Serie Gotteshäuser Die multifunktionale Kirche

Remscheid · Seit 1955 gibt es in Goldenberg eine evangelische Kirche. In deren Trägerschaft befindet sich auch der benachbarte Kindergarten.

 Offen, hell und multifunktional – so sieht die Kirche in Goldenberg von innen aus.

Offen, hell und multifunktional – so sieht die Kirche in Goldenberg von innen aus.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sie ist für Ortsunkundige nicht einfach zu finden: Die Kirche in Goldenberg befindet sich ein wenig hinter der Remscheider Straße, die Zufahrt ist über die Straße „Am Singerberg“ etwas versteckt.

Der Goldenberg gehörte schon immer zur Kirchengemeinde Lüttringhausen, allerdings sollte es bis zum Jahr 1955 dauern, ehe die Goldenberger eine eigene Kirche und einen dazugehörigen Kindergarten bekommen sollten. „Ausschlaggebend war, dass sich viele Presbyter und Gemeindeglieder stark dafür eingesetzt haben“, sagt Pfarrerin Kristiane Voll, die zugleich Vorsitzende des Goldenberger Presbyteriums ist. In den Dienst genommen wurde das neue Gotteshaus in Lüttringhausen am 2. April 1955. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche war da schon fast zehn Jahre alt, denn unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten diesbezüglichen Bitten an das Presbyterium gerichtet.

 Am 20. Juni 1954 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt.

Am 20. Juni 1954 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Goldenberg war früher ein lebendiger, kleiner Ortsteil Lüttringhausens. „Früher waren hier viele Geschäfte und viel Leben. Heute ist es dann doch ein wenig verschlafener“, sagt Kristiane Voll schmunzelnd. Sie selbst ist seit 2005 Pfarrerin in Goldenberg. Leben ist im Viertel heute vor allem wegen der Kinder der Gemeinschaftsgrundschule und des Kindergartens. „Die Schule wollte man vor einigen Jahren schließen, dagegen haben sich aber viele Bürger und Anwohner gewehrt“, sagt Kristiane Voll.

Die Kirchengemeinde arbeitet eng mit Schule und Kindergarten zusammen. „Jedes Quartal feiern wir einen Schulgottesdienst, die Kindergartenkinder feiern einmal im Monat und im Advent sogar wöchentlich einen Gottesdienst bei uns“, sagt die Pfarrerin. Auch zu St. Martin sind die Kinder seit ein paar Jahren immer in der Kirche. „Dann feiern wir so eine Art Martinsandacht zusammen“, sagt Kristiane Voll.

Seit sie Pfarrerin im Westbezirk ist, und damit auch in Goldenberg, kennt Kristiane Voll den zweiwöchentlichen Rhythmus, in dem Gottesdienste gefeiert werden. „Früher fanden die Gottesdienste auch wöchentlich statt, das war aber vor meiner Zeit. Wir feiern jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat einen Gottesdienst“, sagt die Pfarrerin. Mittlerweile habe sich auch eingebürgert, die Gottesdienste mit einem besonderen Akzent zu feiern. „So gibt es etwa in der dunklen Jahreszeit einen besonderen Gottesdienst. Gleiches im Juni mit einem Schlagergottesdienst zum Sommeranfang oder einen Filmgottesdienst“, sagt Kristiane Voll.

Diese etwas anderen Gottesdienste ließen sich in Goldenberg besonders gut feiern, da die Räumlichkeit entsprechend der Anforderungen angepasst werden könnten. „In der Osternacht sitzen wir alle an den Tischen und essen und trinken gemeinsam. Unterhalb der Decke vor dem Altar besteht die Möglichkeit, eine Leinwand für Filmprojektionen herunterzulassen“, sagt die Pfarrerin. Insgesamt wirkt das Gotteshaus sehr modern, was durch die Orgel ein wenig konterkariert wird, wie Kristiane Voll schmunzelnd sagt: „Die Orgel ist die ältere der beiden in Lüttringhausen. Was ulkig ist, wenn man bedenkt, dass die Stadtkirche ja aus dem Jahr 1735 stammt.“

Die Räumlichkeiten in Goldenberg seien hingegen von Anfang an multifunktional gedacht gewesen. „Der Altar könnte theoretisch in den Chorraum gestellt werden, der dann wiederum vom restlichen Kirchenraum abgetrennt werden könnte. Somit könnte die Kirche auch problemlos für weltliche Veranstaltungen als Gemeindesaal genutzt werden könnte“, sagt Kristiane Voll. Praktisch werde das heute zwar kaum gemacht, aber es zeige die Überlegungen, die in die Planung und den Bau des Gotteshauses geflossen seien: „Vor dem Kirchbau hat das Gemeindeleben privat oder auch in der Grundschule stattgefunden. Irgendwann wollten die Menschen dann aber ein eigenes Dach über dem Kopf haben.“

Für Kristiane Voll ist der Aufenthalt in ihrer Kirche in erster Linie schön, weil das Gotteshaus sie beruhigt. „Der Blick zum und in das Altarfenster gibt mir Ruhe. Es sticht ein wenig aus dem eher nüchternen Ambiente der Kirche heraus – und gibt bei Sonnenschein ein wunderschönes Farbenspiel.“

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