Schach in Remscheid Meisterin ihres Fachs

REMSCHEID · Die Remscheiderin Daria Herbertz spielt extrem gut Schach. So gut, dass die 14-Jährige beim Mädchen-Grand-Prix im hessischen Limburg alle anderen Spielerinnen aus Nordrhein-Westfalen hinter sich ließ.

 Daria Herbertz ist eine außergewöhnlich talentierte Schachspielerin.

Daria Herbertz ist eine außergewöhnlich talentierte Schachspielerin.

Foto: Aprin

Die Deutsche Schachjugend tut einiges, um mehr Mädchen ans Brett zu kriegen. Als Turnier-Highlight hat sie dabei den Mädchen-Grand-Prix etabliert. Beim diesjährigen Finale im hessischen Limburg war die Remscheiderin Daria Herbertz erneut beste Spielerin aus Nordrhein-Westfalen.

Sie kehrte als beste Spielerin aus NRW heim und war dennoch nicht ganz zufrieden. Zwei Tage hatte die 14-jährige Daria Herbertz vom SW Remscheid beim großen Finale des Mädchen-Grand-Prix der Deutschen Schachjugend im hessischen Limburg darum gekämpft, endlich einmal auf dem ersten Platz zu landen. Doch wie schon im Vorjahr war es nach fünf langen Runden der Name einer badischen Schachspielerin, der einen Platz vor Herbertz ganz oben in der Rangliste stand.

„Das ärgert mich schon ein bisschen“, gibt die amtierende Bergische Meisterin zu. Denn in diesem Jahr, in dem sie bereits in der Altersgruppe U 16 antreten musste, habe sie keine Gegnerin vor sich gehabt, „die ich nicht hätte schlagen können“. Das habe auch an der durchschnittlichen Spielstärke der insgesamt 15 Konkurrentinnen gelegen, die sich in ihrer Altersgruppe über regionale Vorrundenturniere für das Turnier qualifiziert oder Freiplätze genutzt hatten.

„Die Wertungszahlen waren nicht vergleichbar mit den Spielstärken, die man von einer Landesmeisterschaft gewohnt ist“, erklärt Herbertz. Dennoch nehme sie immer wieder gerne an der nationalen Mädchen-Grand-Prix-Reihe teil. Was eindeutig am Konzept liege: „Hier geht es nicht nur darum, am Brett zu gewinnen, sondern es gibt auch ein tolles Rahmenprogramm.“ Und man treffe auf Vorbilder wie die 24-jährige Hanna Marie Klek, „die eine Großmeisterin im Schach ist“.

Den Großmeistertitel für Frauen verleihe „der Weltschachbund auf Lebenszeit Spielerinnen, die wie Hanna eine internationale Wertungszahl von mehr als 2300 erreichen konnten“. Davon gebe es nur ein paar Hundert weltweit. Wobei Klek jedoch weniger als Vorbild vor Ort war, sondern vorrangig als Referentin für Mädchenschach der Deutschen Schachjugend. Deren jahrzehntelanger Geschäftsführer Jörg Schulz war gleichfalls in Limburg präsent und gab an, mit dem diesjährigen Finale, dem vierten seit Beginn der Turnierreihe in 2015, sehr zufrieden zu sein: „Wir haben erstmals die Zahl 30 bei den teilnehmenden Mädchen überschritten und konnten daher in den vorgesehenen Altersgruppen U 16 und U 12 spielen.“ Und weil der Mädchen-Grand-Prix „einen breitensportlichen Ansatz“ habe, sei er auch mit der Spielstärke zufrieden. Jedoch müsse die Deutsche Schachjugend „die Basis vergrößern und in mehreren Bundesländern weitere Qualifikationsturniere austragen, um noch mehr Mädchen dieses Spielangebot bieten zu können.“

Denn leider seien „unter den jugendlichen Mitgliedern der Deutschen Schachjugend nur rund 17 Prozent Mädchen“. Was eine bestimmte Entwicklung bedinge: „Da Jungs dominanter sind, wie auch in der Schule, stehen sie meist im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Trainer. Die wenigen Mädchen können sich also weniger durchsetzen, und ihnen wird in den Vereinen auch weniger Aufmerksamkeit geschenkt.“

Das führe „zu einer unterschiedlichen Form der Förderung und zu einer unterschiedlichen Entwicklung der Spielstärke“. Weshalb es beim Schach als Turniersport ab der Ebene der Verbandsmeisterschaften neben einer offenen Klasse für Mädchen und Jungs auch weiter reine Mädchenturniere gebe: „Würden die Mädchen immer mit den Jungs spielen, hätten sie weniger Erfolgserlebnisse.“ Es würde die Gefahr steigen, „dass die wenigen Mädchen die Lust am Schach noch schneller verlieren.“

Dem wirke man nicht nur mit eigenen Mädchenturnieren entgegen, sondern auch „mit mädchenspezifischen Angeboten wie Mädchencamps“, die vom zuständigen Bundesministerium „sehr gut gefördert werden“. Ohne Camps dieser Art und eigens für Mädchen konzipierte Turniere hätte vielleicht auch die junge Gymnasiastin Daria Herbertz, die mit dem Schachspiel als Erstklässlerin begann, schon vor einigen Jahren die Lust an Matt und Remis verloren.

Das weiß auch ihr Trainer Holger Freiknecht, der es begrüßt, „dass die Deutsche Schachjugend den Mädchen so viele Angebote macht“. Hierdurch erhalte seine aktuell beste Schülerin, außer der beim SW Remscheid nur noch die amtierende U 14-Vize-Verbandsmeisterin Zoe Beckert als weiblicher Turnierspieler aktiv ist, zusätzliche Trainingsmöglichkeiten.

„Und wenn sie dann noch als erfolgreichste Spielerin aus Nordrhein-Westfalen den zweiten Platz in der Gesamtwertung erzielt, freut mich das natürlich riesig“, betont Holger Freiknecht.

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