Ansichtssache in Remscheid Die örtliche Gastronomie hat Hilfe verdient

Meinung | Remscheid · Der Antrag der Remscheider Grünen will kreative Lösungen für die angeschlagene Branche erleichtern. Das ist ein guter Ansatz – trotz Konfliktpotenzial.

  HENNING RÖSER

HENNING RÖSER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

An den Wochenenden hat Simon Riesebeck die „ErlebBar“ an der Hindenburgstraße oft so lange aufgelassen, wie er konnte. Er braucht die zusätzlichen Einnahmen, um fehlenden Umsatz auszugleichen. Ähnliche Geschichten, wie sie Riesebeck vor kurzem unserer Redaktion erzählte, hört man auch von anderen Gastronomen.

Die Corona-Pandemie bedroht viele Gastronomen stark in ihrer Existenz, weil potenzielle Gäste lieber zu Hause bleiben. Keine Ansteckungsgefahr, kein Masken-Ärger im Bus mit „Querdenkern“. Weinhändler und Supermärkte mit gutem Lebensmittel-Angebot profitieren davon, dass der Spaß an einem guten Essen oder einem trockenen Roten lieber in den eigenen vier Wänden ausgelebt wird.

Die Erfahrung zeigt: Wer Außengastronomie anbieten kann, hat einen Vorteil. Darum ist der Ansatz der Grünen richtig, dieses Segment stärken zu wollen, um der darbenden Branche über den Winter zu helfen. Denn der wird sicher nicht leichter als das Frühjahr und der Corona-Sommer.

Nun kommt es einerseits auf kreative Lösungen an, die auch die Kundschaft überzeugen. Ein kühles Bier bei 10 Grad im Remscheider Nieselregen auf dem Bürgersteig ist nicht dasselbe wie ein leichter Sommersalat mit einem Glas Rosé bei 24 Grad an einem leuchtenden Sommerabend. Die Wirte werden sich hier sicher etwas einfallen lassen.

Zudem wird ein gutes Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung wichtig sein. Die von den Grünen vorgeschlagene stärkere Nutzung des öffentlichen Raums macht viele neue Ansätze denkbar, bietet aber natürlich auch jede Menge Konfliktstoff, etwa wenn Parkplätze vor der Haustür wegfallen oder Sperrzeitenregelungen großzügig ausgelegt werden sollen.

Helfen kann in dieser Situation, wenn sich eine grundsätzliche Solidarität mit der Gastronomie und ihren Beschäftigten durchsetzt. Alle profitieren am Ende davon, wenn es in der Stadt auch weiterhin ein abwechslungsreiches Angebot gibt. Das kann man zum einen unterstützen, indem man häufiger die örtliche Gastronomie besucht und ihr damit wichtige Einnahmen beschert. Oder indem man die mögliche eintägige Straßensperrung für eine Glühweinparty in der Hindenburgstraße (nur mal so als Idee) akzeptiert – und sein Auto an diesem Tag mal woanders abstellt.

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