Remscheider Innenstadt Die Alleestraße, ein echtes Sorgenkind
Remscheid · Bei einem Bürgerrundgang durch die Alleestraße mit der Stadtspitze wurde einmal mehr deutlich: Es ist zwar einiges in Bewegung, die großen Probleme aber reißen nicht ab und nehmen zu.
Große Baustellen, viele Leerstände, heruntergekommene Immobilien und bauliche Schäden: Die Ausbeute nach einer rund einstündigen Tour in klirrender Kälte durch die Remscheider Innenstadt ist überschaubar, das Gefühl desolat. Das einst zentrale Herzstück der Werkzeugstadt, einst florierende Einkaufsmeile mit sprudelnden Brunnen und jeder Menge Aufenthaltsqualität, wirkt an diesem Winternachmittag noch heruntergekommener als sonst.
Der 1958 erbaute und 1985 umgebaute Friedrich-Ebert-Platz hat es nach über 30 Jahre geschafft, von der viel diskutierten Theorie in die Praxis verlagert zu werden. In den vergangenen Monaten hat sich sein Anblick verändert. Doch, bis der zentrale Busbahnhof in gänzlich neuem Glanz erstrahlt, müssten sich die Bürger noch gedulden, erklärt Baudezernent Peter Heinze: Bis Ende 2024, Anfang 2025 könne es noch dauern. Der Friedrich-Ebert-Platz, nur ein Beispiel für den zeitaufwendigen Weg der Politik, um in der Innenstadt etwas zu bewegen.
Auf dem Weg zum Markt legt Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz eine kleine Werbepause vor der Schatzkiste ein. „Sehr empfehlenswert und ein tolles Angebot. Wer noch nicht da war, hingehen. Kultur lebt auch von Gästen.“ Gäste erwartet das Stadtoberhaupt in der kommenden Freiluftsaison auf der Alten Bismarckstraße. Die neuen Terrassen, die sich derzeit im Winterschlaf befinden, würden an schönen Tagen zum Verweilen einladen. „Im Sommer ist das unsere kleine Altstadt“, urteilt der Oberbürgermeister.
Apropos Sommer: Das Problem des seit Jahren abgeschalteten und umzäunten Künstlerbrunnens sei gelöst. In diesem Sommer schon werde der Brunnen, der in den 90er Jahren vom Rat als Geschenk angenommen wurde und in dessen Verantwortung die Stadt steht, wieder sprudeln.
Weniger leicht zu lösen bleibt das Problem des ehemaligen Sinn Leffers Gebäude. „Das Ding ist echt eine Frechheit, wie es dasteht“, entfährt es dem Oberbürgermeister. Die Stadt befände sich im Gespräch mit dem aktuellen Eigentümer, berichtet Heinze. „Wir haben noch immer die Hoffnung, das Haus zu erwerben.“
Erhalten werden könne das Gebäude dann aber nicht. Ein Abriss sei nötig, um die Pläne eines dritten Ortes umzusetzen. Dass auch dieser Plan länger dauern wird, sofern das Gebäude irgendwann erworben werden kann, stellt Mast-Weisz gleich klar. „Bevor hier was gebaut wird, müssen wir erst in unsere Schulen investieren.“
Erwerben will die Stadt auch das alte Metropol-Kino, um es ebenfalls abzureißen und einen Durchstich zum dann neuen Friedrich-Ebert-Platz zu ermöglichen. Die Bürger, die hier mitlaufen, zeigen sich entsetzt: „Kann man die Eigentümer denn nicht in die Pflicht nehmen? Die können das doch nicht hier verrotten lassen.“ Leider, äußert Mast-Weisz, seien der Stadt die Hände gebunden, solange keine Gefahr von den Gebäuden ausgehe. Und das sei aktuell nicht der Fall: „Wir können und wollen ja auch nicht einfach enteignen.“
Der Eigentümer des ehemaligen Woolworth-Gebäudes würde das Obergeschoss gerne für Wohnungen umbauen. „An sich eine gute Idee“, befindet Heinze. Doch der Wunsch der Stadt sei ein anderer. Abreißen und neu bauen, weil das Gebäude durch seine Bauart und Fassade alles andere als einen schönen Anblick sei. Positiv dagegen sei die Entscheidung des Allee-Center-Betreibers ECE, 30 Millionen Euro in das Center zu investieren und die Supermärkte Aldi und Edeka als neue Ankermieter zu gewinnen. Ein deutliches Bekenntnis zum Standort und ein wichtiges Angebot für die Nahversorgung der Bürger.
Weniger erfreulich sei dafür die jüngste Erkenntnis, dass ins Parkhaus unter dem Theodor-Heuss-Platz Wasser eindringt. Seitdem musste die Belastung auf dem Platz von neun auf fünf Tonnen reduziert werden. Eine neue Baustelle, eine weitere Herausforderung für das Sorgenkind Innenstadt.