Ansichtssache in Remscheid Ein Papier voller heißer Luft

Meinung | Remscheid · Der Versuch, ein neues Narrativ für die Kulturregion Bergisches Land zu finden, ist aus guten Gründen glanzlos gescheitert.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der zweijährige Versuch, so etwas wie ein Narrativ für die Kulturregion des Bergischen Städtedreiecks zu finden, ist glanzlos gescheitert. Viele Treffen und Workshops haben stattgefunden. Herausgekommen ist ein Papier mit heißer Luft. Weder die Bürger in Remscheid, Solingen und Wuppertal werden irgendwelche Auswirkungen spüren, noch die Kulturszene kann mit Verbesserungen rechnen. Da stellt sich die Frage: Warum das Ganze?

Bei der Auftaktveranstaltung im September 2017 mit den drei Oberbürgermeistern und den Kämmerern gab man sich alle Mühe, die Sorgen zu zerstreuen, hinter der Suche nach Feldern der Zusammenarbeit stecke nur der Versuch, strukturelle Einsparungen vorzunehmen. Denn eine Tatsache steht bedrohlich am Horizont. Die Haushalte der drei Städte geben in den nächsten Jahren für Kultur nicht mehr Geld frei. Im Gegenteil: Bei ständig steigenden Kosten für Personal und Einkäufe wird es immer schwieriger, das Angebot zu halten.

Fördergelder könnten in dieser Lage sehr hilfreich sein, Mittel für die Kultur ins Bergische zu holen. Doch da müsste man sich einig sein. Das Misstrauen gegen die von oben gern gesehene Kooperationsbereitschaft war bei vielen Teilnehmern von Anfang an groß. Zu Recht. In allen drei Städten haben die Kulturinstitutionen in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Aderlass hinter sich. Bei der personellen Ausstattung kann man sich immer nur wundern und dankbar sein, dass der Betrieb noch läuft.

Auch wenn man wollte, für gemeinsame Projekte fehlt bereits das Personal. Jeder ist ausreichend mit sich selbst beschäftigt. Die meisten haben kaum Zeit, um zu schauen, was die anderen machen. Das ist betrüblich, aber es bildet die Realität ab. Das Papier hat außerdem gezeigt, dass es bei den kulturellen Vorlieben und Schwerpunkten kaum Schnittmengen gibt. Die Unterschiedlichkeit ist ausgeprägt. Die lässt sich nicht einfach unter ein gemeinsames Narrativ zwingen. Welchen Nutzen hätte Wuppertal, wenn seine Institutionen wie das Von der Heydt-Museum, die Oper oder die Stadthalle als bergische Institutionen beworben werden? Keinen.

Ein gutes Ergebnis hat das Kennenlernen am Rande gebracht. Die Stelle von Meike Utke, die bei den Förderanträgen für die bergische Kultur behilflich ist, wurde als Vollzeitstelle aufgestockt. Dadurch sollen mehr Mittel in die Region fließen. In den vergangenen 20 Jahren waren es 760.000 Euro für Remscheid.

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