Frohe Botschaft Ein Lehrling wie vom Wunschzettel

Remscheid · Niklas Schotters will Fliesenleger werden. Und Lutz Kotthaus freut sich, dass er seine Ausbildung bei ihm absolviert.

 Lehrling Niklas Schotters (l.) und Meister Lutz Kotthaus.

Lehrling Niklas Schotters (l.) und Meister Lutz Kotthaus.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Auf dem Wunschzettel von einigen Handwerksmeistern steht in Großbuchstaben geschrieben: guter Lehrling. Für manche Betriebsleiter geht dieser Wunsch seit langer Zeit nicht mehr in Erfüllung. Das hat vielfältige Gründe. Es gibt zu wenige Bewerber insgesamt und zu viele Bewerber mit Defiziten, was die schulische Leistung betrifft und den Erfolg von erzieherischen Bemühungen im Elternhaus.

Niklas Schotters (19) ist eine Ausnahme. Er passt bestens auf einen Wunschzettel. Im Gespräch hinterlässt er den Eindruck, ein Lehrling zu sein, wie ihn sich wohl jeder Meister wünscht. Schotters besitzt das, was man gute Umgangsformen nennt. Aber vor allem zeigt er wahrhaftiges Interesse an seinem künftigen Beruf: Fliesenleger.

„Beim ersten Eindruck hat man keine zweite Chance“, sagt Lutz Kotthaus (51), Fliesenleger-Meister aus der Oberhölterfelder Straße. Und der erste Eindruck von Niklas Schotters hat Kotthaus überzeugt. Der Schüler vom Gymnasium aus Wermelskirchen stellte sich persönlich, in Begleitung seiner Mutter, für ein Schülerpraktikum vor. „Das ist schon eine Ausnahme“, erinnert sich Kotthaus. Manche bewerben sich nur per Whatsapp oder rufen an und fragen „Kann ich Praktikum?“. Solche Bewerber fallen bei Kotthaus, der zugleich Lehrlingswart bei der Kreishandwerkerschaft ist, gleich durch. Bei Schotters aber stimmte die Chemie zwischen Meister und Schüler auf Anhieb. Und sie stimmt auch noch nach dem ersten Lehrjahr.

Schotters hat Freude am Handwerk des Fliesenlegers. Der Reiz liege in der Vielseitigkeit. Er könne mit verschiedenen Materialen immer unterschiedliche Räume gestalten. Ob ein Badezimmer oder einen Flur, ob eine Mauer oder einen Balkon – jeder Auftrag enthält neue Anforderungen. Und ständig wechselt der Arbeitsplatz.

„Wem der Job keinen Spaß macht, wer morgens nicht gerne zur Arbeit kommt, der soll es lassen. Das hat keinen Zweck“, sagt Kotthaus. Seit über 30 Jahren ist Kotthaus im Geschäft. Sein Vater war angestellter Fliesenleger. Der Sohn wollte nie etwas anderes werden. Und hat es auch nie bereut. Auch wenn der Wettbewerb immer härter wird. Vor allem, seitdem die Meisterpflicht in diesem Gewerbe gekippt wurde und jeder Hausmeister sich als Fliesenleger verdingen darf. „Das hat uns weh getan“, sagt Kotthaus.

Manche Tage sind für Schotters sehr lang. Er steht um 4.30 Uhr in der Frühe auf, um mit Bus und Bahn die Berufsschule in Duisburg zu besuchen. Pünktlichkeit gehört zu den Grundtugenden der Handwerkergilde. Aber an manchen Tagen reicht die halbe Stunde Puffer, die Schotters sich einbaut, nicht aus, um rechtzeitig in Duisburg einzutreffen. Die Unzuverlässigkeit der Bahn verhagelt schon mal einen Schultag. Schule oder Arbeit? Schotters drückt sich diplomatisch aus. Ein Fliesenleger müsse technisches Zeichnen lernen, um Pläne lesen zu können. Aber Wände glätten, Fliesen verlegen, Fugen ausspritzen – auf der Baustelle halte er sich lieber auf als im Klassenzimmer.

Als Lehrling bei Fliesen Kotthaus gehört er wie ein neues Familienmitglied zum Team. Die „Familie“ besteht aus Meister, Geselle und Auszubildendem. Die Zeiten, in denen Lehrlingen die Drecks- und Servicearbeit aufgerückt wurde, sind generell vorbei. Wenn die Steinplatten abgeladen werden müssen, packen alle mit an. Abends weiß Schotters, was er getan hat. Da braucht der junge Mann kein Fitnessstudio mehr. Aber das Handballtraining will er auch nach einem langen Arbeitstag nicht ausfallen lassen.

Und die Zukunft ist voller froher Botschaften: Nach der Lehre hat er einen festen Arbeitsplatz. Und irgendwann kann er auch mal einen Betrieb übernehmen.

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