Mein Remscheid Fachwerk trifft auf Werkzeug

Güldenwerth · Das Unternehmen Hazet und der Bahnhof sind die markantesten Punkte des Ortsteils Güldenwerth, der heute zu Reinshagen gehört.

 Alte Fachwerkhäuser sind in Güldenwerth einige zu finden.

Alte Fachwerkhäuser sind in Güldenwerth einige zu finden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Untrennbar mit dem Ortsteil Güldenwerth verbunden ist das Remscheider Traditionsunternehmen Hazet. Das Werkzeugunternehmen wurde 1868 von Hermann Zerver gegründet – in einer politisch unruhigen Zeit, in der zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen Preußen erschütterten. Dennoch wagte Zerver schließlich als 27-Jähriger den Schritt in die Selbstständigkeit.

Damals noch sehr klein, denn Leben und Arbeiten fanden in einem kleinen Haus im Hof Vieringhausen statt, das der junge Mann mietete. Kein Vergleich mit dem heute, gut 150 Jahre später, etwa 550 Mitarbeiter starken Unternehmen mit seinen vier Werken in Remscheid und Export in rund 100 Länder der Welt.

Güldenwerth selbst hat hingegen eine noch etwas längere Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Erstmals erwähnt wurde der heutige Teil von Reinshagen im Jahr 1369. Der Name rührt daher, dass der dortige Hof ertragreich gewesen sein musste. Ein Hof, der viele Gulden wert war.

Und auch wenn Hazet heute das erste ist, was einem zum Ortsteil in den Sinn kommt, zeugen doch auch viele alte Fachwerkhäuser, die teils unter Denkmalschutz stehen und von der Reinshagener Straße aus nicht immer sichtbar sind, davon, dass es sich in Güldenwerth auch jenseits des international tätigen Werkzeugunternehmens schön leben und wohnen ließ und auch immer noch lässt.

Günter Kraft wohnt zwar nicht in Güldenwerth, hat aber schon seit vielen Jahrzehnten eine enge Beziehung zum Ortsteil. „Ich lebe auf dem Büchel, aber ich bin schon seit den 1980er-Jahren Vorsitzender des Handballvereins TV Güldenwerth“, sagt der 78-Jährige. Damals habe der Verein, der heute mehr oder weniger nur noch auf dem Papier existiert, seine Hochzeit gehabt. „Wir waren durchaus erfolgreich, aber dann doch zu klein, um im professionelleren Spielbetrieb mitzumischen“, sagt Kraft.

So habe man sich seinerzeit bewusst dagegen entschieden, teure Spieler einzukaufen. „Das konnten und wollten wir nicht mitmachen“, sagt der 78-Jährige. Vielleicht sei das auch ein Mitgrund gewesen, warum es heute nur noch eine Handvoll ehemaliger und nicht mehr aktiver Spieler gebe. „Uns fehlt aber auch ganz einfach der Nachwuchs – das geht ja vielen Vereinen so“, sagt Kraft. Über kurz oder lang werde der TV Güldenwerth somit aufgelöst werden. Derzeit würde sich jedoch noch ein Stamm von etwa acht ehemaligen Spielern regelmäßig treffen. „Dann aber nur zum Wandern, Handball spielen wir nicht mehr“, sagt Kraft schmunzelnd. Ein weiterer interessanter und charakteristischer Bereich des kleinen Ortsteils ist der Bahnhof, der an der Bahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen – Solingen in der Nähe der berühmten Müngstener Brücke liegt. Der Zwischenbahnhof wurde am 1. August 1898 von den Preußischen Staatseisenbahnen nur auf Initiative und Drängen der Anwohner eröffnet. Denn ursprünglich war dort kein Halt vorgesehen.

Ebenfalls nicht vorgesehen war damals der Name, zumindest wenn es nach den Bürgen gegangen wäre. Die hätten nämlich lieber den Namen Remscheid-Reinshagen gehabt. Die Staatseisenbahnen hatten sich jedoch für den noch heute gültigen Namen Remscheid-Güldenwerth entschieden.

Drei Jahre nach der Einweihung des Bahnhofs wurde ein Empfangsgebäude errichtet, ein Fachwerkbau mit einem runden Eckturm. Dieses wurde 1972 abgerissen, da es sich in einem verwahrlosten Zustand befand. Heute erstrahlt der Bahnhof in neuem Glanz und ist Pendlerbahnhof für viele Remscheider, die in den umliegenden Großstädten arbeiten oder weiter nach Köln, Düsseldorf oder das Ruhrgebiet wollen.

Was allerdings aus früheren Zeiten noch übrig geblieben ist, ist die historische Bahnsteigüberdachung mit ihren gusseisernen Stützen und dem hölzernen Satteldach. Die Überdachung ist im Jahr 2001 in die Denkmalliste der Stadt Remscheid eingetragen worden. Das Höhenniveau des Bahnsteiges wurde übrigens im Jahr 2006 im Rahmen der Renovierung des Bahnhofes angehoben, so dass die Basis der Stützen nicht mehr sichtbar ist – mit Ausnahme des südlichen Stützenpaares.

Dennoch ist die Bahnsteigüberdachung auch heute noch ein eindrucksvolles Überbleibsel aus dem Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Eine genauere Betrachtung der liebevoll verzierten Stützen lohnt sich bei der nächsten Zugfahrt nach Solingen oder Wuppertal auf jeden Fall.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort