Ansichtssache in Remscheid Lasst die Jugend erst mal in Ruhe

Meinung | Remscheid · Der „Runde Tisch“ mit der Bewegung „Fridays for Future“ und der Stadtgesellschaft kann noch warten.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es macht ein wenig stutzig, mit wie viel Beifall die Vertreter des Sprecherrates „Fridays for Future“ von den verschiedenen Gruppen begrüßt werden. Wenn junge Menschen sich für ihre Umgebung interessieren und einsetzen, dann ist das eine erfreuliche Angelegenheit. Ohne Zweifel. Irgendwie scheint man ein Aufatmen zu hören, dass endlich mal wieder eine junge Generation heranwächst, die politisch aktiv wird.

Freundlich im Ton, verbindlich im Auftritt. Mit denen kann man zusammenarbeiten, denken viele. Noch tut es ja auch nicht weh. Noch geht es um die ganz, ganz kleinen Schritte in Remscheid. Um Wasserspender in den Schulen. Aber was passiert, wenn die Jugend mal eine Forderung auf den Tisch legt, die einen radikalen Wechsel in der Kommunalpolitik zur Folge hätte. Zum Beispiel noch einmal zu überlegen, ob es wirklich gut für die Zukunft Remscheids ist, wenn durch das Designer-Outlet-Center Tausende von Autos über die Autobahnen nach Lennep gelockt werden. Aus Sicht eines Klimaschützers kann man solch ein Projekt auf keinen Fall genehmigen? Dann würden 700 Schüler auch mal die Trecknase blockieren. Ob dann noch alle jubeln?

Die Jugend hat nicht die besseren Argumente, nur weil sie jung ist und den größten Teil ihres Lebens vor sich hat. Die Bewegung muss lernen, ihre Vorstellungen in den demokratischen Prozess der Willensbildung einzuspeisen. Das ist häufig ein mühsamer Prozess, bei dem viele Aspekte beachtet werden müssen. Manchmal ist es auch ein zermürbender Prozess, weil die sachliche Argumentation unter der politischen Profilierung zu leiden hat. Der Sprecherrat soll die Unterstützung bekommen, die er haben möchte. Aber ihn direkt zu einem „Runden Tisch“ zu bitten, wie es die SPD möchte, hat etwas vom Gestus einer erdrückenden Umarmung. Lasst die Jugend erst mal in Ruhe. Der „Runde Tisch“ kann warten.

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