Institution in Remscheid Papiertheater ist Immaterielles Kulturerbe

Remscheid · Sieglinde Haase hat bereits im Juli 2019 den Antrag gestellt, knapp zwei Jahre später wurde dieser von der UNESCO positive beschieden. Die Anerkennung gilt dabei für die Kunstform allgemein.

 Seit 21 Jahren spielen Sieglinde und Martin Haase Stücke in ihrem Papiertheater und kümmern sich auch um den Erhalt der Kunstform.

Seit 21 Jahren spielen Sieglinde und Martin Haase Stücke in ihrem Papiertheater und kümmern sich auch um den Erhalt der Kunstform.

Foto: Jürgen Moll

Haases Papiertheater ist in Remscheid ein beliebter Treffpunkt für Menschen, die Nostalgie mögen. Das ganze Leben des Theaters – und das aus Papier und in Miniatur. Die Besucherinnen und Besucher bei Sieglinde und Martin Haase an der Ackerstraße schätzen vor allem den liebevollen Detailreichtum der Bühnen und Inszenierungen. Natürlich hat Corona das alles in den vergangenen Monaten eingeschränkt. Aber dennoch war das Ehepaar in dieser Zeit alles andere als untätig. Das Theater ist umgebaut worden, die Sitze sind auf die andere Seite des Theaterraumes gewandert. Und auch das angrenzende Museum ist auf mittlerweile 25 Bühnen angewachsen. „Darunter ist auch ein Guckkasten von 1750, das ist das älteste Stück. Die tatsächlichen Bühnen sind von 1880 bis 1989 – alles Originale, keine Nachbauten“, sagt Sieglinde Haase.

Eine Tatsache, die allerdings, ganz unabhängig von Corona, ihren Ursprung bereits im Jahr 2019 hatte, ist nun Ende März realisiert worden. „Wir sind als Immaterielles Kulturerbe anerkannt worden“, sagt Sieglinde Haase voller Stolz. Wir, das heißt in diesem Falle nicht Haases Papiertheater alleine – sondern das Papiertheater als Kulturform. „Ich habe vom Drehorgelmuseum in Meinerzhagen gehört, das den Antrag für die Drehorgel gestellt hat. Die Kulturform wurde sogar zum Weltkulturerbe ernannt“, sagt Sieglinde Haase. Sie habe daraufhin eine Dozentin in Paderborn angerufen, die für Nordrhein-Westfalen zuständig sei. „Ich habe mich im Juli 2019 bei ihr erkundigt, die Bewerbungsphase hatte aber bereits im April begonnen. Sie hat mich aber ermutigt, mich dennoch zu bewerben“, sagt Sieglinde Haase. Es habe sich um ein umfangreiche Bewerbungsverfahren gehandelt – viele Fragen, viele Themenbereiche, viele Informationen, die abgefragt worden seien.

„Es ging dabei um die heutige Praxis des Papiertheaters, um die Weitergabe von Wissen und Können, um Entstehung und Wandel der Kulturform, aber auch um ihre Wirkung, die Risikofaktoren ihrer Erhaltung und den Zugang und die Beteiligung der Menschen an der Kulturform“, zählt Sieglinde Haase einige der Themen auf, über die sie für die Bewerbung Rechenschaft habe ablegen müssen. Dazu habe sie zwei Begleitschreiben von sachkundigen und unabhängigen Gutachtern beifügen müssen. „Dafür konnte ich zwei Professoren gewinnen“, sagte Sieglinde Haase.

Die Remscheiderin betont, dass sie Bewerbung nicht im Namen eines Vereins oder Verbandes gestellt habe, sondern als Einzelperson. „Aber jeder Papiertheaterbetreiber in Deutschland hat nun etwas von der Anerkennung durch die UNESCO“, sagt sie. Es habe vier Bewerber aus Nordrhein-Westfalen gegeben, die im April des Vorjahres den Bescheid bekamen, dass sie Teil der 64 bundesweiten Bewerber geworden seien. „Das hat dann wieder fast ein Jahr gedauert, in dem ich nichts mehr gehört habe. Auch Nachfragen haben da natürlich nichts gebracht“, sagt Sieglinde Haase schmunzelnd. Schließlich sei Ende März dieses Jahres dann das lang ersehnte Schreiben der Kultusministerkonferenz im Briefkasten gelegen. „Wegen Corona gibt es die offizielle Urkunde erst in der zweiten Jahreshälfte, aber die Anerkennung haben wir schon vorliegen – und können das UNESCO-Logo auch verwenden“, sagt Sieglinde Haase.

Ein wichtiger Teil der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe sei die Voraussetzung, die Kulturform des Papiertheaters weiterzugeben. „Mein Mann gibt Workshops an der Akademie am Küppelstein – dadurch wird das Wissen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben“, sagt Sieglinde Haase. Die Beschäftigung mit der Bewerbung sei zwar sehr zeitaufwändig gewesen, habe ihr aber auch viel Spaß gemacht. „Das waren sechs oder sieben Wochen stramme Arbeit – aber es hat sich auch sehr gelohnt“, sagt die Remscheiderin schmunzelnd. Und das habe sie auch beim Durchlesen des Bewertungsschreibens der UNESCO gesehen. „Denn da habe ich gemerkt, dass dort sehr genau gelesen wurde – etwa an gewissen Formulierungen, die in meiner Bewerbung nur ein einziges Mal erwähnt wurden und dann in dem Bewertungstext auftauchten“, sagt Sieglinde Haase.

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