Konzerte in Remscheid Ein etwas anderer Orgelsommer

Remscheid · In der kleinen Kirche auf dem Gelände der Stiftung Tannenhof wird es Anfang August wieder musikalisch. Der klassische Orgelsommer mit einer über 30-jährigen Tradition kehrt allerdings noch nicht zurück.

 Organist Martin Storbeck und Pfarrerin Barbara Schröder-Möring in der Kirche der Stifung Tannenhof.

Organist Martin Storbeck und Pfarrerin Barbara Schröder-Möring in der Kirche der Stifung Tannenhof.

Foto: Jürgen Moll

Viel zu lang schon musste die alte Orgel in der kleinen Kirche auf dem weitläufigen Gelände der Stiftung Tannenhof schweigen: Für gewöhnlich zog sie seit über drei Jahrzehnten während des gesamten Augusts Musik- und Orgelliebhaber an, wo ihr fingerfertige Musiker aus nah und fern die schönsten Töne entlockten. Seit Ausbruch der Pandemie allerdings fand kein Orgelsommer mehr statt, sagt Pfarrerin Barbara Schröder-Möring. „Vergangenes Jahr hatten wir im Sommer eine Open-Air-Veranstaltung mit einer Brass-Band. In diesem Jahr soll es endlich wieder in der Kirche stattfinden, aber in einer etwas anderen Form.“

Statt wie gewohnt vier Konzerte an jedem Mittwoch im August, gibt es in diesem Jahr nur zwei Veranstaltungen. Grund dafür sei die Ungewissheit, ob das Publikum nach Pandemie und nun wieder Corona-Sommerwelle überhaupt das Angebot annehmen wird. Ein allzu hohes finanzielles Risiko wollte die Gemeinde daher nicht eingehen, schließlich koste die Reihe viel Geld. „Für das Publikum sind die Konzerte nach wie vor kostenlos. Natürlich wird am Ende um eine Spende gebeten“, erklärt Schröder-Möring. „Angst, dass sich bei uns jemand anstecken könnte, haben wir nicht. Dafür haben wir ein sehr gutes Hygienekonzept“, betont die Pfarrerin. Zum Konzept gehört, dass die Anzahl an Sitzplätzen in der Kirche halbiert wurde. Statt wie sonst 200 Gästen werden maximal 60 Besucher im Hauptraum sowie weitere 40 auf der Empore zugelassen.

Die erste Veranstaltung der Sommerkonzerte ist für den 3. August um 19 Uhr vorgesehen und wird auch tatsächlich an der Orgel stattfinden. Zu Gast sein wird der mehrfach preisgekrönte Organist Stephan Lux, der einer besonders traditionsreichen und musikalischen Familie aus Thüringen entstammt. Sein Urururgroßvater, der Ruhlaer Stadtkantor Georg Heinrich Lux, etwa war mit Franz Liszt befreundet und sein Ururgroßonkel Friedrich Lux war ein Orgelvirtuose seiner Zeit. Stephan Lux, der bereits mit 15 Jahren sein Klavierstudium begann, wurde 1987 aus politischen Gründen exmatrikuliert und arbeitete ein Jahr lang als Postbote, eher er sein Studium wiederaufnehmen durfte. Ab 2001 studierte er Orgel an der Musikhochschule Düsseldorf. In Lüttringhausen wird er die Goldenberg-Variationen BWV 988 von Johann Sebastian Bach spielen.

Am 10. August dann folgt, ebenfalls um 19 Uhr, das Duo „La Vigna“, bestehend aus Christian und Theresia Stahl, die an historischen Instrumenten wie Flöten und Lauten musikalische Leckerbissen aus keltischen Liedern und barocken Sonaten kredenzen werden. „Das Duo hatten wir eigentlich schon für 2020 eingeladen, doch dann kam die Pandemie. 2021 hat es nicht geklappt und jetzt freuen wir uns, dass es endlich möglich ist“, sagt Schröder-Möring.

Auch wenn die beiden Konzerte nicht einem klassischen Orgelsommer in der Kirche der Stiftung Tannenhof entsprechen, sieht die Pfarrerin die anstehenden Veranstaltungen als Neustart für den hoffentlich im nächsten Jahr normal stattfindenden Orgelsommer. Ein besonderer Reiz in diesem Jahr ist zudem das Ambiente in der frisch renovierten und sanierten Kirche. „Die Kirche hatte einen Dachschaden, ausgerechnet an der Seite hinter der Orgel“, berichtet Schröder-Möring. Zum Glück habe das wertvolle Instrument, das erst fünf Jahre zuvor aufwendig restauriert wurde, keinen Schaden davongetragen. Sollte die Resonanz der Sommerkonzerte nicht hoch genug sein, gibt die Pfarrerin offen zu, müsse man sich eine Alternative ausdenken, die wieder mehr Menschen in die kleine Kirche auf dem Stiftungsgelände zieht.

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