Remscheider Innenstadt „Die Alleestraße ist ein Härtefall“

Remscheid · Der Standortentwickler Edgar Neufeld zollt der Stadt Respekt für die selbstkritische Analyse ihrer bisherigen Bemühungen. Er plädiert für einen Sonderweg, um der Einkaufsmeile zu helfen. Der ISG komme eine Schlüsselrolle zu.

 In einem leerstehenden Geschäft auf der unteren Alleestraße wirbt die ISG für neue Nutzungen.

In einem leerstehenden Geschäft auf der unteren Alleestraße wirbt die ISG für neue Nutzungen.

Foto: Röser, Henning

Eine mutige und selbstkritische Analyse der aktuellen Situation attestiert Standortentwickler Edgar Neufeld der Stadt bei ihrer strategischen Neuausrichtung für die Belebung der Alleestraße. Wie gestern berichtet, schlägt die Verwaltung der Politik vor, die Einkaufsmeile und ihre unmittelbare Umgebung zum Sanierungsgebiet zu erklären. Das würde mehr Druck auf die Immobilienbesitzer ermöglichen, ihre leerstehenden Objekte nicht verfallen zu lassen. Diese wiederum könnten dann Investitionen in ihre Immobilien teilweise von der Steuer absetzen.

Offen einzuräumen, dass die bisher gewählten städtebaulichen Instrumente – wie etwa das Fassadenprogramm, das neue Anstriche bezuschusst – bislang fast ohne Wirkung geblieben seien, sei der Stadt sicher nicht leicht gefallen, sagte Neufeld unserer Zeitung. Er berät die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Alleestraße und hat für sie ein Konzept für die Belebung der Alleestraße erstellt.

Neufeld zweifelt allerdings an, dass die zusätzliche Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung von Investitionen die Zurückhaltung der Immobilienbesitzer auf der Allee auflösen wird. So lange keine wirkliche Chance gesehen werde, dass eine Investition sich auch wirtschaftlich trage, etwa indem sie einen solventen Mieter anlockt, werde es keinen Durchbruch geben. Das liege daran, dass die Negativentwicklung der Allee schon viel zu lange dauere und sehr weit fortgeschritten sei. Zweidrittel der Straße seien inzwischen davon betroffen. „Die Allee ist auf den Knien.“

Diese Ausnahmesituation müsste die Stadtspitze dem Land übermitteln, um Möglichkeiten für einen Remscheider Sonderweg bei der finanziellen Unterstützung auszuloten. Denn nur durch Investitionen der öffentlichen Hand könne ein Umschwung angestoßen werden, ist Neufeld überzeugt. „Die Allee ist ein Härtefall“, das müsse man der Aufsichtsbehörde in Düsseldorf klarmachen. Die Stadt müsse die Räume auf der Allee neu definieren.

Als ein Beispiel für hohen Investitionsbedarf nennt er das Parkhaus an der Blumenstraße. Um einen Vollsortimenter-Supermarkt an der unteren Alleestraße ansiedeln zu können, müsste es so umgebaut und erweitert werden, dass hier künftig auch eine Warenanlieferung durch LKW möglich wird. Das werde allerdings teuer. Aktuell sei niemand bereit, diese Investition zu tätigen.

Wichtig für die Erfolgschancen der geplanten Neuausrichtung der Innenstadtstrategie sei zudem, dass sie schnell greife und sichtbare Erfolge zeige. Die Alleestraße könne in ihrer aktuellen Notlage keine weiteren Jahre mehr auf konkrete Fortschritte warten.

Der ISG Alleestraße, die die Interessen der Immobilien-Eigentümer auf der Fußgängerzone vertritt, komme in dieser neuen Phase eine zentrale Rolle zu, sagte Neufeld. Für die Stadt sei sie jetzt strategisch noch wichtiger geworden. „Stadt und Politik müssen die ISG als ihren wichtigsten Partner sehen.“

Denkbar sei etwa, dass ISG und Stadt in einer schriftlichen Vereinbarung ihre gemeinsamen Ziele fixieren. So sei es in Bochum gemacht worden, wo Neufeld selber Mitglied einer ISG ist.

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