Remscheider Innenstadt Ein Relikt weicht dem Gewerbepark

Remscheid · Das alte Tor zur ehemaligen Kipperbrauerei ist abgebaut worden. Es soll konserviert und an anderer Stelle wieder aufgestellt werden.

 Mit dem Abbau der beiden Torflügel hat die Industriebrache und ihre Geschichte an der Kipperstraße ein Ende gefunden.

Mit dem Abbau der beiden Torflügel hat die Industriebrache und ihre Geschichte an der Kipperstraße ein Ende gefunden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Vorsichtig dringt der Arbeiter mit dem großen Presslufthammer in das alte Gemäuer. Es ist zäh, will kaum weichen. Stück für Stück arbeitet sich der Hammer vorsichtig vor. Denn das große schmiedeeiserne Tor soll unbeschadet bleiben. Nach und nach geben Steine und Putz der letzten Jahrzehnte nach, brechen heraus und fallen zu Boden. Doch noch tut sich nichts an dem alten Eingangstor zum ehemaligen Gelände der Kipperbrauerei. Es ist fest im Gemäuer zwischen zwei Eisenstangen verankert.

„Das ist für die Ewigkeit gebaut worden“, sagt Stefan Grote mit einem Lächeln im Gesicht. Doch der Presslufthammer arbeitet sich immer weiter vor. Weitere große Brocken des Pfeilers fallen herab und zerbrechen auf dem Boden in mehrere Stücke. Das Eingangstor ist das letzte Relikt einer vergangenen Ära. Mit dem Abbau der beiden filigran gearbeiteten Torflügel findet die Industriebrache und ihre Geschichte an der Kipperstraße ein Ende. Nun wird Platz gemacht für Neues: den Gewerbepark.

Ganz verschwinden soll dieses Stück Vergangenheit aber nicht. Stefan Grote, der plant, auf der Fläche mit seiner Firma Elektrotechnik Grote Ende des Jahres in den Neubau einzuziehen, will die beiden Tore erhalten. In Kooperation mit der Fachinnung für Metall- und Graviertechnik Remscheid soll es konserviert werden. Eine Herausforderung für die Fachleute, da es nicht restauriert, sondern in seiner jetzigen Form mit seinen Rostflecken und den Spuren der Zeit für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Authentisch, so wie die Arbeiter zuletzt vor der Schließung der Brauerei 1993 durchgingen, soll es sein, betont Grote, der die Flügel später wieder auf seinem Firmengrundstück in Richtung Haddenbacher Straße aufstellen lassen will, so dass sie von dort aus jederzeit gesehen werden können.

„Noch ist nicht ganz klar, wie wir das konservieren. Da gibt es un-terschiedliche Ideen, die wir innerhalb der Innung noch besprechen werden“, sagt Obermeister Uwe Wiegand. Vorerst wird es bei der Firma Utracik zwischengelagert. Die unteren, vermutlich nachträglich angebrachten Bleche sollen jedoch entfernt werden, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Die Grundsubstanz des rund 200 Jahre alten Tores sei aber sehr solide, ergänzt Wiegand. Die stabile Bauweise bekommt auch der Fahrer zu spüren, der die Presshammermaschine führt. Er muss richtig gegen die roten Backsteine ankämpfen. Mehrmals hebt die Maschine ein wenig nach oben ab und ruckelt unsanft wieder runter.

„Freiwillig geht das Tor von hier nicht“, sagt Wiegand. Doch schlussendlich muss es sich geschlagen geben. Nach gut 20 Minuten ist das erste Tor raus und hängt an der Baggerschaufel. Ein symbolischer Akt, der zugleich Ende als auch Neuanfang bedeutet. Denn mit dem Abbau des letzten Überbleibsels der Brauereizeit können die Arbeiten zum Gewerbepark voranschreiten.

Die Markierungen zur Erschließung des Geländes von der Kipperstraße aus sind bereits gesetzt. Neben Elektrotechnik Grote siedeln sich auf der Fläche auch die Goll & Schracke Massing GmbH sowie das Tiefbauunternehmen Romanelli an. Ein kleinerer Teil von rund 1000 Quadratmeter sei noch frei, sagt Grote, der den entscheidenden Anstoß zur Entwicklung der Brache gab. Davor versuchte Architekt Michael Geh im Auftrag der Eigentümer über vier Jahre lang erfolglos, die Brachfläche zu reaktivieren.

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