Corona-Krise in Remscheid Erster Schultag hat allen gut getan
Remscheid · Lernen und Lehren mit Hygienestandards und Abstandsregeln hat an der Hauptschule Hackenberg und dem Röntgen-Gymnasium zum Start gut funktioniert. Vieles ist gewöhnungsbedürftig und verbesserungswürdig.
Daniela Butte-Reiter und Sylvia Morasch stehen am Mittag entspannt vor dem Eingang der Hauptschule Hackenberg an der Wilhelmstraße. Die beiden jungen Frauen arbeiten als Fachkräfte des multiprofessionellen Teams an dieser Schule. Sie bereiten die Schüler auf den Übergang von der Schule in den Beruf vor. „Es war ein entspannter Tag. Die Schüler waren sehr diszipliniert“, lobt Daniela Butte-Reiter die Zehntklässler. Etwas mehr als 40 Jungen und Mädchen kamen. Der eine oder andere Schüler trug bereits eine Maske. Alle haben es gut gemacht, sagt Schulleiterin Elke Simon.
„Unterricht mit Maske, das ist echt schwierig“, sagt Sylvia Morasch. Für einen guten Kontakt mit den Schülern spiele die Mimik eine wichtige Rolle. Das müsse sich einspielen. „Ich setze die Maske im Unterricht ab“, sagt Manfred Ebert. Mit Maske etwas zu erklären, sei für ihn unmöglich. Ebert ist seit anderthalb Jahren pensioniert. Doch der 66-Jährige gibt weiter Mathematik-Unterricht, weil Fachlehrer fehlen. „Ich unterrichte sehr gerne“, sagt Ebert. Auch in Corona-Zeiten will er seine Schüler nicht hängen lassen und alle nötigen Hilfestellung geben, damit sie ein gutes Abschlusszeugnis bekommen. Er erwarte Disziplin beim Abstandhalten. Das habe am ersten Tag gut funktioniert.
Das Lernen zu Hause sei für viele Hauptschüler aber problematisch. Das wurde den Pädagogen gestern Vormittag noch einmal deutlich gespiegelt. Welche Familie hat einen Drucker? Manches Schülerhandy hat keine Flatrate, sodass das Datenvolumen schnell aufgebracht ist. Und lesen und lernen auf einem kleinen Bildschirm, das habe viele überfordert. Wie man sich mit einem Passwort in die Cloud der Schule einloggt, damit hatte auch so mancher Schwierigkeiten. Solche und andere Fragen konnten am Vormittag geklärt werden. Alleine Zuhause fehlt oft die Unterstützung.
Die Abiturientin Nadja Seider musste sich auch erst einmal umstellen, als die Schulmaterialien nur noch digital verschickt wurden. „Die Bilder und Dateien zu ordnen und eine Struktur zu entwickeln“, das war für mich am Anfang eine Herausforderung“, sagt die 17-Jährige. Wie ihre Schulkameradin Katherina Spieß habe sie sich auf ein Wiedersehen mit den Lehrern in ihrem Gymnasium gefreut. Die Hygieneregeln und Abstandsvorschriften, die Einbahnstraßenregelung im Gebäude fühlten sich sehr komisch an. „Für uns war es ja lange Zeit ungewiss, ob wir uns überhaupt noch mal wiedersehen“, sagt die 18-Jährige. Die Zeit der Ungewissheit empfand sie als belastend. So erging es auch Marc Sladojevic. „Ich habe die Schule echt vermisst. Die sozialen Kontakte und den strukturierten Tagesablauf, den ich in der Zeit nicht hatte“, sagt der Abiturient. Das Wiedersehen und der erste Schultag hat allen gut getan.
War das der zögerliche Beginn für eine Rückkehr in den Schulalltag? Das kann sich Thomas Benkert, kommissarischer Leiter des Röntgen-Gymnasiums genauso wenig vorstellen wie seine Kollegin Elke Simon von der Hauptschule. Für einen Schichtunterricht in kleinen Klassen sind die Schulgebäude viel zu klein. Benkert hofft aber, dass die Schüler der Q1 bald wieder zum Unterricht kommen. Das sind am RöGy 115. Oberstufenkoordinatorin Stefani Pirags erläutert, dass in diesem Halbjahr kaum Unterricht stattgefunden habe. Es gab Klassenfahrten nach Auschwitz, die beweglichen Tage zu Karneval und dann die Schließung. Die Schüler sind ins Hintertreffen geraten Der Stoff müsse nachgeholt werden, damit es keine Lücken für das Abitur im nächsten Jahr gebe. Benkert wünscht sich eine einheitliche Lösung, so dass alle die gleichen Chancen haben.
Wenn die Hauptschüler im Sommer ihre Abschlusszeugnisse in der Hand halten, stehen sie vor unsicheren Zeiten. Das zeichnet sich ab. „In dieser Situation eine Lehrstelle zu bekommen, wird nicht einfach“, sagt Sylvia Morasch.
