Ansichtssache in Remscheid Es lebe das Experiment

Meinung | Remscheid · Lebendiger und angemessener als im RöLab des Museums lässt sich die Entdeckung der Röntgenstrahlen vor 125 Jahren nicht feiern.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag von Wilhelm Conrad Röntgen rücken das Röntgen-Museum und das frisch renovierte Geburtshaus für ein Wochenende in den Mittelpunkt einer breiteren Öffentlichkeit. Aber bei Licht besehen bleibt der Eindruck, dass der geniale Physiker als Sohn der Stadt immer noch nicht richtig bei der Bevölkerung angekommen ist. Das liegt sicherlich nicht an der Arbeit des Museums. Das kleine Team leistet unter schwierigen Bedingungen sehr gute Arbeit. Aber eine Identifikationsfigur für alle Remscheider ist der Physiker bisher nicht geworden.

Vielleicht liegt es daran, dass Physik und die Naturwissenschaften viele Menschen immer noch etwas abschrecken. Zu kompliziert, zu schwierig, nur etwas für Spezialisten. Mit Sicherheit liegt es daran, dass die Stadt nie ein originelles Marketingkonzept entwickelt hat, um den Superstar der Physik für das Ansehen und das Image der Stadt zu nutzen. Plakettenverleihungen auf Englisch und ein paar Flyer wirken eher hilflos. Bonn ist die Beethoven-Stadt, Düsseldorf die Heinrich-Heine-Stadt, Trier die Karl-Marx-Stadt, aber Remscheid immer noch nicht die Röntgen-Stadt. Dennoch: Der Geist des Physikers ist lebendig. Im Röntgenlabor.

Das RöLab, in der dritten Etage des Museums untergebracht, gehört zu den außerschulischen Lernorten, an denen Schüler Feuer fangen sollen für die vielen Forschungsgebiete der sogenannten Mint-Fächer. „Freude habe ich nur, solange ich es mit dem Experimentieren zu tun habe“, hat Röntgen einmal gesagt. Diese Freude soll sich auf alle Schüler aller Altersklassen übertragen. Es besteht zwar eine besondere Kooperation allein aufgrund der Lage mit dem Röntgen-Gymnasium. Das Labor mit seinen Kursen und Workshops richtet sich aber an alle Schulen in Remscheid.

Lange hat es gedauert, bis die Idee für diesen Raum zum Experimentieren verwirklicht werden konnte. Geld musste gesammelt werden, um die Experimentierstationen einzurichten. Das RöLab spiegelt nun die Experimentierleidenschaft von Röntgen wieder. Das thematische Spektrum beinhaltet die Schwerpunkte „Umweltradioaktivität“, „Röntgentechnik“, „Medizinphysik“ und „Ultraschall in Medizin und Technik“. Das Schülerlabor ist zudem eng mit der Bergischen Universität verbunden. Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Junior-Uni Wuppertal. Und es kommen mehr Anfragen für Kurse als angenommen werden können. Lebendiger und angemessener als im RöLab lässt sich die Entdeckung der Röntgenstrahlen nicht feiern.

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