Europawahl in Remscheid Grüne blicken nach Erfolg schon auf die Kommunalwahl

Remscheid · Der Rückenwind aus Berlin trägt den Remscheider Kreisverband auf ungeahnte Höhen. SPD-Geschäftsführer Antonio Scarpino adelt die Grünen als dritte Volkspartei und kündigt eine intensive Analyse des eigenen Abschneidens an.

 Wahlhelfer Lukas Beck gibt die Stimmzettel im Wahllokal in der Grundschule Reinshagen aus. Insgesamt waren gestern in Remscheid 400 Wahlhelfer im Einsatz.

Wahlhelfer Lukas Beck gibt die Stimmzettel im Wahllokal in der Grundschule Reinshagen aus. Insgesamt waren gestern in Remscheid 400 Wahlhelfer im Einsatz.

Foto: Peiseler, Christian

Die Grünen sind auch in Remscheid der klare Sieger der Europawahl. Mit 21,44 Prozent lagen sie am Ende klar vor der SPD, wurden damit zweitstärkste Kraft. Ihr Ergebnis von 2014 haben sie damit fast verdreifacht. „Der Sekt ist schon fast aufgetrunken“, sagte ein hochzufriedener Kreisvorstand Frank vom Scheidt. Im sehr guten Abschneiden sieht er einen klaren Auftrag für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Ein zweistelliges Ergebnis sei dabei ganz sicher drin. Dieses Ziel müsse man sich nach diesem Abend setzen. Man werde auch von den Personen her dem Wähler ein überzeugendes Angebot machen.

Von „einem Debakel“ für die SPD sprach Geschäftsführer Antonio Scarpino gerade heraus. „Die Grünen sind ab heute die dritte Volkspartei in Deutschland.“ Mit Sorge hat er beobachtet, dass die AfD in manchen Wahlbezirken in Remscheid vor der SPD liegt. Für die Kommunalwahl im kommenden Jahr müsse die Partei nun sehr genau überlegen, wie sie in den Wahlkampf geht. Für die Analyse des Wahlergebnisses müsse man sich „ein paar Monate und nicht nur ein paar Abende“ Zeit nehmen. Der SPD im Bund fehle ein Thema, dass sie alleine mit zugespitzter Botschaft besetze. „Wir sind mit allem in der Mitte“. Gerade bei den jungen Leuten komme die Partei nicht an. Das sei ein Trend, der schon länger zu beobachten sei.

Kaum in Feierlaune war auch CDU-Parteivize Markus Kötter. Zwar empfindet er das Ergebnis insgesamt „nicht als große Überraschung“, den Urnengang aber nur als Europawahl abzutun, die wenig mit Remscheid zu tun habe, sei zu leicht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Kommunalwahl schon im kommenden Jahr ansteht, müsse die CDU das Ergebnis sehr genau analysieren.

„Nicht abschmieren“, hatte Fritz Beinersdorf (Linke) vor der Wahl als eine Losung für den Sonntag ausgegeben. Das wurde geschafft. Nur 0,7 Prozentpunkte wurden abgegeben. Dass allerdings die Grünen, „die in Remscheid gar keine grüne Politik machen“, trotz Ja zum DOC so gut abschneiden, verblüfft ihn doch. Ebenso wie die Tatsache, dass die Linke auch in ihren starken Wahlkreisen geschwächelt hat.

Nicht ganz zufrieden war Ernst Otto Girtke von der AfD. Zwar hat seine Partei gegenüber dem Urnengang von 2014 vier Prozent zugelegt. Aber das Ziel 10 Prozent plus X wurde verfehlt. In den kommenden Wochen will die AfD klären, ob sie bei der Kommunalwahl antritt.

Drei Prozent hat die FDP gegenüber der Europawahl 2014 zugelegt, aber so richtig zufrieden war auch Parteichef Torben Clever nicht: „Ein bisschen mehr hätte es sein dürfen“.

Die Auszählung der mit 40 Parteien sehr langen Wahlzettel verlief ohne Zwischenfälle. Um 18.30 Uhr kam die ersten Schnellmeldung aus dem Stimmbezirk Lennep 2.Um 20.45 Uhr waren dann 64 von 67 Bezirken ausgezählt.

Die Wahlbeteiligung stieg dem Bundestrend folgend auch in Remscheid gegenüber 2014 deutlich an und landete am Ende bei einem sehr guten Wert von 56 Prozent.

Einen Wasserschaden gab es in Bergisch Born in dem Gebäude, wo das Wahlbüro war. Der Wahlraum sei aber nicht betroffen gewesen, sagte Jürgen Beckmann vom Bürgeramt. Sonst lief alles glatt.

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