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Heimatserie in Remscheid Die grüne Lunge mitten in der Stadt

Remscheid · Der Stadtpark im Stadtwesten ist mit fast 17 Hektar die größte Parkanlage in Remscheid. Er wurde im Jahr 1886 eingeweiht und ging 1899 in den Besitz der Stadt über, die sich verpflichtete, ihn für die Bürger zu erhalten.

  ▼  Ein Bild der früheren Remscheider Stadtparkhalle am Teich. Im Hintergrund: der Bismarckturm.

▼ Ein Bild der früheren Remscheider Stadtparkhalle am Teich. Im Hintergrund: der Bismarckturm.

Foto: Stadtarchiv/Stadatrchiv

Ein Stadtpark ist für viele Einwohner einer Stadt oft die einzige Gelegenheit, schnell ins Grüne zu kommen. Nun gibt es in Remscheid zwar durchaus einige, auch größere Grünflächen – etwa in Reinshagen. Aber ein Stadtpark hat noch viele andere Besonderheiten, die ihn zum beliebten Ort für die Freizeitgestaltung werden lassen.

Der Remscheider Stadtpark liegt im Stadtwesten und geht auf die Vision dreier Unternehmer aus der Stadt zurück, die anlässlich einer großen Feier zu Ehren des 50-jährigen Dienstjubiläums des Reichskanzlers Bismarck am 1. April 1885 den Entschluss fassten, in Remscheid einen Ort der Erholung und Entspannung für die Bevölkerung zu schaffen. „Johann Peter Arns, Carl Hessenbruch und Julius Koch wollten den Holscheidsberg – so heißt der Bergrücken zwischen Scheid und Feld – in ‚eine prächtige Anlage mit Denkmälern der größten Männer Remscheids (…) und von herrlichen Blumenbeeten eingefassten Kieswegen‘ verwandeln“, sagt Stadtarchivarin Viola Meike, die sich intensiv mit der Geschichte des Stadtparks beschäftigt hat.

In den Folgemonaten gründeten die drei Unternehmer den Remscheider Verschönerungsverein, der nicht nur viel Geld, sondern auch viele Grundstücke für den künftigen Park gesammelt hat. „Insgesamt war das eine Fläche von knapp 17 Hektar, die sonst über kurz oder lang zumindest teilweise bebaut worden wäre“, sagt Meike. Bereits im Oktober 1885 ist ein fertiger Entwurf durch den Aachener Gartenbaudirektor Heinz Grube vorgelegt worden. „Grube ist kein Unbekannter, er war vormals Gartenbaudirektor von Kaiser Maximilian von Mexiko“, sagt die Stadtarchivarin. Nachdem der Park ein Jahr später fertiggestellt wurde, wurde er vom Verschönerungsverein schließlich am 19. Januar 1899 an die Stadt Remscheid übergeben. „Die Übergabe wurde notariell geregelt. So bekam die Stadt das gesamte Grundeigentum übertragen, sagt Meike. „Dazu gehörten zwei Restaurationsgebäude, der Stall, die festen Laubengänge, der vorhandene Wald und alle Barbestände.“ Als Gegenleistung hat sich die Stadt dazu verpflichtet, den Remscheider Bürgern den Stadtpark zu erhalten.

Auch wenn vertraglich festgehalten worden ist, dass der Stadtpark von der Stadt nicht bebaut werden durfte, hat die Parkanlage im Laufe der Jahre einige Veränderungen erfahren. So ist etwa der Bismarckturm in Gedenken an den „Eisernen Kanzler“ in den Jahren 1900/01 erbaut. Heute ist darin die Dr.-Hans-Schäfer-Sternwarte untergebracht, die vom Astronomischen Verein Remscheid betrieben wird. Die Hobby-Astronomen haben sich schon im Jahr 1949 um den Physiklehrer Dr. Hans Schäfer zusammengetan, um Vorträge und Himmelsbeobachtung mit mobilen Fernrohren zu betreiben. Remscheid hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine richtige Sternwarte. Die Astronomen haben sich an die Stadt Remscheid gewandt und nach einigen Verhandlungen den im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bismarckturm als neues Domizil zur Verfügung gestellt bekommen. Nach fünfjähriger Umbauzeit ist die Volkssternwarte am 3. Oktober 1968 in Betrieb genommen worden.

Die eingangs erwähnte Vision eines Stadtparks mit Denkmälern ist in den Jahren seines Bestehens mit zahlreichen Monumenten und Gedenktafeln umgesetzt worden. „So wurde etwa um das Jahr 1928 herum das Kriegerdenkmal vom damaligen Kaiserplatz, dem heutigen Rathausplatz, in den Stadtpark verlegt“, sagt Meike. Außerdem gibt es drei Gedenktafeln für die Stadtparkgründer, auch der Schützenverein hat ein Denkmal für die in den Weltkriegen gefallenen Mitglieder gestiftet. Den in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Remscheidern ist genauso ein Denkmal gewidmet, wie den Gefallenen der „Schlacht um Remscheid“ im März des Jahres 1920.

Heute ist der Stadtpark ein beliebter Naherholungsort mitten in der Innenstadt. Dafür sorgen nicht nur Veranstaltungsorte wie die Konzertmuschel, sondern auch die liebevoll angelegten Wege, die die Bürger im Park auch weit über 100 Jahre nach seiner Planung zum Flanieren und Verweilen einladen.

Im Jahr 2009 ist der Park einer grundlegenden Neugestaltung unterworfen worden, die auch wegen der Zerstörungen des Sturmtiefs „Kyrill“ im Jahr 2007 notwendig geworden ist. So ist der Remscheider Stadtpark ein Stück grüne Heimat in der Stadt.

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