Treffen in Remscheid Gartenprojekt soll Nachbarschaft stärken
Honsberg · Der Stadtteilgarten des Nachbarschaftsprojekts „Honswerk“ am Honsberg wird von den Menschen vor Ort gemeinsam gestaltet. Wir haben ihnen einen Besuch abgestattet.
Eigentlich wollte Nadine gar nicht an der Verschönerungsaktion des Stadtteilgartens teilnehmen. „Ich fand das doof, weil der Garten uns früher mal gehört hat, als wir noch hier gegenüber gewohnt haben. Und ich wollte, dass der so bleibt, wie ich ihn in Erinnerung habe“, erzählt die Zehnjährige, während sie mit dem Fuß kräftig auf eine Schüppe tritt. „Aber jetzt finde ich das eigentlich ganz gut hier.“ Gartenmeister Klaus Nöske schaut ihr lachend über die Schulter, erklärt, warum die Schülerin genau an dieser Stelle den Boden aufbrechen soll. „Hier unter der Erde liegen noch Ziegelsteine, die wegmüssen, weil genau hier dann eine neue Terrasse entstehen soll.“
Der Stadtteilgarten: Noch ein abschüssiges Stück wild verwachsenes Brachland unterhalb der Halskestraße und des Künstlerviertels „Ins Blaue“ – eins von unzähligen Projekten der Initiative Honswerk, die hier ein urbanes Wohnquartier entstehen lässt, in dem wohnen, leben und arbeiten nicht nebeneinander, sondern miteinander stattfinden soll.
An diesem Freitagnachmittag sind rund 25 Honsberger dem Aufruf gefolgt, sich an der allerersten gemeinsamen Gartenverschönerungsaktion zu beteiligen. Und es gibt eine ganze Menge zu tun: „Die ganzen Wildkräuter, umgangssprachlich Unkraut, müssen erst mal weg“, weiß Nöske. Der Gärtnermeister ist bei der Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Arbeit Remscheid beschäftigt, betreut Maßnahmen zur Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt. „Denkbar ist, dass wir künftig auch hier eine der Maßnahmen durchführen.“ Denn eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Honswerk und Arbeit Remscheid ist bereits angestrebt und findet teils auch schon statt. „Einige unserer Teilnehmer sanieren hier nach und nach unter Anleitung eine der Wohnungen, die demnächst vermietet werden“, berichtet Nöske.
Anzhelika Yemaliamenko steht an einem Hochbeet, lässt die bereits gelockerte Erde durch ihre Finger rinnen. „Dieses Beet wird mir zur Verfügung gestellt, ich kann hier meine Lieblingsblumen pflanzen, Lilien und Rosen“, erzählt die Ukrainerin mithilfe einer Übersetzungs-App. Gärtnern sei schon immer ihr liebstes Hobby gewesen, damals vor dem Krieg und der Flucht. Heute lebt sie in einer der Wohnungen an der Siemensstraße. „Es ist schön, wenn man etwas gemeinsam tut“, übersetzt die App.
Ein paar Meter weiter sitzt der neunjährige Noah mit seinen Großeltern auf einer Bank, hält Stockbrot an einem langen Ast ins Lagerfeuer. „Wir haben eigentlich einen eigenen Garten“, erzählt Monika Kurch, aber wir haben von der Aktion gehört und finden das toll – und für Noah ist das ja auch schön.“ Noah lacht und zeigt auf einen Minibagger, der gerade Erde schaufelt. „Ich darf mich da auch gleich mal reinsetzen“, freut er sich.
Auch CDU-Ratsmitglied Francesco Lo Pinto ist von der Aktion begeistert. „Der Zusammenhalt in Honsberg ist von jeher ganz besonders und man sieht ja, dass sich wirklich eine ganze Menge Menschen hier heute zusammengefunden haben“, lobt der Jungpolitiker seinen Wahlkreis und greift nach einem Spaten.
Andrea Staudt von der Initiative Honswerk wirbelt von einer Ecke in die andere. Immer wieder begrüßt sie Menschen aus der Nachbarschaft, die aus Neugierde oder um sich einzubringen zu diesem ersten Gartentreff an einem richtig frühlingshaften Nachmittag gekommen sind. Und wie soll der Garten später aussehen? „Das weiß niemand“, sagt Andrea Staudt und lacht. „Aber genau darum geht es ja. Jeder soll hier seine Ideen verwirklichen können. Das alles hier wird und wächst mit der Gemeinschaft.“