Remscheider Freiwilligenzentrale „Die Brücke“ in der Corona-Zeit Krise wertet das Ehrenamt auf

Remscheid · Werner Brück von der Remscheider Freiwilligenzentrale „Die Brücke“ erkennt in der Corona-Pandemie auch Chancen für die Einrichtung.

 Brückenbauer: Werner Brück ist bei der Freiwilligenzentrale als Berater tätig.

Brückenbauer: Werner Brück ist bei der Freiwilligenzentrale als Berater tätig.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Dank der Freiwilligenzentrale „Die Brücke“ haben in den vergangenen zwölf Jahren zahlreiche engagierte Bürger ein Ehrenamt aufgenommen und bringen sich seither etwa in der Kinder- und Erwachsenenbetreuung ein, spenden Zeit und ein offenes Ohr an jene, die es brauchen, oder helfen als Handwerker aus. Während der Corona-Pandemie wurde das bürgerschaftliche Engagement, aufgrund der Verordnungen und Restriktionen zur Eindämmung des Virus, allerdings komplett zurückgefahren, berichtet Werner Brück, Berater in der Brücke. Dabei habe die gesundheitliche Krise gezeigt, dass die Hilfe untereinander, am Ende das Wichtigste ist, was eine Gesellschaft zu bieten hat.

Weit über 200 diverse Tätigkeiten bei rund 100 Organisationen fasst das Register der Freiwilligenzentrale. Es sind offene Stellen, die von Wohltätigkeitsverbänden, Kirchen aber auch der Kommune mit Ehrenamtler besetzt werden. Werner Brück ist einer von aktuell insgesamt sechs ehrenamtlichen Beratern der Brücke, die regelmäßig engagierte Bürger für passgenaue Tätigkeiten an die Organisationen vermitteln.

In der Regel, erzählt der diplomierte Heil- und Sonderpädagoge und Sozialtherapeut im Ruhestand, dauert es keine 30 Minuten für die Vermittlung. „Je zielgerichteter jemand zu uns kommt, je klarer die Vorstellung sind, desto schneller geht es mit der Vermittlung“, berichtet Brück. Für gewöhnlich sind mehrseitige Profilbögen der Organisationen mit den Anforderungen an die Ehrenamtler für die jeweilige Tätigkeit in der Datenbank der Brücke hinterlegt. „Beispielsweise dürfen im Frauenhaus nur Frauen ehrenamtlich tätig sein“, erklärt Brück. „Für die kirchlichen Besuchsdienste wird vorausgesetzt, dass die Ehrenamtler der Kirche angehören und ein Bezug zum Glauben haben.“

In den allermeisten Fällen steht der Ausübung des Ehrenamts nach einer ersten Kontaktaufnahme mit der jeweiligen Organisation nichts im Wege. Für besonders anspruchsvolle Tätigkeiten, wie etwa im Gefängnis oder als Familienpaten, müssen sich die Ehrenamtler in einen mehrteiligen Schulungskurs vorbereiten. Auch da, habe Brück festgestellt: „Je spezialisierter das Anforderungsprofil der Organisationen ist, desto schwieriger ist es, diese Stellen zu besetzen.“

Wichtig ist Brück, dass er nicht für die Organisationen vermittelt, sondern für die Ehrenamtler, stellt er heraus. Wer sich in der Brücke beraten lässt, wird nach seinen persönlichen Interessen und Vorstellungen befragt. Denn: „Das Ehrenamt muss Spaß machen“, betont Brück. „Wenn es keinen Spaß macht, dann ist es kein gutes Ehrenamt.“

Während des Shutdowns blieb auch das kleine Büro der Brücke in der Alten Bismarckstraße 8 geschlossen. Auch derzeit werden keine persönlichen Beratungen angeboten. Nur telefonisch oder per Mail sind die Berater zu erreichen. „Man könnte sagen, dass die ehrenamtliche Arbeit ruht, weil unsere Ehrenamtler aus Schutz nicht mehr in die Einrichtungen kommen.“

Das einzige, was möglich war, sagt Brück, waren – in Zusammenarbeit mit dem Bürgerkolleg – die Seminare für angehende Vorlesepaten. Die Resonanz sei dabei enorm gewesen. Überhaupt, ist er überzeugt, habe die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in der Gesellschaft einen anderen Stellenwert bekommen. Denn in der akuten Phase haben sich aus der Nachbarschaft heraus ehrenamtliche Einkaufshilfen gegründet. „Das zeigt doch, dass das Wichtigste, was eine Gesellschaft in der Krise zu bieten hat, das Ehrenamt ist.“

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