Öffentlicher Nahverkehr in Remscheid Ein Angebot für Mobilitäts-Umsteiger

Remscheid · Wer seinen Führerschein abgibt, kann drei Monate kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Mit diesem neuen Angebot wenden sich die Stadtwerke vor allem an ältere Menschen in Remscheid.

 Drehscheibe des Busverkehrs: die Blumeninsel am Willy-Brandt-Platz.

Drehscheibe des Busverkehrs: die Blumeninsel am Willy-Brandt-Platz.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Mancher Autofahrer, vor allem wenn er schon älter ist und sich nicht mehr ganz sicher fühlt auf den Straßen, hat vielleicht schon mit diesem Gedanken gespielt. Den Führerschein abgeben, das Autofahren ganz aufgeben.

Dieser Gruppe machen die Stadtwerke jetzt erstmals ein gezieltes Angebot, um nach dem Abschied vom Pkw mobil zu bleiben. Wer im MobilCenter im Allee-Center die Bescheinigung vorlegt, die die Rückgabe der Fahrerlaubnis bestätigt, erhält am Schalter ein Ticket 2000 der Preisstufe A2 ausgehändigt, das drei Monate lang kostenlos genutzt werden darf. Gegenwert: Knapp 230 Euro. Mit der Führerscheinstelle der Stadt wurde vereinbart, dass sie die Rückgabe bescheinigt. Dort werden die Stadtwerke mit Broschüren für ihr neues Angebot werben.

Die Stadtwerke folgen damit dem Beispiel anderer Kommunen in Deutschland. Deren Umsteiger-Bilanz hänge vor allem davon ab, für wie lange die Kunden das Ticket kostenlos erhalten, berichtet Achim Freund, Bereichsleiter im Verkehrsmanagement der Stadtwerke. Je mehr Freimonate, desto besser die Resonanz.

Die Stadtwerke werben bei den potentiellen Umsteigern auch mit dem Thema Sicherheit. Die Gefahr, bei einem Unfall verletzt zu werden, sei im Pkw 38 mal höher als in Bus und Bahn.

Um den Wechsel für die Kunden noch ein bisschen reizvoller zu machen, kann der neue Busnutzer zusätzlich für zwei Jahre in den Stromsondervertrag EWR Natur FIX SR wechseln, der eine Versorgung nur mit Ökostrom vorsieht, Für Kunden, die bislang im Premio-Tarif sind, ergibt sich noch mal ein Vorteil von knapp 36 Euro.

Dahinter steckt zum Einen die Idee, gezielt jene Menschen anzusprechen, die eine nachhaltigere Philosophie verfolgen. Generell versuche man, die verschiedenen Leistungen, die der Stadtwerke-Verbund anbiete, stärker gemeinsam zu vermarkten, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Hoffmann gestern vor Journalisten.

Der grüne Strom erfreut sich wachsender Beliebtheit bei den EWR-Kunden. Mehr als 11.000 sind in diesem Segment mittlerweile gebunden. Ein starkes Argument in der Beratung sei der geringe Preisunterschied von 1,50 pro Monat für einen durchschnittlichen Haushalt, berichtet Hoffmann. Viele Kundenwürden weit höhere Mehrkosten für Ökostrom erwarten.

Beide Angebote gelten auch unabhängig voneinander. Wer das kostenlose Busticket im Tausch nimmt, muss nicht den Stromtarif – oder sogar den Anbieter – wechseln. Umgekehrt kann auch nur das vergünstigte Stromangebot genutzt werden. Bedingung für alle Varianten ist aber die Abgabe des Führerscheins, betont Hoffmann.

Je nach Fahrzeuggröße passen 60 bis 90 Menschen in einen Stadtwerkebus, sagt Uwe Solanka, Sachgebietsleiter für Vertreib und Abrechnung bei den Stadtwerken. Ein ganze Buslinie voller Mobilitäts-Wechsler würde mit dem Angebot viel Platz auf Remscheids Straßen schaffen.

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