Prozess gegen Remscheider E-Mail sorgt vor Gericht für Aufregung

Remscheid · Der Prozesstag hatte gerade begonnen, da gab es schon den ersten Eklat: Der Vorsitzende Richter hatte am Morgen eine E-Mail auf seinen Schreibtisch gelegt bekommen, mit brisantem Inhalt.

„Das Gericht wird sich hüten, das Geschriebene für bare Münze zu nehmen“, war vom Richter zu hören.

„Das Gericht wird sich hüten, das Geschriebene für bare Münze zu nehmen“, war vom Richter zu hören.

Foto: dpa/Peter Steffen

Absender: Der Besitzer eines Bordells in Düsseldorf, der bereits als Zeuge gehört worden war im Prozess wegen Waffenhandels. Dabei hatte er einen der Angeklagten belastet – und nun soll es ebenjener Angeklagte gewesen sein, der einen anderen Zeugen bedroht haben soll.

Der Zeuge wolle nun keinesfalls vor Gericht aussagen, als Beweis für das vermeintliche Bedrohungsszenario hatte der Puffbesitzer einige Mitschnitte von Telefonanrufen an seine E-Mail angehängt. Wohlgemerkt: So etwas aufzunehmen ist nicht erlaubt. Dazu soll die Unterhaltung in türkischer Sprache geführt worden sein.

Dass nun der Vorwurf im Raum stand, sein Mandant habe einen Zeugen bedroht? Das wollte der Verteidiger nicht einfach hinnehmen und forderte die Aussetzung des Prozesses. Die Kammer entschied anders und lieferte die Begründung dazu: Die E-Mail des Puffbesitzers spreche eher gegen ihn selbst und weniger gegen den Angeklagten. „Das Gericht wird sich hüten, das Geschriebene für bare Münze zu nehmen“, war dazu vom Richter zu hören. So etwas stelle eher die Glaubwürdigkeit des Saunaclub-Inhabers infrage.

Der hatte am letzten Verhandlungstag ausgesagt, dass auch der angeklagte Sohn eines Remscheider Waffenhändlers mit einem der beiden Mitangeklagten häufiger Gast in seinem Etablissement gewesen sein soll. Gemeinsam sollen die beiden Männer dort öfters „Party gemacht haben mit drei bis vier Mädels“. Den Remscheider (27) hatte der Zeuge als „Kind“ des Mitangeklagten bezeichnet, der einen schlechten Einfluss auf ihn gehabt habe. Jener Mitangeklagte sei es auch gewesen, der über ihn und seine Kontakte im Puff habe Waffen verkaufen wollen. Ja, er sei auch mal im Laden in Remscheid gewesen. Illegale Geschäfte seien über ihn dort aber nicht gelaufen.

Über den nun auch noch von ihm der Bedrohung bezichtigten Mitangeklagten des Remscheiders hatte der Zeuge jedoch so einiges zu erzählen: Der sei angeblich V-Mann bei der Polizei gewesen und habe sich wegen seiner Kontakte sicher gefühlt. Er selbst sei von diesem Mann in der Nähe seines Hauses in Düsseldorf bedroht worden – mit an Wände gepinselten Parolen. Und nun habe der Angeklagte auch noch noch besagten Zeugen bedroht.

Dabei scheint auch der Bordellbesitzer keineswegs eine „reine Weste“ zu haben: Eine in den Zeugenstand geladene Staatsanwältin sprach nun über dessen vermeintliche Verbindungen zu dem bereits wegen Drogenhandels verurteilten „König vom Berliner Platz“ in Wuppertal. Der habe in der JVA „ausgepackt“: Danach sollen die Ermittlungen eingeleitet worden sein gegen die drei Männer, die nun wegen Waffenhandels auf der Anklagebank sitzen.

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