Serie Gotteshäuser Die Lutherkirche hat sich herausgeputzt

Remscheid · Die neugotische Lutherkirche wurde innerhalb von drei Jahren erbaut. Geweiht wurde sie 1894 – und seitdem mehrfach renoviert.

 Neu ist unter anderem, dass die Bankreihen einen Mittelgang bilden.

Neu ist unter anderem, dass die Bankreihen einen Mittelgang bilden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Für Lothar Elbertzhagen ist es etwas ganz Besonderes, in die Lutherkirche zu gehen. „Ich bin seit 1972 als Bau-Kirchmeister hier tätig. Die neugotische Kirche ist für mich ein Teil meines Lebens geworden. Es gehört für mich dazu, mich um die Gebäude der Gemeinde zu kümmern.“ Die Gemeinde, das ist in diesem Fall die Evangelische Auferstehungs-Kirchengemeinde, die zum 1. Januar 2018 aus der Johannes-Kirchengemeinde und der Luther-Kirchengemeinde entstanden ist.

Lothar Elbertzhagen kennt in seiner Funktion als Bau-Kirchmeister zwar natürlich auch die Versöhnungskirche, es ist aber die Lutherkirche, über die er besonders viel weiß. „Ja, es löst bei mir auch ein Gefühl des Zuhauseseins aus, es ist ein Stück Heimat – äußerlich und geistlich“, sagt Elbertzhagen nachdenklich. Dann blickt er sich im Kirchenraum um, sein Blick wandert nach oben. „Ich habe viel Stunden in und auch auf der Kirche verbracht. Ich denke, es ist uns gut gelungen, die Kirche wieder auf den Weg zu bringen und für die kommenden Jahrzehnte fit zu machen.“

Das sei auch nötig gewesen, schließlich ist das Gebäude ziemlich alt. „Es handelt sich vom Stil her um eine neugotische Kirche, die im September 1894 fertiggestellt worden ist. Und das nach nur drei Jahren Bauzeit“, sagt Elbertzhagen. Das sei nicht nur für die damalige Zeit schnell gewesen – habe sich allerdings auch bald schon unschön bemerkbar gemacht. „Das Mauerwerk ist nicht ganz dicht gewesen, daher war bald Feuchtigkeit im Inneren.“ Das Grundstück, auf dem die Kirche steht, ist der Gemeinde vom Walzwerkbesitzer Hessenbruch gespendet worden. „Damals hieß die Straße auch noch nicht Lutherstraße, sondern Lindenstraße“, sagt Elbertzhagen. Die Umbenennung sei in jenem Jahr 1934 vorgenommen worden, in dem auch Lüttringhausen und Lennep eingemeindet wurden. „Das war damals ein Aufwasch im Stadtrat“, sagt der Bau-Kirchmeister.

Ein Grund für den Neubau der Kirche Ende des 19. Jahrhunderts sei das immense Stadtwachstum gewesen. So habe es Anfang des 19. Jahrhunderts etwa 6000 Menschen in Remscheid gegeben, die Zahl sei bis zum Baubeginn der Lutherkirche auf rund 40.000 Menschen angewachsen. „Damals hat es in Alt-Remscheid auch nur die Evangelische Stadtkirche am Ambrosius-Vaßbender-Platz gegeben“, sagt Elbertzhagen.

In ihrer rund 125-jährigen Geschichte hat die Lutherkirche bereits einige Renovierungen erleben müssen, wie der Bau-Kirchmeister mit Blick auf die Chroniken feststellt. „Das erste große Leiden war bereits in Zeiten des Ersten Weltkriegs. Denn da wurden zwei der drei Bronzeglocken zur Munitionsproduktion eingeschmolzen.“ Nach dem Krieg wurde auch die dritte verkauft und gegen ein bis heute noch läutendes Trio aus Stahlguss getauscht. „Da oben hängen einige Tonnen an Glockengewicht“, sagt Elbertzhagen. Und auch in der Folge mussten einige Renovierungsarbeiten gemacht werden.

So sei im Jahr 1944 eine Streubombe in der Nähe der Lutherkirche niedergegangen, durch die es Schäden am Mauerwerk gegeben habe. Und auch die Kirchenfenster seien durch den Druck der Explosion zerstört worden. „Die genauen Schäden sind leider nicht dokumentiert.“ In den 1960er- bis 1980er-Jahren wurde das Schieferdach entfernt und eine neue Dachdeckung aufgesetzt sowie der Turm renoviert. Ende des Jahrtausends habe man erneut Wasserschäden beseitigen müssen. Und schließlich sei im Rahmen der bislang letzten großen Arbeit in den Jahren 2015 bis 2018 die Dachstuhlsanierung mit einer neuen Dachdeckung aus Kupfer gemacht worden. „Das war ein ziemlich großer Kraftakt, den wir vor allem auch durch die großzügigen Spenden unserer Gemeindeglieder stemmen konnten“, sagt Elbertzhagen.

Jetzt habe die Kirchengestaltung im Inneren wieder große Ähnlichkeit mit dem früheren Aussehen. Anders und neu sei hingegen, dass die Bankreihen im Hauptschiff einen Mittelgang bilden. Das sei auf vielfachen Wunsch der Gemeinde so gemacht worden. Dabei seien selbst solche vergleichsweise geringfügigen Änderungen und Umbauten nicht ganz unkompliziert, wie der Bau-Kirchmeister sagt. „Die Lutherkirche steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Das heißt, dass wir uns immer ganz eng mit der unteren Denkmalbehörde absprechen müssen. Aber die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar.“

Die jüngste Veränderung in der Lutherkirche, die vor allem auch durch ihre gute Akustik für Konzerte geeignet ist – wie jüngst beim Konzert von „The Best of Harlem Gospel“ zu hören war –, war der Holzfußboden. „Den haben wir jetzt aufbereitet, es fehlt noch ein Stück hinter dem Altar, das kommt demnächst“, sagt Elbertzhagen und lässt wieder seinen Blick durch das Gotteshaus schweifen. Zufrieden wirkt er dabei. Und ergänzt: „Jetzt können die nächsten Jahrzehnte kommen, unsere Lutherkirche ist auf einem sehr guten Stand.“

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