Remscheider Wahrzeichen Blauer Mond thront über den Dächern

Remscheid · Einfach war die Montage des vier Tonnen schweren Mannesmannröhren-Werke-Emblems nicht. Bis in den späten Nachmittag tüftelten die Arbeiter an der Verkabelung. Am 21. August soll das Wahrzeichen wieder leuchten.

Blauer Mond in Remscheid – eine schwebende Montage​
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Blauer Mond in Remscheid – eine schwebende Montage

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Foto: Jürgen Moll

Neugierig, gespannt und aufmerksam richten sich die Blicke der zahlreichen Schaulustigen aus verschiedenen Generationen am frühen Sonntagmorgen gen Himmel: Sie beobachten interessiert das Treiben der Fachkräfte auf dem abgesperrten Aldi-Parkplatz auf der Burger Straße im Südbezirk. Mit Handy und professionellem Kameraequipment werden die Fortschritte der langersehnten und hart umkämpften Montage eines Remscheider Wahrzeichens dokumentiert. Selbst der Verkehr zwischen Ehringhausen und Zentralpunkt gerät hin und wieder ins Stocken, wenn Fahrer verdutzt aus ihrem Fahrzeug schauen. Denn hoch oben über aller Köpfe schwebt in frisch strahlendem Mannesmann-Blau das sieben Meter große und vier Tonnen schwere Emblem des früheren Remscheider Weltunternehmens, der Mannesmannröhren-Werke.

Ein riesiger Schwerlastkran hat den in den vergangenen Wochen aufwendig instand gebrachten und mit neuer Lichttechnik versehenen Kopf des denkmalgeschützten Turms in luftige Höhen gehievt. Selbst 60 Meter über den Boden sieht der Blaue Mond mit den Mannesmann-Initialen gewaltig aus. In Millimeterarbeit bringt der Schwerlastkran den Kopf immer näher an den Turm, während in einem Hubsteiger Fachleute versuchen, das Stromkabel der neuen LED-Beleuchtung, in eines der Stahlrohre des Turms einzufädeln.

„Gleich wird es wohl so weit sein“, sagt eine Frau zu ihrem Mann, ohne dabei den Blick von den Kränen zu nehmen. Der schaut prüfend auf seine Uhr. Seit 8 Uhr sind die Männer der Spezialfirma bereits im Einsatz, sperrten den Aldi-Parkplatz ab, bauten Autokran und Hubsteiger auf. Gegen 9.30 Uhr wurde mit der Aufrichtung und Hebung des Mastkopfes begonnen. Nun schlägt es bald halb elf – und die Schaulustigen können kaum erwarten, dass der Kopf endlich aufgesetzt und verschraubt wird.

Einer, der die Arbeiten schon etwas länger beobachtet, ist Alfred Sidot. Den 67-Jährigen verbindet eine besondere Beziehung zum Industriedenkmal, wie er verrät: „Ich wohne hier in der Nähe und habe 40 Jahre lang bei Mannesmann gearbeitet. Für mich ist der Blaue Mond Heimat.“ Vermisst habe er das Wahrzeichen sehr. „Es sah sehr kahl aus hier. Und wie viele andere auch, habe ich lange gehofft, dass es endlich aufgerichtet wird.“

Auch Klaus Pillmayer arbeitete 40 Jahre lang für das Remscheider Stahlunternehmen und ist seit vielen Jahren Mitglied im MannesmannHaus-Verein, der sich ebenso wie die in ihm gegründete Interessengemeinschaft „Blauer Mond“ mit viel Inbrunst für die Wiedererrichtung des Denkmals eingesetzt und Spenden für Sanierung und Beleuchtung gesammelt hat. „Der Blaue Mond ist für mich ein Wahrzeichen Remscheids. Ein Denkmal, das ein historisches Ereignis jener Zeit, der Erfindung der nahtlosen Stahlrohre würdigt.“

Langsam wechseln die Blicke vieler Schaulustiger immer häufiger von dem schwebendem Mastkopf zur Uhr. Die Männer in luftiger Höhe, die zuvor ein langes Kabel in eines der Turmrohre hatten gleiten lassen, ziehen es wieder heraus. „Es scheint ein Problem zu geben“, stellen die aufmerksamen Beobachter fest. Und tatsächlich berichtet der technische Beigeordnete Peter Heinze wenig später: „Das Stromkabel, mit dem der blaue Mond später beleuchtet werden soll, ist zwar unten im Turm angekommen, aber vor der Öffnung stecken geblieben.“ Offensichtlich gebe es ein Rohr im Rohr, das den Zugang für das Kabel erschwere. „Dieses Rohr, das wohl zum Schutz für das alte Kabel gelegt wurde, muss nun entfernt werden, damit das neue Kabel durch die Öffnung passt.“

Wie lange die Arbeiten dauern würden, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand einschätzen. „Aber der Kopf wird noch am Sonntag montiert“, betont Heinze auf Nachfrage. Zur Mittagszeit verlassen zahlreiche Schaulustige den Platz, mit der erklärten Absicht, am späten Nachmittag nochmal vorbeizuschauen. Kurz vor 17 Uhr war der Kopf schließlich montiert, und der Schwerlastkran wurde abgebaut.

 Seit sieben Jahren lag die Spitze des ehemalige Mannesmann Turms abmontiert auf dem Aldi-Parkplatz – am Sonntag wurde sie wieder montiert.

Seit sieben Jahren lag die Spitze des ehemalige Mannesmann Turms abmontiert auf dem Aldi-Parkplatz – am Sonntag wurde sie wieder montiert.

Foto: Jürgen Moll
 Seit 8 Uhr waren die Mitarbeiter einer Spezialfirma mit den Vorarbeiten beschäftigt.

Seit 8 Uhr waren die Mitarbeiter einer Spezialfirma mit den Vorarbeiten beschäftigt.

Foto: Jürgen Moll
 Der Aufbau verzögerte sich, weil ein Stromkabel im Leerrohr vom Mannesmann-Turm hängen blieb.

Der Aufbau verzögerte sich, weil ein Stromkabel im Leerrohr vom Mannesmann-Turm hängen blieb.

Foto: Jürgen Moll
 Horst A. Wessel (M.) vom Verein MannesmannHaus mit  Bezirksbürgermeister Stefan Grote (l.) und dem Technischen Beigeordnete Peter Heinze (r.).

Horst A. Wessel (M.) vom Verein MannesmannHaus mit  Bezirksbürgermeister Stefan Grote (l.) und dem Technischen Beigeordnete Peter Heinze (r.).

Foto: Jürgen Moll
 Viele Schaulustige verfolgten die Montage auf dem Aldi-Parkplatz an der Burger Straße.

Viele Schaulustige verfolgten die Montage auf dem Aldi-Parkplatz an der Burger Straße.

Foto: Jürgen Moll

Am 21. August soll der Blaue Mond erstmals wieder in der Abenddämmerung erstrahlen. Für diesen besonderen Anlass will der Förderverein MannesmannHaus an diesem Tag ein kleines Fest auf dem Aldi-Parkplatz feiern. Der Tag der Erleuchtung ist nicht zufällig ausgewählt: Am 21. August 1961 wurde der Mannesmann-Turm errichtet.

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