Geschenkaktion in Remscheid Der erste Heilige Abend im Seniorenheim

Remscheid · Heute beginnt die Geschenkaktion der Barmer Krankenkasse mit BM-Lesern: Ab sofort veröffentlichen wir wöchentlich Listen mit Wünschen von 75 Bewohnern von Haus Lennep und Stockder Stiftung.

Reinhilde Paffenhoff (83) wohnt in der Stockder Stiftung. Sie feiert erstmals im Seniorenheim Weihnachten.

Reinhilde Paffenhoff (83) wohnt in der Stockder Stiftung. Sie feiert erstmals im Seniorenheim Weihnachten.

Foto: Jürgen Moll

Die Musik, das Meer und der Wandertrieb zogen sich schon immer wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte von Reinhilde Paffenhoff. Doch die Kraft der Wurzeln, die Geborgenheit im Schoße der Familie, waren der heute 83-jährigen Remscheiderin stets wichtiger.

Weihnachten etwa war ihr als Kind immer das liebste Fest: Mit ihren Eltern und den sieben Geschwistern wurde an Heiligabend vor der Bescherung viel gesungen, erinnert sie sich. „Meine Mutter spielte Klavier, mein Vater Geige. Wir haben so lange gesungen, dass die Bescherung immer erst nach 23 Uhr stattfand“, erzählt sie schmunzelnd. Vielleicht war auch das der Grund, warum nicht nur sie, sondern auch einer ihrer Brüder und zwei Schwestern dem Remscheider Volkschor beitraten. Über 60 Jahre lang, erzählt Paffenhoff wehmütig, habe sie im Chor gesungen. „Das war einfach herrlich. Schlager, Operetten, Opern. Ich habe alles gerne gesungen und wir haben viele Konzerte gegeben.“ Ihr Lieblingslied: „Die Blume von Hawaii“ von Paul Abraham.

Kulinarisch hält es Paffenhoff auch gerne traditionell: Heringssalat und Weihnachtsgans etwa, wie sie es als Kind schon gerne aß, gehörten im Hause Paffenhoff über die weihnachtlichen Festtage noch sehr lange auf den Tisch. Das Rezept für gefüllte Rippchen mit gedörrten Pflaumen übernahm Paffenhoff von der Mutter und wurde lange Jahre auch von ihr an den Weihnachtstagen aufgetischt. „Weihnachten bedeutet mir heute immer noch viel, obwohl wir durch Corona und seitdem mein Mann krank ist nicht mehr viel bei der Familie sein konnten.“ Ihren heute 45-jährigen Sohn zog es schon mit 14 Jahren in den hohen Norden, weil er, verliebt in die Seefahrt, Schiffsmechaniker werden wollte. Heute lebt er mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter in Buxtehude.

Mit dem Meer, sagt die 83-Jährige, habe sie persönlich bis zu diesem Zeitpunkt nichts verbunden. Doch die Seefahrt sei ein wichtiger Bestandteil ihrer Familiengeschichte: „Mein Vater ist während des Ersten Weltkriegs zur See gefahren, mein Bruder fuhr im Zweiten Weltkrieg U-Boot. Und man munkelt, dass es in der Familie Paffenhoff wohl auch irgendwann einen Piraten gab“, erzählt sie amüsiert und mit funkelnden Augen der Freude.

Auch wenn es bei ihr nicht gleich die Seefahrt war, das Fernweh packte Reinhilde Paffenhoff als junge Frau dennoch: Weil sie die Welt sehen wollte, ging sie nach der Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau für ein Jahr als Au-pair in die Schweiz. Dort versorgte sie eine fünfköpfige Familie, die ein Musikgeschäft betrieb. „Das war eine wunderbare Zeit“, erinnert sie sich heute gerne zurück. Auf drei Jungs musste sie damals als 21-jähriges Au-pair aufpassen. Täglich wurde gebacken – Plätzchen und Kuchen. Das Leben in der Schweiz, die wunderschönen Städte und das Essen – vor allem das viele Käsefondue – genoss Paffenhoff sehr. „Wenn ich sonntags frei hatte, fuhr ich nach Genf oder zum Lago Maggiore“, berichtet sie.

Doch die familiären Wurzeln zogen sie zurück in ihre Remscheider Heimatstadt, wo sie 1968 auch ihren Mann kennenlernte. Keine Liebe auf den ersten Blick, zumindest für sie nicht, erzählt sie amüsiert. Mit einem Zeitungsartikel und einem Foto von ihr sei Eberhard Paffenhoff damals durch Remscheid gefahren, auf der Suche nach ihr. „Wir hatten damals ein Konzert am Ehrenhain, da war ich dann mit Foto in der Zeitung zu sehen.“ Angetan von dem Anblick suchte Eberhard die schöne junge Frau. Bei der ersten Kontaktaufnahme versteckte sie sich noch vor ihm. „Ich wollte ihn gar nicht“, erzählt sie weiter und lacht. Doch als er dann während der Kirmes in Westhausen in seiner Feuerwehruniform vor ihr stand, war es dann doch um sie geschehen. „Irgendwie hat er mich in Uniform dann doch überzeugt.“

Bis heute sind sie unzertrennlich, leben mittlerweile zusammen in der Stockder Stiftung. Hier werden sie in diesem Jahr ihr erstes Weihnachtsfest im Seniorenheim verbringen. Ihr Zimmer haben sie festlich mit Lichterkette und einem kleinen Weihnachtsbaum geschmückt. Auch wenn es in diesem Jahr anders sein wird, Reinhilde Paffenhoff freut sich dennoch auf ein bisschen Besinnlichkeit in Gemeinschaft und vielleicht auch auf die Erfüllung ihres Wunsches, ein Buch von Tatin Giannaro. „Mal schauen, wie Weihnachten in der Stockder Stiftung wird und was uns Corona in diesem Jahr erlaubt.“

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