Basteln in Remscheid Besinnliche Weihnachtszeit im Alloheim

Südbezirk · Das Seniorenheim direkt am Sana-Klinikum tut viel dafür, dass die Bewohner die Wochen vor dem Fest ganz besonders genießen können. Ein Besuch.

Julia Decker vom Sozialen Dienst erklärt Bewohnerin Doris, dass das Weihnachtsmanngesicht zuerst mit Bleistift vorgezeichnet wird.

Julia Decker vom Sozialen Dienst erklärt Bewohnerin Doris, dass das Weihnachtsmanngesicht zuerst mit Bleistift vorgezeichnet wird.

Foto: Jürgen Moll

Mit Farbe arbeitet Doris besonders gerne. „Schau mal hier“, sagt die Alloheimbewohnerin ganz aufgeregt und zeigt auf das rote Gesicht, das sie auf das schräge Holzstück aufgemalt hat. „Könnten wir davon bitte ein Foto machen?“

Doris ist nicht die klassische Bewohnerin des Seniorenheims Alloheim an der Burger Straße. Denn dazu ist sie eigentlich zu jung. Doch das Alloheim hat eine Station extra für „die junge Pflege“. Dort leben Menschen, die noch keine 70 sind, aber dennoch nicht alleine wohnen können. Aus geistiger Einschränkung heraus, so wie es bei Doris der Fall ist, oder aus körperlichen Gründen.

 Konzentriertes Arbeiten in der Feinmotorik-Gruppe. Manche haben an diesem Tag „geschwänzt“, weil zeitgleich ein WM-Fußballspiel übertragen wurde.

Konzentriertes Arbeiten in der Feinmotorik-Gruppe. Manche haben an diesem Tag „geschwänzt“, weil zeitgleich ein WM-Fußballspiel übertragen wurde.

Foto: Jürgen Moll

Julia Decker von den Sozialen Diensten der Einrichtung hatte die Idee, die kleinen Weihnachtsmänner mit den Bewohnern zu basteln. „Wir waren erst im Wald und haben nach geeignetem Holz geschaut, aber nichts gefunden, dann habe ich die Holzstücke schließlich gekauft“, erzählt die junge Mitarbeiterin. Beim ersten Treffen wurde das Holz geschliffen und so zu einer Art Handschmeichler. „Normalerweise sind wir in unserer sogenannten Feinmotorik-Gruppe bis zu 14 Personen, aber niemand wird gezwungen und heute wollten einige einfach lieber auf ihren Zimmern Fußball schauen“, erklärt Frank Loseries, der Leiter der Sozialen Dienste.

In dieser Gruppe treffen Bewohner der jungen Pflege mit den Älteren zusammen, alle, die Lust haben, können teilnehmen, sie besteht das ganze Jahr über. „Da geht es um die Hand-Augen-Koordination“, erklärt Loseries. „Es wird mit dem Webrahmen gearbeitet, mit Bastelscheren geschnitten, mit Therapieknete geformt, Fensterbilder bemalt. Ähnliche Dinge, wie man sie auch mit Kindern im Vorschulalter macht.“

Gerade jetzt zur Adventszeit passiert viel im Alloheim. Es werden Lebkuchenhäuschen gebaut, Tannenbäume geschmückt und die Fenster dekoriert. „Und wir backen auch immer Plätzchen“, fügt Doris hinzu und strahlt. „Das macht mir immer ganz viel Spaß.“ Jennifer Bösler, Pflegedienstleitung der Altenpflege, lacht. „Und die sind dann auch immer ganz schnell aufgegessen.“ An den Adventssonntagen wird gesungen und ein Mitarbeiter liest Weihnachtsgeschichten vor. Und am 6. Dezember werden alle Bewohner vom Nikolaus bedacht. „Wir haben einige, die tatsächlich abends ihre Stiefel oder Schuhe vor die Tür stellen, die werden dann auch befüllt“, berichtet Jennifer Bösler.

Zur Weihnachtsfeier am 16. Dezember ist der Saxophonist Dirk Trümmelmeyer zu Besuch im Alloheim, zudem wird wieder gesungen. „Wir haben einen Chor, mit dem wir zurzeit die bekannten Weihnachtslieder einstudieren“, ergänzt Frank Loseries. „Oh ja, das klingt schön“, wirft Doris ein und strahlt. Dann stupst sie ihre Mitbewohnerin Sarah an, eine Frau mit Down-Syndrom, die im Rollstuhl sitzt. „Unsere Weihnachtsmänner sind schön geworden, oder nicht?“

An Heiligabend werden auch die Bewohner beschenkt. „Wir entscheiden uns im Team immer für ein Geschenk, das dann alle bekommen, im vergangenen Jahr war es ein hübsches Nackenkissen, über das sich alle sehr gefreut haben“, erinnert sich Jennifer Bösler. „Und die gesamte Heimleitung besucht dann jeden Bewohner auf seinem Zimmer, wünscht frohe Weihnachten und übergibt ganz persönlich das Geschenk.“

Regelmäßig veranstaltet das Alloheim auch ein Weihnachtswichteln. „Dann rufen wir die Bürger über die Tageszeitungen dazu auf, nette kleine Geschenke für die Menschen zu spenden, die hier bei uns leben und niemanden haben, der sie besucht“, erklärt Frank Loseries. „Die Resonanz ist wirklich jedes Jahr aufs Neue berührend.“

Doris hört aufmerksam zu. Worüber würde sie sich denn freuen? „Ich würde mich doch über Filzstifte freuen und über ein Malbuch, das kann ich dann ausmalen. Und bunte Ketten finde ich schön“, zählt sie auf, aufgeregt wie ein Kind, das einen Wunschzettel erstellt. Dann denkt sie noch mal kurz nach. „Wasserfarben fände ich auch sehr schön. Malen macht doch soviel Spaß.“

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