Ansichtssache in Remscheid Die SPD braucht Mast-Weisz als Zugpferd
Meinung | Remscheid · Das schlechte Wahlergebnis der Sozialdemokraten bei der Europawahl stärkt noch einmal die Position des Remscheider Oberbürgermeisters.
Als SPD-Oberbürgermeisterin Beate Wilding 2014 ankündigte, aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut für das höchste Amt der Stadt anzutreten und so den Weg zu einer früheren Neuwahl frei machte, startete die Remscheider SPD eine Wahl vor der Wahl. Der Landtagsabgeordnete Sven Wolf und der damalige Sozialdezernent Burkhard Mast-Weisz bewarben sich beide bei der Parteibasis als OB-Kandidaten.
Ein Plan B statt BMW? Heute ist das nur noch schwer vorstellbar. Wie sehr sich die Zeiten seitdem geändert haben, lässt sich an den Ergebnissen der Europawahl vom Sonntag und den Reaktionen darauf ablesen. Für die seit den Kommunalwahlen 2014 auch in Remscheid stetig schwächelnde SPD ist der 6. Juli zu einem wichtigen Termin geworden. Kurz vor den Sommerferien will sich Mast-Weisz auf einem Parteitag öffentlich dazu erklären, ob er noch einmal antreten wird. Seine Partei wird ihn ermutigen, genau dies zu tun. Die SPD braucht im kommenden Jahr beim Urnengang den in der Bürgerschaft beliebten, in der Stadt fast omnipräsenten Mast-Weisz als Zugpferd vor Ort. Aus Berlin kommt schon lange kein Rückenwind mehr.
Die Personalie Mast-Weisz spielt aber auch in den Überlegungen der kleineren Fraktionen eine gewichtige Rolle. Linke und Wählergemeinschaft haben unabhängig voneinander erklärt, dass sie die Entscheidung über einen eigenen OB-Kandidaten auch davon abhängig machen wollen, wen die „großen“ Parteien aufstellen. Obwohl bei der W.i.R. der Bezug zur SPD nicht explizit formuliert wurde, darf man davon ausgehen, dass auch sie bei einer erneuten Kandidatur von Mast-Weisz eher geneigt sein wird, von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten abzusehen.
Und die CDU? Lässt sich Zeit und damit Platz für Spekulationen. Klar ist: Je näher der Wahltermin im kommenden Jahr rückt, desto geringer ist die Chance, noch einen externen Bewerber als Herausforderer aufzubauen. Mehr spricht also für ein vertrautes Gesicht. Als Parteichef, Fraktionschef und erfolgreicher Landtagskandidat spricht eigentlich auf dem Papier alles für Jens Nettekoven. Angriffslustiger und aktiver aber gibt sich seit einiger Zeit Lenneps Bürgermeister Markus Kötter. Wie die SPD 2014 hat die CDU vor der Wahl also noch eine interne Abstimmung zu erledigen.