Kultur in Remscheid Exkursionen in Schnittstellen der Psyche

Remscheid · Die Bühnen in Remscheid bieten im Februar eine gute Mischung an Aufführungen mit Anspruch an. Tanz, Schauspiel, Kabarett, Konzert und Lesung – ein großer Mix an Genres. Wir haben eine kleine Auswahl zusammengestellt.

 Szene aus der neuen Produktion des Nederlands Dans Theaters.

Szene aus der neuen Produktion des Nederlands Dans Theaters.

Foto: Rahi Rezvani

Ende Februar schlittert auch Remscheid in die Karnevalszeit. Da haben viele Veranstalter keine Programme geplant, in denen es nicht irgendwie närrisch zugeht. Für Menschen, die diese auf Humor getrimmten Tage gerne überspringen wollen, bieten sich aber in der Vorkarnevalszeit einige Aufführungen an, die sich quasi vorbeugend gegen das Narrenvirus genießen lassen.

Jugend tanzt

Für Besucher des Teo Otto Theaters gehören die Auftritte des Nederlands Dans Theaters zum festen Erinnerungs-Repertoire. Seitdem es zeitgenössischen Tanz in Remscheid gibt, kommt die Kompanie aus dem Nachbarland regelmäßig ins Bergische. Das NDT2 sollte ursprünglich den Nachwuchs für die Hauptkompanie heranziehen, doch mittlerweile handelt es sich um eine nahezu eigenständige Kompanie. Die Tänzer und Tänzerinnen sind zwischen 17 und 21 Jahren alt, hochtalentierte starke Persönlichkeiten, die bereit sind, sich immer wieder auf die Arbeiten sowohl von etablierten als auch von neuen Choreografen mit deren ganz eigenen Handschriften einzulassen.

So stammen die nun in Remscheid präsentierten vier Stücke von ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten der europäischen Tanzszene. Die jüngste Arbeit ist von Marco Goecke, langjähriger Hauschoreograf des NDT. „Wir sagen uns Dunkles“ verknüpft Songs der britischen Band Placebo mit Kompositionen von Schubert und Schnittke und will damit den emotionalen Ausnahmezustand feiern. (Di. 4. Februar, 19.30 Uhr; Teo Otto Theater)

Fühlen und Denken mit Kafka

In Franz Kafkas Erzählung „Bericht für eine Akademie“ geht es um eine Menschwerdung. Der Menschenaffe Rotpeter hat sich lückenlos in die High Society integriert. Einstmals verschleppt und eingesperrt, hat er sich in einem irrsinnigen Lernvorgang vom Zoo über das Varieté in die Mitte der menschlichen Gesellschaft gearbeitet. Die Assimilation hat einen hohen Preis. Sie führt zur Erkenntnis, dass die Menschenwelt „äffischer“ ist als die Welt der Affen.

„Kafkas Tiere“ spielt Björn Lukas seit vielen Jahren immer mal wieder am Westdeutschen Tourneetheater. Regisseurin Claudia Sowa hat aus Kafkas Welt Tierfabeln zusammengestellt. Dazu gehört auch „Der Bericht für eine Akademie“. Sehenswert. (1., 2., 7. und 9. Februar; Tourneetheater)

Ich komm schon klar

Um die Menschwerdung des Mannes dreht es sich im neuen Programm von Jens H. Claassen. Beziehungstechnisch geht er zurück in den Urzustand: Er lebt alleine, nachdem ihn seine Freundin aus der Wohnung geschissen hat. Er schmiedet an einem Masterplan: neue Wohnung finden, neue Frau finden, neues Selbstbewusstsein finden. Eine gute Ausgangsbasis für das sichere Abgleiten in die Katastrophen des Alltags. (Do. 27. Februar, 20 Uhr; Schatzkiste)

Love and Hate

Das Katastrophenbarometer bei Schwesternbeziehungen kennt hohe Amplituden, die manchmal nur schwer messbar sind. Ein Pendeln zwischen „Love and Hate“ so lautet der Titel der Lesung mit Marina Matthias und Silvia Munzón López. Die beiden Schauspielerinnen traten 2019 mit dem Projekt „Mütter und Töchter“ im Teo Otto Theater auf. Die Geigerin Freya Deiting übernahm den musikalischen Part. Im neuen Projekt kommt das Cello von Annette Rettich zum Einsatz. (Sa. 1. Februar, 19.30 Uhr; Teo Otto Theater)

Musik gegen Depressionen

Schwersternbeziehungen können einem so richtig den Blues besorgen. Auch der graue Himmel im Februar macht anfällig für Depressionen. Der Schauspieler und Musiker Pasquale Aleardi verspricht mit seinem Phonauten „Antidepressionsmusik“ zu spielen. (Fr. 7. Februar, 20 Uhr; Klosterkirche)

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