Öffentlicher Nahverkehr in Remscheid Der Betrieb läuft mit hohen Verlusten

Remscheid · 60 Prozent Rückgang an Fahrgästen verzeichnen die Stadtwerke. Immer mehr Stromkunden in der Industrie und im Gewerbe wollen geringere Abschlagszahlungen. EWR-Geschäftsführer Hoffmann gibt sich dennoch optimistisch.

 Christian Sieper (l.) übernimmt die Buslinie 52 am Friedrich-Ebert-Platz von Ümit Yildiz. Tickets verkaufen beide nicht.

Christian Sieper (l.) übernimmt die Buslinie 52 am Friedrich-Ebert-Platz von Ümit Yildiz. Tickets verkaufen beide nicht.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Linie 654 gehört zu den Bussen, die quer durch die Stadt fahren, von Reinshagen bis Lüttringhausen. Zurzeit fährt sie nach dem Samstagsfahrplan. Doch sie muss nicht an jeder der Haltestellen stoppen. So wie vorgestern Abend. Zwischen Abfahrt Friedrich-Ebert-Platz und Haltestelle Reinshagen hielt die 654 meist nur an jedem zweiten Haltepunkt. Wenn zwei Personen ein- oder ausstiegen, dann waren es schon viele. Meist kam ein einzelner Fahrgast aus dem Bus.

Seitdem die Schulen geschlossen haben und viele Arbeitgeber auf Homeoffice umstellten, verzeichnen die Stadtwerke einen Rückgang von 60 Prozent bei den Fahrgästen. Das bedeute für den städtischen Eigenbetrieb auch enorme Einnahmeverluste. „Das trifft uns wirtschaftlich hart, aber ich bin zuversichtlich, dass wir gut durch die Krise kommen“, sagt Professor Thomas Hoffmann, Geschäftsführer der EWR. Die Hilfsprogramme des Bundes und des Landes stimmen ihn optimistisch.

Kunden der Verkehrsbetriebe, die ihr Abo ruhen lassen wollen, fordern die Stadtwerke auf, telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufzunehmen. Bisher haben 200 Remscheider davon Gebrauch gemacht.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der ersten Woche, sei es nun gesichert, dass gerade in den Morgenstunden ausreichend Busse unterwegs sind, sodass ausreichend Abstand zwischen den Fahrgästen gehalten werden könne, sagt Hoffmann.

Die Einschränkungen der Mobilität und die Schließung der Geschäfte ist auch in den Parkhäusern spürbar. Die Anzahl der Kurzzeitparker ist um 60 Prozent zurückgegangen. Ein weiterer Einnahmeverlust.

Hoffmann zufolge verkaufen die Stadtwerke immer weniger Strom an die Gewerbe- und Industriekunden. „Nach den ersten zwei Wochen stellen wir fest, dass der Stromabsatz um zehn Prozent gesunken ist“, sagt Hoffmann. Gestiegen sind hingegen die Anfragen aus der Industrie, die monatlichen Abschlagszahlungen zu reduzieren. „Wir wollen mit den Kunden eine gemeinsame Lösung finden“, sagt Hoffmann. Das gilt auch für Privathaushalte. Wer aufgrund von Verdienstausfall in Schwierigkeiten gerät, dem bieten die Berater Möglichkeiten der Entlastung an, betont Hoffmann.

Die Belegschaft des Energieversorgers ist ein Spiegel der Gesellschaft. Von den etwa 500 Angestellten befinden sich 100 im Homeoffice. Corona-Fälle habe es unter den Mitarbeitern gegeben. Ein Notfallplan stelle sicher, dass es bei der Versorgung mit Strom und Wasser zu keinen Schwierigkeiten kommt. „Wir haben unsere Service-Teams immer einsatzbereit“, sagt Thomas Hoffmann. Die EWR seien zurzeit primär mit ihrem Basisgeschäft beschäftigt. Mindestens jeden zweiten Tag tage der Krisenstab.

Von allen Einrichtungen der EWR ist das Badeparadies H2O am härtesten betroffen. Sowohl die Wasserlandschaft mit Sauna in Lennep wie auch das Sportbad am Stadtpark mussten schließen. Bis auf eine kleine Einsatztruppe im H2O wurden die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Die verordnete Schließung soll aber genutzt werden, um die Ausbesserungsarbeiten, die eigentlich für den Herbst vorgesehen waren, vorzuziehen. Es sei gelungen, die Fachfirmen für diesen neuen Termin zu gewinnen. Hoffmann gibt sich optimistisch, dass während der Corona-Krise die Instandhaltungsarbeiten ausgeführt werden. So könne das H20 im Herbst auf die Schließung verzichten. Die Verluste bleiben.

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