Verbraucherschutz in Remscheid Fallstricke im digitalen Alltag

Remscheid · Die Verbraucherberatung hat ihre Jahresbilanz vorgestellt: Den meisten Ärger gibt es mit Verträgen der Telekommunikationsanbieter. Die Methoden werden immer dreister, und die Inkasso-Unternehmen immer aggressiver.

 Telefon und Internet – das sind die Themen, die bei der Verbraucherberatung am meisten angesprochen werden.

Telefon und Internet – das sind die Themen, die bei der Verbraucherberatung am meisten angesprochen werden.

Foto: dpa/Jeffrey Zamora

Wer einen neuen Handy-Vertrag in der Filiale eines Telekommunikationsanbieters abschließen will, hat das Recht, sich ein sogenanntes Produktinformationsblatt vorlegen zu lassen. Darauf stehen klar und übersichtlich alle Tarife im Vergleich. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat Tester durch sieben Filialen in Remscheid geschickt, die nach diesem vorgeschriebenen Blatt gefragt haben. Ergebnis: In keiner Filiale bekam der Kunde ein solches Blatt vorgelegt. Auch nicht auf Nachfrage. Das sei nicht nötig, lauteten die Antworten.

Hinter dieser Verweigerung vermutet Lydia Schwerter, Leiterin der Remscheider Verbraucherzentrale an der Alleestraße, System. Die Beratung über Tarife laufe bewusst unübersichtlich und verwirrend ab. „Häufig schließen die Kunden dann einen Vertrag ab, der gar nicht dem entspricht, was mündlich vereinbart wurde“, sagte Schwertner gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2018. Es käme dabei häufig zu absurden Fällen. Kunden verlassen die Filiale in dem Glauben, einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Später stellt sich heraus, dass es sechs waren. Der Berater hat an seinem Bildschirm einfach noch viele Haken gesetzt. „Wir versuchen dann, die Kunden aus den Verträgen wieder herauszuholen“, sagte Schwertner. Um nicht in solche Fallen zu tappen, empfiehlt sie dringend: auf einem Produktinformationsblatt zu bestehen, keine Verträge auf einem Tablet zu unterschreiben, sich jeden Vertrag ausdrucken zu lassen, lesen und dann erst abzeichnen.

Die Fallen im digitalen Alltag machen den größten Anteil der Arbeit der Verbraucherzentrale aus. Und die Fälle werden immer komplexer und komplizierter. Im vorigen Jahr suchte ein Frau die Beratungsstelle auf, weil sie verzweifelt war. Sie konnte weder telefonieren, noch ins Internet. Endloses Verweilen in einer Warteschleife bei der Telekom. Ein Techniker kommt raus. Nichts ändert sich. Keine Information. Gefühlt tausend Stunden wieder in der Warteschleife. Danach gibt es drei angekündigte Termine eines Technikers. An keinem erscheint er. Die Bürgerin schaltet die Verbraucherzentrale ein. Nach mehr als zwei Monaten stellt die Telekom eine provisorische Leitung zur Verfügung, die am nächsten Tag nicht mehr funktioniert. Es dauert danach noch einmal elf Tage, bis die Telekom eine funktionierende Leitung herstellt. Ohne Unterstützung der Verbraucherberatung wäre die Bürgerin aufgeschmissen gewesen, sagt Schwertner.

Neben den Telekommunikationsunternehmen gibt es auch Ärger mit Stromanbietern. Eine Kundin stellte fest, dass die Bayrische Energieversorgungsgesellschaft (BEV) plötzlich die Abschläge erhöht hatte. Außerdem stimmten die Angaben zum Verbrauch nicht mit den Angaben auf dem Stromzähler überein. Die Kundin hatte Glück, dass sie frühzeitig mit Hilfe der Verbraucherzentrale ihr zu viel bezahltes Geld zurückbekommen hat. Der Stromanbieter meldete kurze Zeit später Insolvenz an. Dann wäre das Geld verloren gewesen. Mit Einkäufen im Netz kann man sich schnell Ärger einhandeln. Plötzlich melden sich aggressive Inkassounternehmen und hoffen auf das Einknicken der Kunden. Schwertner rät zu vorsichtigem Umgang mit seinen Daten im Netz.

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