Ansichtssache in Remscheid Bitte nicht mit „Grauen Wölfen“ tanzen

Meinung | Remscheid · Ein Treffen, von „Grauen Wölfen“ organisiert, erweckt den Anschein, den rechtsextremistischen Hintergrund nicht ernst zu nehmen.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Am „Tag der offenen Moschee“ gehört es zur guten Tradition in Remscheid, dass der Oberbürgermeister und Vertreter des Rates die Einladung zum Besuch der türkischen Gemeinde annehmen. Auch die Teilnahme am „Fastenbrechen“ steht fest im Kalender des OB. Das alles folgt einer vernünftigen Devise: Besser miteinander als übereinander reden.

In einer Stadt, in der fast ein Drittel der Bürger mit Migrationsgeschichte lebt, sind diese Einladungen eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, was eine Selbstverständlichkeit ist: Der Oberbürgermeister der Stadt und die Ratsmitglieder vertreten die Interessen aller Bürger. Das Bemühen in Remscheid ist außerordentlich groß, auf vielen Feldern die Integration zu unterstützen. Der enge Kontakt zu der sehr heterogenen Gruppe der türkischen Gemeinde hat auch dazu geführt, dass ihre Vertreter nach dem Verfall der Demokratie in der Türkei ein klares Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung in Deutschland abgelegt haben. Es gibt keinen Grund, an diesem Bekenntnis zu zweifeln.

Allerdings existiert neben der pragmatischen Ebene eine symbolische Ebene, die Remscheid unverdient in ein schlechtes Licht rückt. Ein Treffen, das in diesem Jahr von den „Grauen Wölfen“ organisiert wurde, erweckt den Anschein, den rechtsextremistischen Hintergrund dieser Gruppierung nicht ernst genug zu nehmen. Nach dem Motto: Die „Grauen Wölfe“ in Remscheid sind nur „kläffende Hunde, die nicht beißen“, um im Bild zu bleiben. Der Verfassungsschutz beschreibt die „Grauen Wölfe“ als gefährlich. Das Menschenbild solcher Gruppierungen wie die türkische „Ülkücü“-Bewegung, auch als „Graue Wölfe“ bekannt, sei stark rassistisch geprägt. Ziel der „Ülkücü“-Bewegung sei der Schutz des Türkentums sowie die Errichtung von „Turan“, einem (fiktiven) ethnisch homogenen Staat unter Führung der Türken.

Mehr muss keiner wissen. Es sind Feinde der offenen Gesellschaft, die das ablehnen, was die Verfassung allen garantiert. Es sind Nazis, die Türkisch sprechen. Die Gutgläubigen sind in eine Falle geraten. Bei der nächsten Einladung sollte die Stadt darauf bestehen, dass keine sich zu Rassismus bekennenden Vertreter mit am Tisch sitzen. Dafür muss nicht der OB, sondern die türkische Gemeinde sorgen.

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