Kultur in Remscheid Bunker wird zu Ausstellungsraum

Innenstadt · Künstler verwandelten Schutzraum im Rahmen des Friedenswochenendes in eine Ausstellungsfläche.

 In einem Raum des Bunkers war eine Art großer Engel aufgebaut, der bunt beleuchtet wurde und für Optimismus sorgte.

In einem Raum des Bunkers war eine Art großer Engel aufgebaut, der bunt beleuchtet wurde und für Optimismus sorgte.

Foto: Cristina Segovia-Buendía

In einem außergewöhnlichen Licht erstrahlte am Samstagabend das steinige Gemäuer des alten Bunkers an der Kirchhofstraße, der unterhalb der Citykirche verborgen liegt. Künstler verwandelten den fast 80 Jahre alten Schutzraum im Rahmen des Friedenswochenendes des Ev. Kirchenkreises in eine etwas andere Ausstellungsfläche für ihre Lichtinstallationen.

Lange Zeit hatte ihn keiner mehr betreten, den Schutzraum der Evangelischen Kirchengemeinde am Markt. „Viele wussten überhaupt nicht, dass er existiert“, sagte Pfarrer Martin Rogalla im Gespräch mit einem älteren Remscheider. Auch dieser, kurz nach dem Krieg erst geboren, erinnerte sich nur schwach daran, dass das Gemäuer bis in die 50er-Jahre von Kindern zum Spielen und von Musikfreunden für Jazz-Partys genutzt wurde. Tatsächlich aber wurde er 1939 in Auftrag gegeben und Anfang 1940 erbaut – ein privater Schutzraum für 150 Leben. „Man kann aber davon ausgehen, dass hier wesentlich mehr Menschen Schutz gesucht haben“, sagte Rogalla. Unterlagen zum Bunker gebe es keine mehr, doch die Aussagen von Zeitzeugen bestätigten Rogallas Vermutung.

Eine ältere Dame erinnerte sich noch gut, wie es damals im Bunker ausgesehen hatte. Es sei das letzte Überbleibsel einer schlimmen Zeit, dass nun mit neuem Leben gefüllt wurde. Künstler hatten besondere Lichtinstallationen aufgebaut, wie etwa Ute Lennartz-Lembeck. Die Remscheiderin hatte weit über
60 Tonschalen verschiedener Größen gebrannt und sie mit Wörtern versehen, die ihr wichtig sind – wie Zeit, Humor, Toleranz oder Aufmerksamkeit. In einem Teich mit Wasserpumpe glitten die mit Kerzen beleuchteten Schalen im sonst dunklen Raum auf dem Wasser, stießen immer mal wieder aneinander und lösten unterschiedliche Klänge aus. „Ich wollte wissen, wie es klingt, wenn Freude und Liebe aufeinandertreffen“, sagte Lennartz-Lembeck. Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Installation habe sie bei einer anderen Ausstellung entdeckt und weiterentwickelt. Der Bunker biete die optimale Kulisse dafür und rege zum Nachdenken an.

Einen Raum weiter war eine Art großer, abstrakter Engel aufgebaut, der bunt beleuchtet wurde und in dem sonst dunklen und tristen Raum für Optimismus sorgte. Nebenan projizierte ein Beamer einen Bombenangriff auf die kalte Mauer aus Backsteinen. Kontraste, mit denen der Bunker damals wie heute konfrontiert wird.

Die Öffnung des Schutzraums hatte gleich zu Beginn des Abends zahlreiche Gäste an die Kirchhofstraße gelockt, so dass sich eine Schlange vor dem Eingang bildete. Rogalla könnte sich vorstellen, den Schutzraum künftig für ausgewählte Veranstaltungen und Ausstellungen zu öffnen. Vorher jedoch müssten die Mauern trockengelegt werden.

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