Gotteshäuser in Remscheid Die versteckte Kirche

Remscheid · Die katholische St.-Marien-Kirche muss man suchen. Der Besucher findet ein nüchternes und doch schönes und modernes Bauwerk.

 Nüchterne, lange und gerade Linien machen den Reiz der katholischen St.-Marien-Kirche an der Wilhelmstraße aus. Erbaut wurde sie in den Jahren 1929/30.

Nüchterne, lange und gerade Linien machen den Reiz der katholischen St.-Marien-Kirche an der Wilhelmstraße aus. Erbaut wurde sie in den Jahren 1929/30.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sie fällt dem zufälligen Passanten nun wirklich nicht direkt ins Auge: die katholische St.-Marien-Kirche an der Wilhelmstraße in der Nähe des Schützenplatzes. Dafür liegt das Grundstück in zweiter Reihe inmitten eines wunderschönen Parks, in den sich das moderne Gebäude perfekt einfügt. Gebaut wurde sie in den Jahren 1929/30 nach Plänen eines Düsseldorfer Architekturbüros und auf Betreiben des im Jahr 1905 gegründeten Kirchbauvereins St. Marien. „Das war dann auch die Zeit, in der die Zahl der Katholiken in Remscheid stark gewachsen ist“, erklärt Stadtdechant Monsignore Thomas Kaster, der als Leiter der Pfarrei St. Suitbertus für die vier Kirchen St. Engelbert, St. Marien, St. Josef und St. Suitbertus zuständig ist.

Zuvor hätten sich die Remscheider Katholiken mit einem Provisorium auf dem Schützenplatz geholfen, in dem die Messen gefeiert wurden. Die unauffällige Lage der Kirche, für die im September 1929 der erste Spatenstich gesetzt wurde und die am 29. Juni 1930 vom damaligen Weihbischof Dr. Hermann Josef Sträter geweiht wurde, habe sich auch in der dunkelsten Zeit Deutschlands als Vorteil erwiesen, sagt Kaster weiter: „Damals waren ja unter anderem die Fronleichnamsprozessionen verboten. Man konnte sie in St. Marien im Park dennoch feiern.“ Nicht zuletzt sei der Park im Sommer aber auch einfach ein wunderschöner Ort, sagt der Stadtdechant, der seit 2000 in Remscheid wirkt.

Die Kirche, wie die Besucher und Gläubigen sie heute sehen, hat ursprünglich anders ausgesehen. „Ende der 1960er-Jahre wurden die Orgelbühne im hinteren Kirchenteil und das Seitenschiff angebaut, früher wirkte die Kirche dadurch wesentlich gedrungener“, sagt Kaster. Die Orgel, die in St. Marien erklingt, ist vom Orgelbauer Kreienbrink aus Osnabrück erbaut worden. Ansonsten ist die Marien-Kirche weit vom barocken Prunk anderer katholischer Kirchen entfernt und wirkt mit ihrem relativ spitz zulaufenden Hauptschiffdach und den blau-grauen Fenstern sowie den geraden und langen Linien der Kirchenbänke rund um die Altarinsel geradezu nüchtern. „Man merkt, gerade im Vergleich zu St. Suitbertus, den Zeitgeist an der Bauweise, in der sich nichts mehr von neoromanischen oder neugotischen Elementen findet“, sagt Kaster.

Etwas anders sieht es hingegen mit dem Marienfenster hinter dem Altar aus. Wunderschön ist das Fenster mit dem Titel „Maria Königin des Friedens“ in der Mitte der großen Wandfläche zu sehen. „Leider wurde es im Zweiten Weltkireg durch eine Brandbombe zerstört. Ansonsten ist die Kirche aber glimpflich davongekommen – gerade im Vergleich zur restlichen Stadt“, sagt der Stadtdechant. Auch in dieser Hinsicht mag die eher versteckte Lage von St. Marien hilfreich gewesen sein.

Das langgezogene und bunte Fenster, das ursprünglich im Jahr 1935 eingebaut worden ist, sei im Jahr 1951 nach den Vorlagen des Künstlers Wilhelm Pütz erneuert worden. Und ergänzt, wie Monsignore Kaster sagt: „Unter der wunderschönen Mariendarstellung wurde ein Fenster mit einem Bild der zerstörten Stadt Remscheid hinzugefügt.“

Der Stadtdechant hat eine besondere Beziehung zur Kirche St. Marien. „Es war meine erste Kirche, als ich im Jahr 2000 nach Remscheid gekommen bin. Ich bin aber heute nur noch relativ selten zum Sonntagsgottesdienst hier“, sagt Kaster. Dann feiere er in der Regel die Messen in St. Suitbertus.

„Ich finde das schon ein wenig schade, aber wenn sich die Dinge ändern, ändern sie sich auch für mich“, sagt er und lächelt ein wenig bedauernd. Allerdings wohne er noch im Pfarrhaus von St. Marien, so dass er zumindest in der freien Zeit den Park der Filialkirche von St. Suitbertus genießen könne. „Das dortige Pfarrhaus wurde ja verkauft, so dass ich einfach hier wohne“, sagt der Pfarrer.

Die Gemeinde von St. Marien sei sehr geprägt vom Wirken des Pfarrers Wilhelm Kleifges, der von 1937 bis 1974 in St. Marien arbeitete. „Pastor Kleifges war sehr lange hier präsent, vor allem auch während des Krieges. Er ist bei der Generation, die ihn erlebt hat, auch heute noch sehr präsent“, sagt Kaster.

 Das Marienfenster an der Ostseite wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1951 wieder instand gesetzt. Ergänzt wurde es durch ein Bild der zerstörten Stadt Remscheid.

Das Marienfenster an der Ostseite wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1951 wieder instand gesetzt. Ergänzt wurde es durch ein Bild der zerstörten Stadt Remscheid.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)
 Die St.-Marien-Kirche war die erste Wirkungsstätte des heutigen Stadtdechanten Monsignore Thomas Kaster, als er im Jahr 2000 nach Remscheid kam.

Die St.-Marien-Kirche war die erste Wirkungsstätte des heutigen Stadtdechanten Monsignore Thomas Kaster, als er im Jahr 2000 nach Remscheid kam.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Dem Stadtdechant sei es trotz der personellen Struktur mit vier Gemeinden in der Gemeinde St. Suitbertus sehr wichtig, die großen Feste möglichst gemeinsam zu begehen – auch wenn das heiße, nur in einer Kirche zu feiern. „So machen wir das etwa zu Ostern, wenn es gemeinsame Messen in St. Suitbertus gibt“, sagt Kaster. Das habe sich mittlerweile etabliert, auch wenn er als leitender Pfarrer in dieser Hinsicht immer wieder auch gegen Widerstände habe kämpfen müssen. Aber auch hier gelte, was für ihn im Kleinen Bedeutung habe: Wenn die Welt sich ändere, dann gelte das eben auch für den Einzelnen.

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