Ansichtssache in Remscheid Eine Ladung Eiswasser für die zarte Allee-Flamme

Meinung | Remscheid · Mit ihrem Auftritt bei einer Veranstaltung der ISG Alleestraße brüskiert die Stadtverwaltung ihren wichtigsten Partner auf der Fußgängerzone.

  HENNING RÖSER

HENNING RÖSER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Vor einigen Wochen hat die Stadtverwaltung ungewöhnlichen Mut bewiesen. In einer Vorlage für den Stadtrat, der an diesem Tag über die von der CDU beantragte Öffnung der unteren Alleestraße für den Autoverkehr abstimmen sollte, räumte sie ein, dass alle Versuche der vergangenen Jahre, den Niedergang der Alleestraße zu stoppen, kaum Erfolg gehabt hätten. Man brauche stärkere Werkzeuge.

Aus dem Hut gezaubert wurde die Idee eines Sanierungsgebietes Alleestraße. Damit möchte man in der Zukunft mehr finanzielle Hilfe für, aber auch mehr Einfluss auf die Immobilienbesitzer bekommen. Eine Strategie dazu will die Stadt dem Rat im Juli präsentieren. Angelegt ist das Programm auf zehn bis 15 Jahre.

Man kann nur hoffen, dass der Auftritt der städtischen Stadtplaner bei einer Präsentation der Immobilien- und Standortgemeinschaft in dieser Woche in der „Schatzkiste“ kein Vorgeschmack auf diese Strategie war. Vor einer in dieser hochkarätigen Zusammensetzung in Remscheid selten zu findenden Runde ließ die neue Stadtplanerin Christina Kutschaty die ISG wissen, dass sie die gerade gezeigte Vision eines „Treffpunktes der Generationen“ auf der mittleren Allee inhaltlich ziemlich dünn und zudem als Amtsanmaßung empfindet. Motto: Was auf der Allee passiert, entscheiden wir, die Stadt Remscheid. Das hatte in der bis dahin anpackend gestimmten Runde nicht nur die Wirkung einer Eiswasser-Dusche, es stand auch im seltsamen Gegensatz zum Kooperationswillen, den ihr Vorgesetzter, Baudezernent Peter Heinze, kurz zuvor noch auf der Bühne im Gespräch mit Moderator Horst Kläuser gezeigt hatte.

Man mag Christina Kutschaty zugutehalten, dass sie noch nicht lange in Remscheid arbeitet, die besondere Sensibilität des Themas Alleestraße daher falsch eingeschätzt hat. Das erklärt allerdings nicht, warum sie mit der Interessenvertretung der Immobilien-Besitzer auf der Allee dem wohl wichtigsten Partner bei diesem Zukunfts-Thema vor Publikum so vehement auf die Füße treten musste. ISG-Geschäftsführer Ralf Wieber war sichtbar baff, fühlte sich zu Recht „abgebügelt“.

Aufzuzeigen, was nicht geht, sollte nicht die Königsdisziplin der Stadtverwaltung beim Thema Alleestraße werden. Die Lage von Remscheids einstiger Prachtstraße ist auch so schon schwierig genug.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort