Mein Remscheid Ein Ausflug ins Grüne

Westen · Westen ist ein Ort, an dem man in Remscheid Ruhe und Frieden finden kann. Ein Besuch im Wanderparadies.

 Auch in Westen lebt man teils Tür an Tür. Die Bewohner kennen sich untereinander gut und versuchen, die Gemeinschaft aufrechtzuerhalten.

Auch in Westen lebt man teils Tür an Tür. Die Bewohner kennen sich untereinander gut und versuchen, die Gemeinschaft aufrechtzuerhalten.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

7:41 Minuten – so lange dauert es mit zügigem Tempo, um vom unteren bis zum oberen Ende der Straße zu gehen. Eine zentrale Straße mit einigen kleinen Nebenstraßen, die alle den gleichen Namen tragen: das ist Westen. Groß ist das Örtchen gewiss nicht, aber schon auf der kleinen Strecke wird klar, dass das hier ein Ort ist, an dem man Ruhe und Frieden finden kann.

Westen liegt am Rand von Remscheid, schon fast in Wuppertal. Um dorthin zu gelangen, muss man Ronsdorf einmal komplett durchfahren, alle Häuser hinter sich lassen und wenn man nur noch von Grünem umgeben ist und man glaubt, dass es bald nicht mehr weiter geht, dann ist man da. Vom Ortsrand wird man mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Hier schaut man über ein Tal aus Bäumen, am Horizont erhebt sich die Skyline von Remscheid. Bei gutem Wetter ist das ein toller Anblick. Ringsum sind nur Wiesen, Weiden und Wälder. Wer beim Röntgenlauf schon einmal den Halb-, Ultra- oder Marathon gelaufen ist, ist hier zumindest kurz schon einmal gewesen. Auch sonst finden sich im Umkreis eine Menge Wanderwege, darunter der Röntgenweg und einer der benachbarten Natur-Schule Grund. Ein Paradies für Wanderer, Hundebesitzer und auch Reiter. Denn Platz für Koppeln gibt es in Westen.

Ein Grund, der Hartmut Schenk die Entscheidung erleichtert hat, mit seiner Frau Eva Hübeler-Schenk in ihr Elternhaus zu ziehen, in dem sie auch lange ihre Tierarztpraxis betrieben hatte. Heute wohnen die beiden dort mit ihren Hunden und den beiden Pferden. „Wir haben die Weide für die Pferde direkt hinter dem Haus und können von da aus sofort in den Wald. Für mich kann es ohnehin nie ruhig genug sein. Es ist super, hier zu wohnen“, schwärmt der Unternehmer über die Lage seines Wohnorts.

Vor 30 Jahren hat der ehemalige Druckereibesitzer „Way Out West“ (WOW) gegründet – professionelle Anpasser und Vertreiber von Reitsätteln. Mit seinem Team stattet er bundesweit Reiter aus – und zwar mit Sätteln für Barock, Dressur, Gelände- und Wanderreiten und besonders Westernreiten. Lange hatte er mit seiner Frau einen Laden in Lüttringhausen geführt, den es mittlerweile nicht mehr gibt. In dem kleinen und recht unbekannten Westen wäre das mit der Kundschaft vermutlich auch nicht so einfach gewesen. „Es ist eigentlich egal, von wo wir das Unternehmen leiten. Hier in Westen ist zwar unser offizieller Hauptsitz, aber wir sind eigentlich nur mit unseren Trucks unterwegs“, sagt Schenk.

Aufgeteilt in vier Gebiete befahren seine Mitarbeiter in ganz Deutschland Reiterhöfe, um Sättel anzupassen und Reiter zu beraten. 70 Sättel und Sattelbäume (Sozusagen das Grundgerüst eines Sattels) haben sie immer in jedem der Trucks dabei. Zudem sind alle aus dem Team geschulte Pferde-Osteopathen – der Erfolgsbaustein, der Way Out West zum Marktführer machte. Schenk hat seine eigene Schulung vor circa sieben Jahren absolviert und leitet mittlerweile selber eine Schule für osteopathisch geschulte Sattelanpasser. Für den begeisterten Reiter und Jäger ist der Beruf eine Herzensangelegenheit.

In Westen ist es ansonsten ruhig um Industrie und Wirtschaft. Neben einem Landschaftsgärtner, einem Zimmermann und WOW ist der Stadtteil heute ein reiner Wohnort. Sehr passend, denn „Westen“, abgeleitet von „Wist“, bedeutete früher „wohnen“. Dabei war hier im Mittelalter eine Hochburg der Frühindustrie. Umgeben vom Morsbach-, Saalbach- und Gelpetal befanden sich hier zahlreiche Hammerwerke und Schleifkotten.

Besonders im Gelpetal sind davon heute noch einige Überreste zu sehen. In Westen selber ist davon nichts mehr zu finden. Nur ein denkmalgeschütztes Haus mit einer auffälligen Plakette zeugt noch von der Geschichte: „Feuersozietät – Sicherheit seit 1718“ steht dort um das Bild des Märkischen Adlers. Dieser deutet auf die frühe Zugehörigkeit zur Brandenburger Sozietät hin, die ursprünglich durch Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1718 in Berlin begründet wurde.

Was jedoch bestimmt aus früheren Zeiten erhalten blieb, ist das familiäre Verhältnis unter den Anwohnern, das man kleineren Ortschaften nachsagt. Die Bewohner in Westen kennen sich untereinander und versuchen, die Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Gemeinsames Singen und Musizieren um Weihnachten und ein Dorffest, der „Westener Treff“, gehören jedes Jahr dazu.

Ansonsten bleibt es jedoch recht ruhig. Sogar der Bus kommt hier eher sporadisch. Und so gibt es kaum etwas, das die kleine Idylle in Westen zu stören vermag.

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