Angriff in Remscheid Mäusebussard attackiert Läufer auf Waldweg

Remscheid · Es hätte ein idyllischer Morgenlauf werden sollen, er endete aber mit einer blutenden Wunde am Hinterkopf und dem unangenehmen Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein, in Hitchcocks „Die Vögel“.

 Offenbar hat der Mäusebussard unseren Redakteur als eine Bedrohung für sein Gehege angesehen.

Offenbar hat der Mäusebussard unseren Redakteur als eine Bedrohung für sein Gehege angesehen.

Foto: ZB/Patrick Pleul

Der Wupperhöhenweg in Westhausen, der das Eschbachtal mit dem Morsbachtal verbindet und Ausblicke auf Schloss Burg gewährt und unter der Müngstener Brücke her führt, zählt zu den beliebten Wander- und Laufstrecken in Remscheid. Doch zurzeit lauert Gefahr in den Baumwipfeln. Zunächst dachte ich, es wäre ein Zufall gewesen, dass am Beginn der morgendlichen Laufrunde ein Bussard knapp von der Seite her meinen Laufweg streifte. Elegant gleitete der braune Vogel zwischen den Bäumen durch und verschwand irgendwo. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich auf dem Kiecker hat.

Drei Kilometer weiter, die Westhauser Straße war bereits überquert, spürte ich einen schweren Schlag auf meinem Hinterkopf. Ich zuckte zusammen, bückte mich weg und sah den Greifvogel, wie er lautlos im Bogen in den Wipfeln verschwand. Von hinten hatte er mich angegriffen. Ich stoppte und ging zu Fuß weiter, mich ständig umdrehend, ob nicht ein weiterer Angriff folgte. Ich blutete am Hinterkopf. Entspannung hatte ich mir anders vorgestellt. Oder sehe ich aus wie eine Maus?

Offenbar hat mich der Mäusebussard als eine Bedrohung für sein Gehege angesehen. In der Regel sind Greifvögel nämlich Menschen gegenüber zurückhaltend. Während der Brut- und Fütterungsphase der Jungen kann es jedoch zu solchen Angriffen kommen. Das bestätigt auch Markus Wolff, Remscheids Oberförster und erster Waldschützer. Bis die Jungen selbstständig sind, sorgt das Männchen nicht nur für ihre Nahrung, sondern auch für ihren Schutz. Der Horst befindet sich häufig auf Bäumen am Waldrand und wird vom Vogelvater aufmerksam beobachtet. Große, sich schnell bewegende Menschen werden manchmal als Attacke auf den Nachwuchs empfunden. „Das gilt für wenige Wochen im Jahr, meist Ende Mai, Anfang Juni“, sagt Wolff. Die Idee, das Gebiet vorübergehend zu sperren, kontert er engagiert: „Das ist Natur. Der Mensch stört die Vögel, nicht umgekehrt.“ Es würde sich so oder so keiner daran halten.

Wolff freut sich, dass sich im Bergischen wieder große Vogelarten angesiedelt haben. Der Rotmilan, der Kolkrabe, der Uhu, der Schwarzstorch — fast alle Vögel sind wieder da. Vor zehn Jahren habe der Wald viel vogelärmer ausgesehen. „Das ist ein Erfolg des Naturschutzes“, sagt Wolff. Für Läufer, die sichergehen wollen, ohne aufgeschlitzte Kopfhaut die Runde zu beenden, kann das nur heißen, den Laufweg zu ändern. Bei meiner morgendlichen Runde durchs Stadion Reinshagen habe ich nur eine Amsel gesehen, die vor mir wegflog.

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