Veranstaltung in Remscheid Ein langatmiger Polit-Abend

Alt-Remscheid · Zu einem langatmigen Polit-Abend luden die demokratischen Parteien der Seestadt auf dem Berge mit ihren Spitzenkandidaten am Donnerstagabend an der Konzertmuschel im Remscheider Stadtpark ein.

 Schweißtreibende Podiumsdiskussion in der Konzertmuschel: Sven Chudzinski (v.l., FDP), Sven Wolf (SPD) und Alexa Bell (CDU).

Schweißtreibende Podiumsdiskussion in der Konzertmuschel: Sven Chudzinski (v.l., FDP), Sven Wolf (SPD) und Alexa Bell (CDU).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Etwas über 70 Gäste schauten sich die Gesprächsrunde über die lokale Wirtschaft, Bildung und Stadtentwicklung zu Beginn noch an. Doch nach zweieinhalb Stunden zogen die Politiker selbst die Handbremse und beendeten die Veranstaltung: Ein Großteil der Zuhörer hatte sich nämlich längst wieder auf den Heimweg gemacht.

„Allen gemeinsam ist es uns gut gelungen, alle wegzureden“, fasste Sven Wolf, Spitzenkandidat der Remscheider Sozialdemokraten, am Ende launisch von der Bühne der Konzertmuschel aus zusammen und leitete damit – auch im Sinne seiner Kollegen – die vorzeitige Schlussrunde ein. Denn auch Alexa Bell, die für die Christdemokraten als Oberbürgermeisterin kandidiert, hatte die schwindende Zuschauerzahl bereits im Verlauf der Veranstaltung bemerkt und hielt sich zuletzt in ihren Statements kurz. Das war aber auch fast schon das Einzige, worin sich die Spitzenkandidaten der SPD und CDU einig waren. Weder Wolf noch Bell ließen kaum eine Gelegenheit aus, um sich gegenseitig anzustacheln.

Dabei hatte der Polit-Talk recht pfiffig begonnen: Neben Wolf und Bell hatten David Schichel (Bündnis 90/Die Grüne) und Sven Chudzinski (FDP) Platz genommen sowie die übrigen drei OB-Kandidaten Fritz Beinersdorf (Die Linke), Roland Kirchner (Wählergemeinschaft in Remscheid) und Bettina Stamm (echt.Remscheid).

Beim Themenblock Arbeit und Wirtschaft waren sich die meisten einig, dass es zu ihren politischen Aufgaben gehöre, die Wirtschaft vor Ort zu stärken, etwa durch die Ausweitung von Gewerbeflächen und deren entsprechende Vermarktung. SPD und Grüne setzen dabei etwa auf ein Erbpachtmodell. Kirchner von der W.i.R., der Remscheid als „Malocherstadt“ bezeichnete, würde die Werkzeugstadt künftig zu einem Forschungsstandort entwickeln, mit einer guten Gründerszene. Beinersdorf (Linke) warf ein, dass es nach Corona sicherlich mehr Arbeitslose geben würde und neue Industriebrachen dazu kämen. Um eine Pleitewelle zu umgehen, schlug Stamm (echt.Remscheid) vor, Gewerbesteuern zu reduzieren.

Bell plädierte dafür, dass die Rahmenbedingungen für Wirtschaftsunternehmen in der Stadt verbessert werden müssten, etwa durch die Einrichtung eines zentralen Dienstleistungszentrums und durch einen echten Ansprechpartner für die Unternehmen. Dem entgegnete Wolf: „So etwas haben wir schon mit dem technischen Beigeordneten und der Wirtschaftsförderung, die da echt pfiffig sind und serviceorientiert arbeiten.“ Die Wirtschaftsförderung sei gut, aber ein Arbeitskreis, in dem sich Politik und Wirtschaft austauschen könnten, wäre wichtig, sagte Beinersdorf. „Schön, dass du unsere Idee, einen Wirtschaftsbeirat einzurichten, der auch etwas zu sagen hat, unterstützt“, erwiderte Bell. Und Kirchner setzte nach: „Ich weiß nicht, warum ich jetzt darauf komme, aber wenn ich nicht mehr weiterweiß, gründe ich einen Arbeitskreis.“

Beim Thema Bildung waren sich alle einig, dass die Digitalisierung eine hohe Priorität haben müsse, nur bei der Umsetzung gab es Unstimmigkeiten. Ebenso eindeutig: Remscheid brauche mehr Kita-Plätze und flexiblere Betreuungszeiten. Über eine komplette Beitragsfreiheit wurde sich das Podium allerdings nicht einig. Kritik gab es zur Stagnation auf der Allee. Ebenso bemängelt wurde das Verfahren zum Umbau des Ebert-Platzes.

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