Remscheid Remscheid bekennt Farbe

Remscheid · Gut 2000 Menschen aus Remscheid und den Nachbarstädten feierten am Samstag ein fröhliches Fest der Nationen. Der kleinen Gruppe rechter Demonstranten schenkten die Remscheider wenig Beachtung.

März 2012: Demo von "PRO NRW" und "Remscheid Tolerant"
21 Bilder

März 2012: Demo von "PRO NRW" und "Remscheid Tolerant"

21 Bilder

Als die etwa 120 Pro NRW-Aktivisten gegen 12.40 Uhr nach Solingen weiter zogen, war auch die Polizei, die mit einem Großaufgebot in der Stadt präsent war, erleichtert: Ihr Konzept war aufgegangen. Die beiden Gruppen waren sich nicht direkt begegnet, Eskalationen fanden nicht statt. Einige vermummte Demonstranten aus dem linken Spektrum hatte die Polizei während der Sternmärsche zum Festgelände aus dem Verkehr gezogen.

Die Ankündigung von Pro NRW, am 24. März gegen den Moscheeneubau an der Stachelhauser Straße zu demonstrieren, hatte in den vergangenen Woche eine große Bewegung in Remscheid in Gang gesetzt. Kirchen, Sozialverbände, Parteien, Schulen, Kindergärten, die Stadt und viele, viele mehr schlossen sich zum Bündnis "Remscheid tolerant" zusammen, dessen Antwort auf die Demonstration das Fest der Nationen am Moscheegelände an der Stachelhauser Straße / Weststraße war.

Der Tag begann mit einem stimmungsvollen ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche am Markt. Das Gotteshaus platzte aus allen Nähten. Als bezeichnendes Motto hatten Superintendent Hartmut Demski, Pfarrer Martin Rogalla und Monsignore Thomas Kaster einen Vers des Propheten Jeremia gewählt: "Suchet der Stadt Bestes". Thomas Kaster bezeichnete die 120 verschiedenen Nationen, die in Remscheid leben, als Reichtum der Stadt. Gleichwohl müsse dieser Reichtum gepflegt werden — eine bleibende Aufgabe. Das Fest der Nationen könne ein Startschuss dazu sein.

Ähnlich drückten es später beim Fest auch Redner auf der Bühne aus. Es sei eine tägliche Aufgabe, tolerant zu sein, sagte der bisherige Landtagsabgeordnete Sven Wolf (SPD). Er forderte die Remscheider auf, sich mit ihren Nachbarn auszutauschen, wenn sie Fragen nach deren Kultur und Religion hätten. CDU-Bundestagsabgeordneter Jürgen Hardt machte aber auch klar, dass dieses Kennenlernen in alle Richtungen gelte. Er ermutigte alle in Remscheid lebenden Migranten, die deutsche Sprache zu lernen — "egal, wie alt Sie sind".

Den Festplatz hatten viele Mit-Feiernde über zwei Sternmärsche erreicht: Den einen bildeten die Gottesdienstbesucher, der andere war am Teo Otto Theater gestartet. Auf der Freiheitstraße vereinten sich beide Züge unter viel Applaus. Waren die Deutschen bei den Sternmärschen noch in der Mehrheit, so mischte sich auf dem Festgelände die Nationen.

Entlang der Weststraße hatten viele Bündnispartner ihre Stände aufgebaut, auf der Straßenkreuzung zur Stachelhauser Straße stand eine Bühne, auf der den ganzen Tag über für Programm gesorgt war. Moderator Horst Kläuser warb dort um Verständnis für den Moscheebau und die Muslime in Remscheid: Wer Gotteshäuser baue, sei nicht auf der Durchreise, so wie die rechten Demonstranten, sondern wolle am Ort bleiben. "Das sind Menschen, die hier mit uns leben möchten", sagte er. "Das sollte uns nicht Angst, sondern Mut machen." Himmet Ertürk vom Ditib-Verein, der die neue Moschee baut, bekräftigte, dass das Minarett ein stilles sein und von dort kein Muezzinruf erklinge werde.

Die Demontration von "Pro NRW" und die Gegendemonstration des Bündnisses "Remscheid Tolerant" verliefen friedlich, wie die Polizei mitteilte. Das Fest der Nationen kann ungestört begangen werden. An der Demonstration von "Pro NRW" nahmen etwa 120 Personen teil.

Dem stellte sich das breite bürgerliche Bündnis "Remscheid Tolerant mit ungefähr 2000 Teilnehmern entgegen. Sowohl die Demonstrationen als auch die Kundgebungen verliefen störungsfrei und friedlich. Am Samstag feiert die Stadt Remscheid das Fest der Nationen.

(ots)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort