Kultur in Remscheid Ein Theaterlabor für jedermann

Remscheid · Mitglieder des Westdeutschen Tourneetheaters bieten in Kooperation mit der Musik- und Kunstschule Kurse an, die Erfahrungen in der Welt des Theaters ermöglichen. Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

 Björn Lenz (l.) und Kim Preyer vom Westdeutschen Tourneetheater führen in die Praxis des Theaters ein.

Björn Lenz (l.) und Kim Preyer vom Westdeutschen Tourneetheater führen in die Praxis des Theaters ein.

Foto: Christian Peiseler

Das Westdeutsche Tourneetheater (WTT) ist mehr als eine Bühne, die dafür sorgt, dass abends der Lappen hochgeht. Es bietet auch die Möglichkeit, selbst zu erkunden, wie es sich anfühlt, und was man können muss, um auf einer Bühne aufzutreten. Im Theaterlabor von Kim Preyer geht es um die Grundlagenarbeit des Theaters.

Preyer arbeitet als Techniker beim WTT. Durch sein Studium an der Universität Hildesheim hat er sich als Bachelor of Arts das Handwerk für seine theaterpädagogische Arbeit erworben. Wie unterschiedlich kann ich durch Sprechen mit einem Text umgehen? Welche Möglichkeiten gibt es, ihn in Körpersprache zu übersetzen? Wie schlüpfe ich in die Rolle eines anderen? Spielen, experimentieren, Spaß haben – das Theaterlabor von Preyer will Perspektiven eröffnen, die vorher für die Teilnehmer noch nicht sichtbar waren.

 Das gilt auch für die junge Theaterwerkstatt von Björn Lenz. Das Mitglied des Ensembles des WTT leitet bereits seit einiger Zeit die Theaterprojekte, die gemeinsam mit der Musik- und Kunstschule immer kurz vor den Sommerferien im „theater im studio“ aufgeführt werden. „Der Zauberer von Oz“ als Musical war die erste gemeinsame Theateraufführung.

Die 14 bis 18-Jährigen stellen sich höheren Herausforderungen. Das Ziel des Kurses lautet: eine Vorstellung auf die Bühne zu bringen. Die Mitglieder verpflichten sich, einmal in der Woche zu den Proben zu kommen. Das Lust- und Launeprinzip hat im Theater nichts verloren. „Wenn der Hauptdarsteller fehlt oder seinen Text nicht gelernt hat, dann sind alle anderen sauer“, sagt Björn Lenz. Der Druck der Gruppe zwingt zur Disziplin. Doch meist braucht es keine strengen Kontrollinstanzen, um die jungen Menschen fürs Theaterspiel zu motivieren. Im Gegenteil. Bei den Proben haben sich in den vorigen Jahren Freundschaften gebildet.

Theaterleute wachsen häufig zu einer verschworene Gemeinschaft zusammen. Manche sind traurig, dass sie bereits 18 Jahre alt sind und Remscheid zum Studium verlassen. Der selbstgewählte Bildungsauftrag umschließt auch die Gruppe der Senioren. Menschen, die älter als
50 Jahre sind, lernen in der Gruppe „Silberzwiebel“ mit kreativen Techniken umzugehen. Kim Preyer bietet dabei ein Improvisationstraining an. Ohne den Reichtum der Improvisation wäre jedes Theaterspiel hölzern und steif. Und ohne Bühnenbild fehlt der Aufführung ein wichtiges Element. WTT-Bühnenbildner Nils Blumenstein baut mit den Teilnehmern die Kulissen. Nach der Lektüre und Analyse des Stücks entwickeln sich die bildnerischen Ideen. Wie soll der Raum aussehen? Realistisch oder abstrakt? Futuristisch oder märchenhaft? Wie werden die Scheinwerfer eingesetzt? Welche Musik erschallt? Wo kommt das Material überhaupt her?

Die Kurse stellen die Eigenarbeit der Teilnehmer in den Mittelpunkt. Gemeinsame Besuche von Vorstellungen und Aufführungen in Remscheid und anderen Städten gehören ebenfalls zum Konzept. Das Backstage-Projekt vor den Philharmonischen Konzerten zählt dazu. Die Teilnehmer dürfen zudem jede Vorstellung im WTT kostenlos besuchen. So will das Theater nicht nur an Kunst und Kultur heranführen, sondern auch die Zuschauer von morgen binden. So treffen sich WTT-Schüler und Ehemalige immer wieder bei Aufführungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort