Dr. Pop im Rotationstheater Lennep Humorvolles aus der Geschichte der Popmusik

Lennep · Markus Henrik, alias Dr. Pop, erzählte im Rotationstheater in bester Stand-up-Manier über Musik und ihre Auswirkungen auf den Menschen.

 Markus Henrik alias Dr. Pop stand im Rotationstheater Lennep auf der Bühne und hielt fest: „Musik ist die einzige Droge ohne Nebenwirkung.“

Markus Henrik alias Dr. Pop stand im Rotationstheater Lennep auf der Bühne und hielt fest: „Musik ist die einzige Droge ohne Nebenwirkung.“

Foto: Jürgen Moll

Popmusik hat viele Gesichter. Eines davon ist das von Markus Henrik, dessen ziemlich eindeutiges Pseudonym Dr. Pop lautete, und der war am Samstagabend in der sehr gut besuchten Rotation zu Gast. „Wie früher“, sagte Reintraut Schmidt-Wien, die Freude über den großen Publikumszuspruch war der Rotationstheater-Chefin auch hinter der Maske anzumerken. Und Dr. Pop hatte eine ganze Menge an Wissenswertem über die Musik mitgebracht. Und das kombinierte er mit jeder Menge Schabernack, die er mit lausbubenhaften Charme und viel Publikumsnähe rüberbrachte. Was ein überaus amüsantes Gesamtpaket ergab.

Wenn er etwa im einen Moment über die absolute Unperson der deutschen Schlagers, natürlich den Wendler, und dessen problematischen Umgang mit Feuermeldern referierte – leider auch mit Tonbeispielen von seinem „Streaming-Pad“, von dem er per Knopfdruck unzählige Musikstücke abrufen konnte –, um im nächsten Augenblick den Experimentalkünstler John Cage und dessen Werk „4‘33‘‘“ vorzustellen, das aus viereinhalb Minuten Stille bestand, dann war das nicht nur eine enorme Bandbreite, sondern machte auch jede Menge Spaß. Der popmusikalisch-promovierte Stand-up-Comedian aus Oberhausen vermittelte nämlich auch viel interessantes Wissen über die Popmusik. Etwa darüber, dass jede Generation ihren eigenen Schmusesänger, ob nun Julio oder Enrique Iglesisa, habe. Oder dass die dauernden Wiederholungen in der Popmusik den Konsumenten dadurch Sicherheit vermittelten.

Dabei musste man noch nicht einmal Popmusik-Fan sein, um es interessant zu finden, wenn er etwa Songs auf ihre unterschiedlichen Reize für den Zuhörer analysierte. Oder wenn er darüber referierte, dass an Popmusik teilweise bis zu 14 Komponisten und Produzenten mitarbeiten. „Das ging beim letzten Song von Helene Fischer vollkommen daneben – bei Toxic von Britney Spears klappte es hingegen prima.“ Geradezu blasphemische Züge nahm das dann jedoch an, als er Bob Dylans „Blowing In The Wind“ in einem solchen Pop-Songwriting-Camp durch die Mangel nahm. Da wurde aus dem genäselten Folksong mittels Autotune, Sampling und Computerbeats ein Un-Song namens „Blow It Baby“, bei dem sich Dylan wohl rotierend im Grab drehen würde, wenn er nicht noch am Leben wäre.

Dr. Pop brach im Verlauf des Abends eine dicke Lanze für die Popmusik. Denn: „Musik ist die einzige Droge ohne Nebenwirkung.“ Ihm habe sie etwa durch seine lange on-off-Beziehung mit „Ruth aus Gelsenkirchen“ geholfen, das Publikum konnte sich über die Liebesballade „This Time I Know“ freuen, die er seinerzeit mit 15 Jahren geschrieben hatte. „Ich war damals sehr von Take That beeinflusst“, sagte er augenzwinkernd. Und ja, dazu musste man nicht Popmusik studiert haben, um dem zustimmen zu können… Besonders deutlich wurde das, als er sich im Anschluss ans Klavier setzte, um „When You Say Nothing At All“ von Ronan Keating oder „Back For Good“ von Take That anzustimmen. Das Publikum fand’s prima, klatschte fleißig und schwenkte dazu die batteriebetriebenen Kerzen, die auf den Tischchen an den Sitzplätzen standen.

Das Schöne daran war, dass Dr. Pop das Publikum auf seine humorvolle Reise durch die Popmusik in einer enorm hohen Geschwindigkeit mitnahm. Da blieb nicht viel Zeit zum Innehalten oder Nachdenken, aber das war auch nicht weiter schlimm. Denn man wurde mitgerissen von den vielen, abwechslungsreichen und sympathisch dargebotenen Geschichten. Wenn Dr. Pop etwa über das Schlager-Duo Amigos oder über Vanessa Mai und Dieter „Ist ein Song gestohlen, ist er von Dieter Bohlen“ Bohlen lästerte, oder aber der „hohen Komplexität von Schlager der 1970er Jahre, etwa von Udo Jürgens“ Tribut zollte. Und so verging der Samstagabend in der Rotation wie im Flug.

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