Betrug in Remscheid Diebe klauen Seniorin Anstecknadel

Remscheid/Wuppertal · Die beiden Männer hatten sich in Remscheid als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben. Sie hätten die Sache gerne schnell vom Tisch gehabt. Das Ziel der Berufung: Einstellung des Verfahrens wegen geringer Schuld, also ein „Freispruch 2. Klasse“.

 Es soll einen weiteren Verhandlungstermin geben.

Es soll einen weiteren Verhandlungstermin geben.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Die Anstecknadel, die sie einer 89-jährigen Dame aus der Schublade gestohlen hatten, sei schließlich nur von geringem Wert gewesen. Höchstens 25 Euro – und auch das nur von der Staatsanwaltschaft geschätzt: Am Ende sei doch kein großer Schaden entstanden.

Sechs Monate auf Bewährung für den einen und 3000 Euro Geldstrafe für den anderen: So hatte das Amtsgericht wegen Diebstahls geurteilt. An dem Strafmaß hatte den gebürtigen Kosovaren vor allem der Eintrag im Bundeszentralregister nicht gefallen. Beides Familienväter – der eine führt ein Restaurant, der andere ist Installateur mit gesichertem Einkommen. Beide Ehefrauen arbeiten als Krankenschwestern, in beiden Familien gibt es Kinder.

Das Geld scheint dennoch knapp gewesen zu sein, so dass die Angeklagten beschlossen haben sollen, ihre Einkünfte durch Diebstähle in Privatwohnungen aufzubessern. Beide nicht in Remscheid wohnend, waren sie vor zwei Jahren dennoch dort auf Diebestour unterwegs. Am 6. November 2018 hatte es die Diebe in die Losenbücheler Straße verschlagen, zuerst in das Einfamilienhaus einer 88-jährigen Seniorin. Die Männer hatten vorgegeben, im Auftrag der Telekom die Telefonanlage überprüfen zu wollen. Die alte Dame scheint arglos gewesen zu sein und die Diebe ins Haus gelassen zu haben. Gefunden hatten die dort offenbar nichts – obwohl man später einen Ring bei ihnen sichergestellt hatte, der jedoch niemandem unzweifelhaft zugeordnet werden konnte.

Die Angeklagten waren weitergewandert zum Nachbarhaus, um auch dort an der Tür zu schellen. Geöffnet wurde diese von der 89-jährigen Hausbewohnerin, die bereits telefonisch von der Nachbarin über den dortigen Besuch der „Telekom-Mitarbeiter“ informiert worden war. Auch sie hatte offenbar keinen Verdacht geschöpft – derweilen liefen die „Herren“ erst zum Telefon und dann durch alle Zimmer des Einfamilienhauses. In der Schublade einer Kommode im Schlafzimmer – besagte Anstecknadel mit der Aufschrift „20 Jahre Schenna“, die der Frau wegen ihrer Südtirol-Urlaube verliehen worden war. Die hatte sich einer der beiden noch schnell in die Tasche gesteckt, bevor die Polizei die Diebe auf frischer Tat ertappte. Alarmiert von der Nachbarin, die mittlerweile ein ungutes Bauchgefühl bekommen und den Notruf gewählt hatte.

Die erhoffte Einstellung des Verfahrens wegen geringer Schuld? Damit waren weder der Staatsanwalt, noch die Berufungskammer einverstanden. Eine solche Tat spreche für erhebliche kriminelle Energie – auch wenn die Beute am Ende nahezu wertlos gewesen sei. Nun soll es einen weiteren Verhandlungstermin geben, den Opfern wird eine Zeugenaussage vermutlich nicht erspart bleiben.

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