ding gewesen, nicht gegen sie, nicht gegen andere. Seine Spielsucht habe er mit einer Therapie vergeblich versucht in den Griff zu bekommen. Ein immer unsteter werdendes Leben mit Umzügen und schließlich einem Video, das man als Schuldanerkenntnis, aber auch als Selbstmordankündigung sehen konnte, ließ sie zur Polizei gehen. Die brachte ihn wieder in den Tannenhof.

Dass er sich in ihrer Familie heimlich Geld geliehen habe, habe sie ihm nicht verzeihen können. Die Liebe sei damals gestorben. Die Zeit zurückzudrehen? Das wäre sein Wunsch gewesen und habe in der Katastrophe geendet. Die Verhandlung wird im April fortgesetzt.

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