Handzahmes Tier aus Remscheid Tragisches Ende für die Kitze von Reh „Röschen“

Remscheid · Die Eheleute Haack aus Remscheid sind Zieheltern eines Rehs. Nun hat „Röschen“ zwei Junge bekommen - doch leider endete die Geschichte tragisch.

 Rainer Haack mit Röschen. Die Fotos von ihr und ihren Kitzen machte er kurz nach deren Geburt.

Rainer Haack mit Röschen. Die Fotos von ihr und ihren Kitzen machte er kurz nach deren Geburt.

Foto: Jürgen Moll, Rainer Haack

Gespannt hatten Rainer und Carmen Haack Anfang Juni den Tag der Geburt erwartet. Das zahme Reh, das im Garten der Familie in Lüttringhausen aufgewachsen war, hatte hochtragend immer häufiger vor dem Haus gelegen und sich ein schattiges Plätzchen gesucht. Rainer Haack hatte Röschen als sehr junges Kitz sterbend vor seinem Gartentor gefunden.

 Das Kitz versteckte sich im Unterholz.

Das Kitz versteckte sich im Unterholz.

Foto: Rainer Haack

In der Nacht auf den 11. Juni brachte es dann zwei gesunde Kitze zur Welt. "Als sie sich einen Tag lang nicht bei uns im Garten blicken ließ, da ahnten wir es schon", sagt Rainer Haack. Im vergangenen Jahr hatte Röschen noch am Gartenzaun ihre beiden Kitze zur Welt gebracht, in diesem Jahr wich sie in den Wald aus, weil Rinder auf ihrer Wiese grasten.

 Der Ziehvater konnte die Ricke fotografieren, als sie ihr Junges säugte.

Der Ziehvater konnte die Ricke fotografieren, als sie ihr Junges säugte.

Foto: Rainer Haack

Die Ricke hatte den Ziehvater zu den Jungen geführt

Also machte sich Rainer Haack am 11. Juni auf den Weg in den Wald. Und es war, als hätte Röschen ihn schon erwartet. Sie stolzierte vor ihrem Ziehvater zum Versteck ihrer beiden Kitze und erlaubte ihm einen vorsichtigen Blick. In den nächsten Tagen sahen Carmen und Rainer Haack ihr Röschen deutlich seltener als sonst. Das Reh hatte zu tun. "Manchmal entdeckte ich sie mit ihren Kitzen am Waldrand", sagt Rainer Haack.

Schock wenige Tage nach der Geburt der Kitze

Aber nur wenige Tage später fehlte jede Spur von den jungen Tieren. Rainer Haack entdeckte das erste Kitz schließlich auf einer benachbarten Wiese im hohen Gras, auf der Pferde standen. Beim Wälzen hatten sie das Kitz erdrückt. "Rehe legen ihre Jungen ab", erklärt Rainer Haack. Dann machen sie sich auf Futtersuche. Zum Trinken werden die Kitze dann wieder gerufen. Aber auch das zweite Junge tauchte nach jenem Tag in der Wiese nicht mehr auf. "Manchmal habe ich Röschen noch gehört, wie sie nach ihren Kitzen gerufen hat", sagt Rainer Haack. Aber sie blieb allein. Er geht davon aus, dass sich das zweite, verletzte Junge zum Sterben in den Wald gerettet habe.

Von dem zweiten Kitz fehlt jede Spur

"Wir haben es nicht mehr gefunden", sagt er.

Gemeinsam mit Röschen trauerte er um die Kitze und fühlte sich ein bisschen an die ersten Tage erinnert, als sein Reh vor zwei Jahren zu ihnen gekommen war. Als Kitz hatte sie Mutter und Bruder verloren und im Garten von Rainer Haack ein neues Zuhause gefunden. Gemeinsam mit Ehefrau Carmen hatte Rainer Haack das Tier aufgezogen, um sein Leben gekämpft und Freundschaft geschlossen.

Als es Zeit wurde, den sicheren Garten zu verlassen, hatte er dem jungen Reh im Wald alles gezeigt, was es wissen musste, um zu überleben. Röschen hatte ihren Weg in den Wald gefunden - aber seit dem vergeht kaum ein Tag, an dem sie ihren Retter im Garten nicht besuchen würde. Auch in der Trauer um die Kitze.

Allerdings würden Tiere dann auch schnell zum Alltag übergehen, weiß Rainer Haack. "Sie kämpfen um das Leben ihrer Jungen bis zum Letzten", sagt er, "aber wenn sie es nicht schaffen, machen sie weiter." Und so ist Röschen in ihr altes Leben zurückgekehrt. Jeden Tag stattet sie ihrem Plätzchen bei Familie Haack einen Besuch ab, knabbert an Blättern und lässt sich mit Möhren verwöhnen.

(RP)
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