Ansichtssache in Remscheid Klosterkirche sendet wichtiges Lebenszeichen

Meinung | Remscheid · Kultur ist nicht systemrelevant. Sie ist lebensrelevant. Ohne diese Einstellung hätten es der Verein Klosterkirche und seine Helfer nicht zu Wege gebracht, sich aus den finanziellen Trümmern zu erheben und weiterzuarbeiten. Unter erschwerten Bedingungen und mit ungewissem Ausgang.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wer also will, dass die Klosterkirche auch in Zukunft weiter Programm anbieten kann, der sollte seine Zustimmung mit dem Kauf einer Karte zum Ausdruck bringen. Natürlich besteht ein gewisses Risiko, sich in einem geschlossenen Raum länger aufzuhalten. Es ist aber auch nicht viel größer als der Besuch in einem Supermarkt oder Restaurant. Wer die AHA-Regeln einhält – Abstand, Hygiene, Atemschutz –, der minimiert die Gefahr. Eines lässt sich heute schon sagen: Bleiben die Zuschauer aus, findet das Programm keine Resonanz, dann bricht der Verein zusammen. Das gilt nicht nur für die Klosterkirche. Das gilt auch für das Westdeutsche Tourneetheater, das Rotationstheater und andere kleine Formate in der Stadt

Das Teo Otto Theater als Kulturinstitut, das mit städtischen Mitteln finanziert wird, ist in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Keiner der Angestellten muss um seinen Arbeitsplatz fürchten, keiner ist von existenzieller Not betroffen.

Deswegen war es in erster Linie ein Zeichen der Solidarität, dass vor den Ferien ein kleiner Corona-Spielplan mit großem Engagement in kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde und dort Aufführungen zu sehen waren, die sonst im WTT, in der Klosterkirche oder im Rotationstheater stattgefunden hätten. Die Einnahmen gingen an die jeweiligen Bühnen. Und Sven Graf, der künstlerische Leiter des Theaters, hat ein Lebenszeichen der Kultur gesendet in Zeiten, in denen der Horizont dunkler wird.

„Berlin kann jeder, Remscheid muss man wollen . . .“ – so lautet der Titel einer Produktion der Landesbühne Dinslaken in der neuen Saison. Das Projekt trifft auf eine Mentalität in der Stadt, die es seit Jahrzehnten gibt. Kultur sei Beiwerk, Kultur sei etwas für wohlhabende Bildungsbürger, und so weiter . . . Kultur in Remscheid muss man wollen. Dieser Wille ist in der Klosterkirche greifbar, erlebbar, spürbar. In Krisenzeiten bekommt Kultur ein wichtige Rolle. Sie bietet die Möglichkeit, das Leben in Corona-Zeiten aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

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