Stadtteilentwicklung in Remscheid Eine Kirche wird zum Kindergarten

Remscheid · Die Kirche St. Bonifatius ist verkauft. Ab Sommer 2020 sollen dort die Kinder spielen können. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude am Honsberg soll künftig auch eine Tagesklinik beheimaten.

 Ob das Kreuz hängen bleibt, ist bislang noch nicht entschieden.

Ob das Kreuz hängen bleibt, ist bislang noch nicht entschieden.

Foto: Christian Peiseler

Kirchen sind für die Ewigkeit gebaut. Aber für die Kirche St. Bonifatius endet ihr Dasein als ein kultischer Ort bereits in diesem Jahr. Ein Investor hat das seit Jahren leerstehende Gebäude gekauft. In den Gemeinderäume des zweistöckigen Hauses wird Platz geschaffen für drei Kindergartengruppen und eine Waldgruppe. Im Sakralraum entsteht eine Einrichtung für eine Tagespflege. Sowohl die katholische Kirchengemeinde St. Suitbertus wie auch die Stadt sind froh über diese Entwicklung. Die Stadt kann einerseits nachweisen, dass sie mit den neuen 80 Plätzen näher an ihrem Ziel ist, insgesamt 800 neue Kindergartenplätze zur Verfügung zu stellen. Die Kirchengemeinde ist andererseits erleichtert, das aus Beton gestaltete Gebäude verkauft zu haben. „Ich bin froh, dass das ehemalige Gotteshaus nun eine würdige Nutzung erfährt“, sagte Dechant Thomas Kaster am Dienstag.

Zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro will der Investor Mario Temmink ausgeben. Remscheid ist für ihn kein unbekanntes Terrain. Er war federführend beim Umbau des Waldhofes. Auch kennt er sich mit Gotteshäusern aus, denn sein Büro in Hilden ist in einer ehemaligen Kirche untergebracht. Temmink ist der dritte Investor, mit dem über eine Nutzung verhandelt wurde. Und im Kirchenvorstand der St. Suitbertus-Gemeinde herrschte nicht gerade große Begeisterung, als noch kurz vor Weihnachten Dr. Angela Koch das Haus unter Denkmalschutz gestellt hat. Wie Architektin Karola Abrahams erzählt, besuchte Koch eines der letzten Konzerte in dem Kirchenraum und sah in ihm eine besonders schützenswerte Architektur. Abrahams unterstützt als fachkundige Beraterin die Gremien der katholischen Kirchengemeinde.

Zu den Besonderheiten zählt die in den 1970er-Jahren übliche Betonfertigbauweise. Auch der Innenraum mit seiner abgehängten Betondecke wird als erhaltenswert eingestuft. Der Kölner Künstler Theo Heiermann hat den sakralen Raum mit christlichen Motiven bemalt. Was nun mit den bemalten Wänden geschieht, soll in den nächsten Wochen geklärt werden. „Wo wir Fenster einbauen können und wo nicht, das stimmen wir mit der Behörde ab“, sagt Temmink. Sogenannte Raumkästen sollen die Atmosphäre der künftigen Tagesklinik bestimmen. „Sie können jederzeit zurückgebaut werden“, sagt Temmink. Der Investor steht in Verhandlungen mit zwei Betreibern, die den Kindergarten übernehmen wollen. Im Sommer 2020 sollen dort die Kinder spielen können.

In den 1970er-Jahren ist die Kirche noch davon ausgegangen, mit einem neuen sakralen Raum im Stadtteil mehr Menschen mit ihrer Botschaft zu erreichen. Das ist gründlich fehlgeschlagen. Als Dechant Kaster 2000 nach Remscheid kam, gab es dort einmal in der Woche einen Werktagsgottesdienst mit fünf Leuten. Auch die polnische Gemeinde konnte das Haus nicht mit neuem Leben füllen. Im Frühjahr findet nun die Profanisierung statt.

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